Special - Benehmen im Internet : Maul, du Troll
Max „Rockstah“ Nachtsheim
Frage: Wer bist du und um welche Facebook-/Twitter-Auftritte kümmerst du dich?
Antwort: Ich bin Max Nachtsheim, den Menschen aber eher als Rapper Rockstah ein Begriff. Ich verwalte folglich auch alle offiziellen Rockstah-Accounts im Social Media vollständig alleine.
Frage: Inwieweit sind negative Kommentare auf Facebook und Co. Teil deiner Arbeit?
Antwort: Es hält sich in Grenzen, aber so, wie ich auch das ganze positive Zeug mitbekomme oder auch die Fragerei rund um alles andere, so bekomme ich natürlich auch die negativen Sachen mit, beziehungsweise direkt ab. In den meisten Fällen ist es aber schon einfach amüsant.
Frage: Was tust du, wenn negative Kommentare auftauchen? A) bei nachvollziehbaren Kommentaren, B) bei Kommentaren, die lediglich beleidigend oder faktisch falsch sind.
Antwort: Da ich immer noch mein eigener Herr bin, was das alles angeht, verwalte ich die Sachen auch dementsprechend. Wenn ich nicht will, dass jemand mich auf meiner eigenen Seite Hurensohn nennt, wo es neben Fans auch noch Leute aus meiner Familie und meinem Freundeskreis lesen können, dann wird das halt gelöscht. Genauso wie Unterstellungen und Falschaussagen. Die Leute sollen mal keine Eier bekommen, nur weil sie die große Aufgabe überwunden haben, sich einen Social-Media-Account anzulegen. Mir kann man die Sachen ja auch wirklich direkt ins Gesicht sagen. Macht aber niemand. Ich interagiere aber auch ab und zu mit dem Hass und/oder der Dummheit der Menschen. Manchmal muss man Leute an den Pranger stellen. Und es macht auch Spaß.
Frage: Glaubst du, dass Menschen vergessen, dass hinter den Firmen-Accounts auch Menschen sitzen? Oder ist es ihnen schlichtweg egal?
Antwort: Der Hate ist immer dann groß, wenn die Hater sich in ihrer Anonymität sicher fühlen. Daher ist das bei mir alles noch überschaubar. Die Fanbase ist noch nicht gigantisch groß, da trauen sich nicht so viele. Aber wenn du ein Superstar bist, Millionen Menschen als Follower und Fans hast ... dann denken die Leute, du machst deinen Scheiß sowieso nicht mehr alleine, weil du ja berühmt bist. Und selbst wenn, glaubt man, du seist dem Shitstorm nicht gewachsen. Das Gleiche gilt für Großkonzerne, wo ja nur ein Logo bespuckt wird, kein Chef. Man hofft aber irgendwen aus der oberen Etage zu treffen. Ich glaube, die Leute sind einfach froh, ihrer irrationalen Wut freien Lauf lassen zu können, ohne dabei nur eine einzige ernsthafte Konsequenz zu spüren. Sie denken, nur weil jemand Fremdes ihnen eine Plattform geboten hat, haben sie das Recht auf Mitsprache. Und von diesem Wunschdenken möchten sie Gebrauch machen, denn auch der Unter-50-IQ'ler will gerne irgendwas auf der Welt verändern. Und wenn es nur der Zustand seines Cheeseburgers bei McDonald's ist.
Frage: Inwieweit beeinflusst die Kommentarkultur deinen Alltag fernab der Arbeit?
Antwort: Inzwischen nicht mehr so viel, ich trainiere mir weiterhin meinen Umgang damit an. Was mir eher zu schaffen macht, ist die riesige gebündelte Dummheit, die ich täglich im Internet sehen muss. Ich habe wirklich nicht gewusst, wie viele Menschen ernsthaft strohdumm sind. Ich lebte immer ein bisschen naiv und dachte, das Verhältnis wäre großzügiger. Aber ist es ja gar nicht. Sogar zu einem Thema wie Currywurst können Menschen Dinge sagen, die man gar nicht für möglich hält. Diese Dummheit schockiert mich und macht mich im alltäglichen Leben nachdenklich. Es sind einfach zu viele Idioten mit (wenn überhaupt) gefährlichem Halbwissen unterwegs. Und wenn sich zu viele Idioten unterhalten, wer soll ihnen dann noch begreifbar machen, dass sie wirklich Idioten sind? Im Endeffekt ist jeder Shitstorm, bei dem Fakten verdreht und Gerüchte gestreut werden, was dann tausend andere glauben und genauso verbreiten, beziehungsweise einfach mitziehen, eine riesige Nazidemo. Keiner weiß so wirklich, warum gemeckert wird, aber es wird mit allen Mitteln versucht, so laut es nur geht, Stress zu machen. Und das ist falsch. Dummheit ist falsch. Hört auf, dumm zu sein. Danke.
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