Test - Lacuna : Die nächste Generation Adventure-Game?
- PC
Ein ganzes Sonnensystem voller Korruption: Lacuna spielt in einer fremden Welt und zu einer anderen Zeit, in der die Menschheit dank fortschrittlicher Technologie gleich mehrere Planeten bevölkern konnte. Dort übernehmt ihr die Rolle des CDI-Agenten Neil, der nach dem Mord an einen Außenminister in einen Strudel voller Verrat und politischer Dramen verwickelt wird – und ihr müsst ihm helfen, möglichst heil wieder herauszukommen.
Ein Sci-Fi-Noir-Abenteuer ...
… so lautet die offizielle Tagline von Lacuna, einem Adventure des deutschen Entwicklers DigiTales. In der Tat stecken in der Geschichte sowohl Elemente aus Star Trek als auch aus Dutzenden von Film-Noir-Klassikern wie Chinatown - mehr Details verraten wir nicht. Allerdings sei versichert, dass sowohl die Qualität der Texte als auch der Plotverlauf sehr stimmig sind.
Die Kulisse wird in prächtiger Pixelgrafik dargestellt, die aufgrund der dicht bebauten Städte an ein bunte Variante von Blade Runner erinnert. Die Figuren bestehen aus eckigen Klötzen, die umso hübscher animiert sind. Ihre Gesichter bekommt man nur während der Dialoge zu sehen, wobei sie dann leider etwas leblos wirken. Deutlich gelungener ist die tolle Musik, die gekonnt klassisches Klavier mit dezent futuristisch klingenden Synthi-Instrumenten mischt.
Protagonist Neil arbeitet wie bereits angedeutet als CDI-Agent, quasi ein Pendant zum amerikanischen CIA, und ist die meiste Zeit unterwegs. Genau genommen pendelt ihr ständig zwischen eurer Wohnung, dem CDI-Hauptgebäude, dem einen oder anderen Tatort und diversen Verdächtigen, die ihr aufsuchen müsst.
In den zahlreichen Gesprächen des Spiels stehen euch nur wenige Dialogoptionen zur Verfügung, die aber umso wichtiger sind. In einigen Fällen müsst ihr sogar knallharte Entscheidungen treffen, die sowohl den Verlauf der Geschichte als auch das Ende beeinflussen.
Mehr als ein pixeliger Walking-Simulator
Somit vermittelt das Spiel auf den ersten Blick ein typisches Visual-Novel-Flair, doch der Eindruck täuscht. Sobald ihr beispielsweise eine Akte ausfüllen sollt, müsst ihr aufgrund von Gesprächen und Spuren, die ihr vor Ort entdeckt, die korrekten Schlüsse für den mutmaßlichen Tathergang ziehen. Das Fiese hierbei: Sobald ihr eure Entscheidung getroffen habt, speichert das Spiel automatisch ab. Ihr habt also immer nur einen Versuch!
Solltet ihr falsch liegen, dann geht das Spiel freilich weiter – jedoch verpasst ihr daraufhin weitere, wichtige Informationen oder euch geht ein potenzieller Zeuge durch die Lappen, der euch wiederum bei eurem nächsten Problem hätte helfen können.
Dieser Ansatz ist durchaus mutig und sorgt für Spannung: Weil ein Fehler unangenehme Konsequenzen nach sich zieht, die ihr nicht mehr rückgängig machen könnt, nehmt ihr euren Job umso ernster. Glücklicherweise sind die Rätsel durchweg logisch und mit genügend Hinweisen gespickt, von denen ihr den einen oder anderen gar auf mehrfache Weise erhaltet. Insofern ist ein „gutes“ Ende definitiv möglich, selbst wenn ihr euch bei euren Ermittlungen einen Patzer erlaubt.
Leider hat die Sache auch einen Haken: Die Motivation, das Spiel nach einmaligem Beenden erneut zu starten und dabei eine andere Richtung einzuschlagen, ist erstaunlich gering. Das liegt zum einen an den doch recht langen Laufwegen, die sich beim zweiten Versuch doppelt so zäh anfühlen. Zum anderen lassen sich die regelmäßigen inneren Monologe von Neil leider nicht abbrechen.
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Überhaupt wirkt dessen Synchronsprecher deplatziert: Während die Geschichte durchaus das Flair einer guten, modernen TV-Serie vermittelt, wirkt der Erzähler wie aus einer Hörspielkassette entliehen. Die meist selbstkritischen Gedankengänge von Neil verwirren eher und durchbrechen sogar gegen Ende die vierte Wand, weil sie ohne ersichtlichen Grund den Spieler ansprechen beziehungsweise ihn duzen.
Kein klassisches Point'n'Click
Ein etwas kleineres Problem betrifft die Steuerung, weil sie für ein Adventure der heutigen Generation ungewöhnlich umständlich geraten ist. Lacuna lässt sich komplett mit der Tastatur oder dem Joypad spielen, gleichwohl einige Funktionen mit der Maus komfortabler (beispielsweise das Durchstöbern von Akten und E-Mails) und andere dafür überhaupt nicht möglich (allen voran das Bewegen der Spielfigur) sind.
Des Weiteren gibt es jeweils eine Taste zum Benutzen von Gegenständen oder Ansprechen von Personen, während ihr zum Untersuchen in einen anderen Modus wechseln und die daraufhin markierten Objekte anklicken sollt. Zudem könnt ihr euch per Knopfdruck alle relevanten Gegenstände anzeigen lassen, jedoch werden sie einfach nur farblich anders umrandet – was man aufgrund der voll mit Details gespickten Pixelgrafik kaum erkennt.
Zum Glück gewöhnt man sich recht schnell an diese Eigenarten und weiß am Ende umso mehr die Vorteile der Benutzerführung zu schätzen. So habt ihr eine Akte bereits nach wenigen Klicks vervollständigt, könnt jederzeit sämtliche gesammelten E-Mails oder Zeitungsberichte lesen oder alle bereits vollzogenen Dialoge abrufen.
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