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Test - Batman: Arkham Shadow : Test: Hier werdet ihr leibhaftig zum dunklen Ritter

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Superhelden-Spiele mag es genügend geben, aber keines davon vermittelt euch das Gefühl, selbst einer zu sein. Batman: Arkham Shadow für Meta Quest 3 wirkt dagegen so immersiv, dass ihr buchstäblich aus der Puste kommt. Wenn das kein Grund ist, sich eine Meta Quest 3 zuzulegen, was dann?

Wer hat an der Uhr gedreht? Sind wirklich mehr als zehn Jahre seit dem letzten Arkham-Action-Adventure ins Land gezogen (das maue Spin-off Gotham Knights nicht mitgezählt)? Nicht, dass Sony-Gamer viel vermisst hätten, schließlich übernahm Spider-Man aus der konkurrierenden Comicschmiede die Spielmechaniken des dunklen Ritters beinahe vollständig. Eine Lücke im Superhelden-Kader entstand trotzdem.

Vielleicht sogar eine handfeste Begehrlichkeit, die Meta nun nutzt, um Freunde des nachtaktiven Spitzohrs vom Kauf eines VR-Headsets zu überzeugen. Batman: Arkham Shadow, seines Zeichens exklusiver Meta-Quest-3-Titel mit werbewirksamem Konterfei, liegt sämtlichen neugekauften Headsets kostenlos bei, bedient sich bei beinahe allen Tugenden der gefeierten Saga und rührt mächtig die Werbetrommel, wie man in Berlin und anderen Städten an etlichen Bushaltestellen sehen kann.

Erfreulicherweise liefert Meta mehr als nur den Namen. Dass das Studio Camouflaj anstelle von Rocksteady das Zepter schwingt, fällt weder beim Grunddesign auf noch beim Kern des Spielinhalts. Batman: Arkham Shadow setzt etwa ein Jahr nach Arkham Origins an, ist düster, actionreich, beklemmend, aber auch besonnen und voller ruhiger Szenen, in denen Köpfchen und Beobachtungsgabe gefragt sind.

Dass der Stoff für Joypad-Akrobatik taugt, wissen wir längst. In VR kommt er allerdings einem Workout gleich. Wenn Batman sich verteidigen soll, müsst ihr nämlich eigenhändig die Fäuste fliegen lassen. Da geht einem gern mal die Puste aus. Auch schlugen wir in der Hitze des Gefechts mal mit blanker Faust gegen einen Schrank. Aua, tut doch weh! Immerhin: solche „handfesten“ Tatsachen beweisen, wie sehr uns das neue Arkham-Abenteuer in die virtuelle Realität saugen konnte.

Nicht der Held, den wir verdient haben, aber der, den die VR-Szene braucht

Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Das Spiel ist ein Knaller mit nur wenigen Schwächen. Aber – und das ist das Kritische an der Sache – nichts für Casual Gamer oder Bewegungsmuffel. Der dunkle Rächer sucht Core-Gamer, die gerne im Zimmer herumhopsen. Wie groß ist die Schnittmenge?

Schwer zu schätzen, aber vermutlich nicht so groß wie von VR-Enthusiasten erhofft. Mag das Spiel noch so krass an die Vorgänger erinnern, dank schicker Grafik und tollen Zwischensequenzen ein Botschafter vollimmersiver VR-Games sein – am Ende müssen Fans sich eine Meta Quest 3 kaufen und sich bewegen wollen.

Selbstredend bringt der Sprung in die Virtuelle Realität nicht nur immersive Vorteile, sondern auch Einbußen beim Umfang mit sich. Rund acht bis zehn Stunden hält der jüngste Ausflug in das Leben von Bruce Waynes Alter-Ego, was für ein VR-Spiel allerhand sein mag. Im Vergleich mit Arkham Asylum und Konsorten wirkt es dennoch gerade mal wie eine Nebengeschichte. Halb so wild, solang die Spannung und Action die Spielzeit durchgehend ausfüllen.

