Test - Destruction AllStars : Das kostenlose PS5-Exklusivspiel im Test
- PS5
Mit Autos herumfahren und andere Fahrzeuge kaputt machen – das klingt nach dem feuchten Traum vieler männlicher Erwachsener. Dieses Spaßpotenzial wurde bereits zu Zeiten von PlayStation und Sega Saturn erkannt und als Destruction Derby mehrfach umgesetzt. Vor 16 Jahren erschien der bislang letzte Teil für die PS2. Doch nun kracht es wieder!
Im Gegensatz zu den früheren Teilen verzichtet das PS5-exklusive Destruction AllStars auf ein normales Renngeschehen. Diesmal dreht sich alles ausschließlich darum, in futuristischen Arenen eure und andere Karren zu Bruch zu fahren. Das geht, wie es sich für einen Arcade-Racer gehört, äußerst direkt und eingängig von der Hand: Gasgeben, Bremsen, Driften und natürlich Lenken habt ihr ganz schnell verinnerlicht. Dazu löst ihr mit dem rechten Stick einen Temposchub aus oder rempelt Gegner von der Seite an. Nach einem kurzen Tutorial werdet ihr dann auf das eigentliche Spiel losgelassen.
Euch stehen 16 Charaktere zur Wahl, die mit skurrilen Outfits auflaufen: Es gibt unter anderem einen Wrestler, einen Influencer, ein Computergenie und ein Mädchen mit Katzenmaske. Mit ihnen geht ihr in vier verschiedenen Modi an den Start, die offline gegen Bots oder gegen Online-Gegner gespielt werden können. Mayhem ist die klassische Crash-Orgie: Ihr sammelt wenige Punkte durch Zusammenstöße und viele für zerstörte Fahrzeuge. Gridfall funktioniert im Kern genauso, allerdings lauern in der Arena Sprengfallen und Löcher, die euch außer Gefecht setzen. Zudem könnt ihr eure Respawns ausschließlich durch das Ausschalten anderer Autos erhöhen. Gelingt das nicht, kann die Runde sehr schnell vorbei sein.
Raus aus dem Auto!
Dagegen lässt Carnado zwei achtköpfige Teams aufeinander los. Zusammenstöße und zerlegte Autos bringen euch Zahnräder ein. Rast ihr mit eurem gesammelten Gut in den Tornado in der Mitte der Arena, schrottet ihr den Wagen und schickt die Währung auf das Konto eurer Truppe. Bei Stockpile streiten die beiden Gruppen um drei Banken, die ebenfalls mit Zahnrädern befüllt werden müssen. Für beide Modi gilt: Es gewinnt das Team, das am Ende mehr auf der hohen Kante hat.
Ihr sitzt aber nicht nur hinterm Steuer, sondern könnt auch jederzeit aussteigen und zu Fuß durch das Spielgebiet laufen. Nur so sammelt ihr verteilte Kristalle ein, die eure Spezialfähigkeiten schneller aufladen. Dazu gehören der Heldenbreaker, mit dem ihr euch andere Fußgänger und nahende Autos vom Leib haltet, und ein Heldenfahrzeug. Das ist zäher als die normalen Vehikel und verfügt über einen besonders starken Angriff, beispielsweise einen Rammbock oder eine Panzerung.
Wird euer eigener Wagen zerstört, müsst ihr ebenfalls die Socken scharf machen. Regelmäßig werden neue Fahrzeuge in die Arena geliefert, die ihr euch krallen könnt – seid allerdings schnell, sonst schnappt euch ein Gegner die Karre vor der Nase weg. Alternativ springt ihr auf ein vorbeifahrendes Auto und versucht, es mittels eines kurzen Quick-Time-Events zu übernehmen oder zu zerstören. Auch dabei ist Tempo gefragt, denn der Fahrer wird versuchen, euch schnellstmöglich abzuschütteln.
Der Wahnsinn auf vier Rädern
So eigenartig, wie sich das Konzept liest, ist auch der tatsächliche Spielablauf. Destruction AllStars mischt Rasereien, Crashs und Jump-'n'-Run-Einlagen zu einem Cocktail, der nicht recht schmecken mag. Die feste Kameraperspektive ist nah am Geschehen und schränkt darum die Übersicht ein. Ob ein Gegner von der Seite, hinten oder oben heranrauscht, zeigen euch kleine Warnsymbole nur unzureichend an – wenn ihr sie seht, ist es meist schon zu spät. Gezielte Zusammenstöße fallen generell schwer, darum haltet ihr einfach drauf und hofft, irgendjemanden zu erwischen. Weil das umgekehrt natürlich auch für eure Gegner gilt, rutscht das Geschehen schnell ins Chaos ab.
