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Test - Saints Row: The Third : Es lebe die Anarchie!

  • PC
  • PS3
  • X360
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Die Schießereien fallen leider ziemlich plump aus. Das liegt zum einen daran, dass es kein aktives Deckungssystem gibt. Ihr könnt euch zwar ducken und hinter Wänden in Deckung gehen, aber richtig gut funktioniert das nicht und meistens sucht ihr dann doch lieber die direkte Konfrontation. Zum anderen hat die KI im Vergleich zum Vorgänger keinen echten Sprung gemacht. Sie agiert immer noch ziemlich dämlich, geht überhaupt nicht in Deckung und läuft euch gerne mal mitten in die Schussbahn. Dadurch bleiben die Ballereien sehr simpel – zu simpel. Spaß machen sie dank der zahlreichen Waffen aber allemal und die nötige Herausforderung wird dank einiger hartnäckiger Gegner ebenfalls geboten.

Die Stadt des Vergessens

Wer GTA IV ausführlich gespielt hat, wird irgendwann jeden Winkel von Liberty City auswendig kennen. Man weiß ganz genau, wo welches Gebäude ist und fühlt sich sogar richtig heimisch. Das mag aber auch daran liegen, dass die Stadt dem echten New York sehr ähnlich sieht und sich auf den ersten Blick kaum von ihr unterscheidet. Saints Row: The Third hat kein direktes Vorbild und genau daran könnte es unter anderem liegen, warum einem die Spielwelt nicht im Gedächtnis bleiben will. Wie schon Stilwater im Vorgänger wirkt Steelport zu generisch. So gut wie keine Ecke bleibt im Gedächtnis hängen. Es ist eine Welt ohne eigene Identität, die zwar jede Menge Autofahrer und Passanten zu bieten hat, aber kein Leben ausstrahlt.

Das ist ein Kritikpunkt, an den sich Fans der Serie zwar gewöhnt haben dürften, den man aber trotzdem ungern wieder sieht. Allerdings ist es nicht Volitions Ziel, eine glaubwürdige Spielwelt zu erschaffen, sondern einen großen Spielplatz zu kreieren, auf dem man sich so richtig austoben kann. Und das kann man in Saints Row: The Third sehr gut. Allerdings müssen Käufer der deutschen Version mit einigen Schnitten leben. So lassen sich Passanten nicht als menschlicher Schild verwenden und wenn ihr ein Blutbad auf offener Straße anrichtet, wird die Polizei schneller aktiv als in der ungeschnittenen Fassung. Für erledigte Zivilisten gibt es zudem kein Geld und keine Erfolge. Eine weitere Kürzung betrifft den sogenannten Whored-Modus, der mit Horde 2.0 aus Gears of War 3 zu vergleichen ist. Mit einem weiteren Spieler tretet ihr hier gegen mehrere Wellen von Gegnern an und müsst versuchen, so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Wer sich jedoch bei Saints Row sowieso nur für die Kampagne interessiert, dürfte diesen Spielmodus nicht sonderlich vermissen. Gut ist, dass keine Waffen oder Missionen in der deutschen Version fehlen und auch der volle Blutfaktor geboten wird.

Saints Row 2 in hübsch

Der vermutlich größte Kritikpunkt an Saints Row 2 war die schwache Grafik, die gegen GTA IV kein Land sah und für die damaligen Verhältnisse bereits stark veraltet war. Für den dritten Teil hat Volition ordentlich an der Optikschraube gedreht. Vor allem die PC-Version bietet tollte Lichteffekte sowie scharfe Texturen und profitiert sogar von DirectX 11. Pop-ups halten sich zudem in Grenzen und fallen nur dann auf, wenn man mit einem Hubschrauber oder Jet über die Stadt fliegt. Die Konsolen können da natürlich nicht ganz mithalten, wobei der Unterschied bei Weitem nicht so groß ausfällt wie beispielsweise bei Battlefield 3. Auch auf der PlayStation 3 und der Xbox 360 hat die Serie einen großen Sprung gemacht. Wir hatten sogar den Eindruck, dass das Spiel etwas flüssiger als sein Vorgänger lief.

Während Saints Row optisch also GTA mehr oder weniger eingeholt hat, hinkt es dem Konkurrenten in Sachen Sound immer noch etwas hinterher. Damit meinen wir jedoch nicht die Synchronsprecher oder die Musik, denn beides ist ähnlich hervorragend wie in Saints Row 2. Vor allem die unterschiedlichen Radiosender, die von Hip-Hop über Metal bis hin zu Klassik reichen, können begeistern und die gut geschriebenen Dialoge sind toll vertont. Jedoch hätten wir uns von den Sound-Effekten etwas mehr erwartet. Den Motoren- und Waffenklängen fehlt irgendwie das gewisse Etwas. Ein GTA IV bietet diesbezüglich zwar auch nicht die volle Dröhnung, macht aber seine Sache immerhin besser.

Fazit

Jens Bremicker - Portraitvon Jens Bremicker
Ja, Saints Row: The Third hat seine Macken: Zu nennen sind die wenig erinnerungswürdige Spielwelt und die dumme KI. Doch das ist letztendlich Kritik auf hohem Niveau, denn der Spaß, den ihr mit diesem Titel haben werdet, ist enorm. Die Missionen sind stellenweise unglaublich witzig: seien es die Hauptaufträge oder die Aktivitäten. Es gibt so unglaublich viel zu tun, dass ihr die Schwachpunkte schnell vergesst und mehr als 20 Stunden mit einem breiten Grinsen vor dem Bildschirm sitzt. Die deutlich verbesserte Optik, die vor allem auf dem PC all ihre Karten ausspielt, sowie Musik und Sprachausgabe runden das Paket perfekt ab. Und wenn man sich mal einsam in Steelport fühlt, dann spielt man einfach mit einem Kumpel zusammen im Koop. Bleibt nur noch die Frage zu klären: Kann man auch zur deutschen Version greifen? Ich denke schon, denn der Whored-Modus ist zwar bestimmt spaßig, letztendlich aber nur ein Zusatz und die Änderungen in der Kampagne fallen zum Glück nicht sonderlich gravierend aus. Wer aber das komplette Spiel haben möchte, sollte zum Import greifen. Doch egal in welcher Version: Saints Row: The Third ist ein exzellentes Open-World-Spiel, das meiner Meinung nach sogar GTA IV übertrumpft – um die eingangs gestellte Frage endlich zu beantworten.

Überblick

Pro

  • große Spielwelt
  • viele Missionen
  • abgefahrener Humor
  • vielfältiges Waffenarsenal
  • jede Menge Fahrzeuge
  • grandioser Charaktereditor
  • verbesserte Optik
  • tolle Sprachausgabe
  • coole Dialoge
  • dank Nebenmissionen und einigen coolen Ideen sehr abwechslungsreich
  • geniale Musikauswahl
  • Koop-Kampagne
  • lange Spielzeit

Contra

  • schwache Gegner-KI
  • kein Deckungssystem
  • identitätslose Stadt
  • schwache Sound-Effekte
  • einige Aktivitäten aus dem Vorgänger fehlen

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