Macht euch darum also keine Sorgen. Leerlauf ist in Arkham Shadow ein Fremdwort, weil jedes Kapitel wichtige Ereignisse Pobacke an Pobacke platziert. Batman hat nur sieben virtuelle Tage, um hinter die Machenschaften des Rattenkönigs zu kommen, der mit einem Ultimatum die gesamte Stadt vor einen Rachefeldzug stellt.

Mangels zwitschernder Zeugen lässt sich Batman nach der etwa einstündigen Einführung unter falscher Identität ins Gefängnis einschleusen, um Gangsterboss Falcone zu bespitzeln und Verknüpfungen unter den Insassen zu finden. Ein Detektiv-Plot mit Zuckerbrot und Peitsche sozusagen, wenn ihr mal als verständnisvoller Knacki herumschleicht, Wärtern Gefallen erweist und euch bei Banden einschleimt, nur um wenig später als dunkler Rächer aufzutauchen und den bösen Buben die Kauleiste zu polieren. Wie auch jenen Gefängniswachen, die euch sonst nicht in die Trakte des Knasts hineinlassen würden.

Stadtrundfahrten und ausgiebige Erkundungsgänge fallen dadurch allerdings flach. Batman bewegt sich in sichtbar eingegrenzten Abschnitten Gothams, beziehungsweise auf dem Gefängnisgelände, das klar strukturiert wurde. Abseits des großen Gefängnishofs haben viele Szenarien Schlauchcharakter, und selbst in der Stadt bleibt der Bewegungsradius gering.

Zumal die rächende Flattermaus auffällig viel Zeit damit verbringt, es John McClane gleichzutun, indem sie von einem beklemmend engen Luftschacht zum nächsten robbt. Sie scheinen die einzige Verbindung zwischen wichtigen Schauplätzen zu sein, was manchmal lästig sein kann, auch wenn die Ausrede, Batman nutze sie der Heimlichkeit wegen, halbwegs zieht.

Und sei es nur, um die Komplexität der Grafik zu rechtfertigen. Für Standalone-VR-Verhältnisse ohne PC-Unterstützung legt Arkham Shadow nämlich einiges in die Waagschale. Angesichts der vielen atmosphärischen Details und des oft geschickt eingesetzten Spiels mit Licht und Schatten wäre es völlig vermessen, eine offene, frei erkundbare Welt zu erwarten.

Detective Comics

Schon das Herumschleichen durch Gotham in Egoperspektive hat etwas Beklemmendes, weil die Atmosphäre in Bild und Ton euch augenblicklich erfasst. Schwaches Licht, dreckige Gassen und ein trostloses Ambiente graben sich unter die Haut.

Meta Studios und Camouflaj lassen dabei keinen Zweifel am Spielkonzept aufkommen. Damit die Stärken von Meta Quest 3 stets im Vordergrund stehen, bilden VR-Mechaniken durchgehend das Herzstück der Spielerlebnisses. Die VR-typische, aber logische und deswegen leicht zu erlernende Steuerung hilft euch komplett einzutauchen, lässt euch aber zugleich genügend Freiraum für das Erkunden der Umgebung und das Knacken kleiner Puzzles.

Das Hilfsmittel dafür nennt sich Detektivmodus und besteht aus einer besonderen Ansicht, die ihr einschaltet, indem ihr euch an die Schläfe fasst. Diese bläuliche Umgebungsdarstellung samt Röntgenblick hebt besondere Gegenstände in orangenem Kontrast hervor, sodass ihr alle wichtigen Spuren und Indizien eines Schauplatzes sofort finden und kombinieren könnt. Auf diese Weise findet ihr Kugeln in Wänden und könnt sie Tatwaffen zuweisen oder selbst die flüchtigsten Partikel auffälliger Chemikalien in der Luft verfolgen.

Das zweite Anwendungsgebiet des Detektivmodus konzentriert sich auf die simple Frage, auf welchem Wege es zu den Schurken weitergeht. Und das ist keineswegs trivial, denn manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Mithilfe der Durchsicht erkennt ihr, wo Kabel in den Wänden entlangführen, die zu Schaltern gehören, wo sich im nächsten Abschnitt Gegner befinden, welche dieser Gegner Waffen tragen, ob es an Wänden Klettergelegenheiten gibt und mehr.