Ein bisschen Durcheinander und Überraschung wären nicht schlecht, wenn denn die Action richtig zünden würde. Doch weil es ständig und überall scheppert, sind die Crashs nur Routine und keine Höhepunkte. Das wird dadurch verstärkt, dass bis zum Ende einer Runde ständig neue Autos verfügbar sind. Dadurch fühlt es sich nicht gut und belohnend an, jemanden erledigt zu haben, sondern beliebig. Ebenfalls nicht clever: Wenn ihr einen Gegner abräumt, wird das in Zeitlupe aus einer festen Kameraperspektive präsentiert, während der ihr jedoch weiterfahrt. In diesen Momenten checkt ihr noch weniger, was um euch herum geschieht, und werdet mitunter selbst zum Opfer.
Die regelmäßigen Ausflüge zu Fuß passen ebenfalls nicht ins Bild. Sobald ihr aus dem Auto aussteigt oder es zerstört wurde, seht ihr eigentlich nur zu, möglichst schnell ein neues zu ergattern. Auf zwei Beinen richtet ihr gegen die anderen Raser kaum etwas aus. Das Kapern fremder Fahrzeuge könnt ihr euch im Online-Kampf schenken: Bevor ihr die Hälfte des erforderlichen Quick-Time-Events absolvieren könnt, hat euch der Gegner bereits abgeschüttelt. Selbst das Ausweichen klappt selten, weil die Warnung vor einer nahenden Gefahr sehr spät erscheint.
Auch beim Einsammeln der Kristalle passt der Aufwand nicht zum Ertrag. Während ihr durch die Arena rennt und springt, gewinnt ihr keine Punkte für die Endabrechnung – das kann euch rasch ins Hintertreffen bringen. Für den Heldenbreaker machen die Kristalle wenig Sinn, da er im allgemeinen Trubel selten eine Wirkung hat. Die Heldenfahrzeuge lohnen sich dank ihrer offensiven Stärken schon eher. Jedoch sind auch sie nach ein paar Kollisionen Schrott und somit nur eine kurze Hilfe im Kampf gegen das Chaos.
Mit Karacho gegen die Paywall
Ein weiteres Problem ist der bescheidene Umfang von Destruction AllStars. Abseits der vier Spielmodi gibt es lediglich die Herausforderer-Serie. Grundsätzlich erwarten euch dabei mehrere Aufgaben, die ihr mit einem festgelegten Charakter erledigen müsst: Zerstört Kisten unter Zeitdruck, durchfahrt Checkpoints oder sammelt Fahrgäste ein und setzt sie in einem Zielbereich ab. Das ist nichts Besonderes, aber eine schöne Abwechslung vom sonstigen Geschehen.
Allerdings ist zum Testzeitpunkt lediglich eine dieser Aufgabengruppen verfügbar. Bereits die zweite muss erkauft werden – und zwar mit Euro. Erspielte Münzen dienen nur dazu, allerlei kosmetische Gegenstände wie Emotes und Skins für die Fahrer und euer Profil freizuschalten. Somit befinden sich derzeit ganze 50 Prozent der Herausforderer-Serie hinter einer Bezahlschranke.
Ein weiteres Ärgernis ist das Chat-System. Kurz nachdem ihr einem Online-Match beigetreten seid, wirft euch Destruction AllStars in eine Party mit allen Spielern. Es gibt weder eine Möglichkeit, diesen Vorgang abzuschalten, noch die Leute im Spiel ruhig zu stellen. Das geht nur, indem ihr über den PS-Button das Systemmenü öffnet und mit einem Druck auf Viereck die Aktivität „Chat“ stumm schaltet. Diesen Vorgang müsst ihr leider bei jedem neuen Match wiederholen. Inzwischen hat Entwickler Lucid Games angekündigt, dieses Problem mit einem Update beheben zu wollen.
Grafisch kann Destruction AllStars ebenfalls nicht begeistern. Obwohl es sich um einen exklusiven PS5-Titel handelt, versprüht die Technik keine Next-Gen-Atmosphäre. Zwar ist alles scharf, farbkräftig und in flüssigen 60 fps gehalten, doch abgesehen davon sieht die Raserei aus wie ein ordentliches PS4-Spiel. Weder die Arenen noch die Autos sprühen vor Details, ebenso wenig erwartet euch bei den Zusammenstößen ein Feuerwerk der Effekte. Der Sound besteht hauptsächlich aus Krachen, Scheppern, den Sprüchen der Fahrer und einem Kommentator, der sich permanent wiederholt.
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