Zu wissen, wo es weitergeht, bedeutet aber nicht gleich, dass ihr dem gefundenen Weg sofort folgen könnt. Oft müsst ihr Umwege einplanen und ein wenig knobeln. Erstaunlich: Je enger die Umgebung, desto kniffliger erscheint das Finden der fortführenden Pfade. Wo liegen Schalter, die man zur Not per Batarang aktivieren muss? Wo dürft ihr heruntergleiten, wenn ihr per Geste euer Cape ausbreitet?

Was euch aber noch länger beschäftigt, ist die Frage, wie ihr an die unzähligen Collectibles herankommt, die überall verteilt wurden. Propaganda-Funkgeräte des Rat King hängen vermeintlich unerreichbar an hohen Wänden, kleine zerschmetterbare Statuen stehen in Ecken, die ihr nur aus der Ferne seht.

Eine Lösung gibt es immer. Manchmal kommt ihr aber erst drauf, wenn ihr in eurer provisorischen Bathöhle per „Erinnerung“ in ein längst geschafftes Kapitel zurückkehrt. Wobei die ein oder andere Fähigkeit, die ihr erst später durch das Sammeln von Erfahrungspunkten erlernt, dabei helfen kann.

Ich mach dich Baterang

Der zweite – und erheblich intensivere Immersionsfaktor liegt im Kampf. Wenn ihr Rauchbomben zündet, Gegner per Cape-Schwung betäubt und dann wild um euch boxt, um die Verteidigung eurer Gegner mit zusammenhängenden Kombos zu durchbrechen, kommt ihr euch zeitweise vor wie in einem choreografierten Tanz, bei dem ihr mit jedem Schritt flüssig von einem Gegner zum nächsten wechselt.

Schlagen, kontern und selbst das Werfen eines Baterangs fühlt sich sehr befriedigend an, bringt euch aber auch krass ins Schwitzen. Da ist nix mit knöpfchendrücken. Jeder Hieb kostet Kraft. Umso eindringlicher wächst das Gefühl, wirklich Batman zu sein und nicht nur ein Unbeteiligter unter einer VR-Brille. Dass die Entwickler der Hauptfigur einen vollen Körper spendierten, statt euch mit schwebenden Armen zurücklassen, wie es bei vielen anderen VR-Games der Fall ist, trägt einiges dazu bei.

Da Batman über keinerlei Superkräfte verfügt, ist blindes Vorgehen natürlich oft kontraproduktiv. Besonders dann, wenn Gegner Schusswaffen tragen. Heimlichkeit, heranschleichen und würgen, von oben abseilen, um Gegner zu packen … die ganze Palette an hinterhältigen Moves steht euch zur Verfügung. Selbst Kanäle im Böden bieten euch Gelegenheiten zur Flucht und für heimliche Angriffe. Köpfchen schlägt Muskelkraft. Immer.

Schade nur, dass das Kombosystem zwischenzeitlich etwas undurchsichtig wirkt. Obwohl Gegner manchmal wehrlos erscheinen, verweigert das Spiel regelmäßig fortlaufende Schlagketten mit dem Hinweis, man hätte zu früh zugehauen. Eine Warnung, die eigentlich nur bei zu früh gestarteten Kontern kommen sollte.

Löcher, die zu stopfen wären

Von solchen zweifelhaften Zügen gab es in der Release-Fassung noch mehr. Unbezwingbare Gegner und übermächtige Alleswisser, die Batman überall entdecken, wurden mit dem ersten Patch ausgemerzt. Ganz fehlerfrei kommt das Programm trotzdem noch nicht daher. Bei der Einführung ins Gefängnis fielen wir beispielsweise durch den Boden in einen endlosen Abgrund, wurden dann wieder nach einem vermeintlichen Bildschirmtod nach oben versetzt und fielen erneut durch dasselbe Loch. Diese Endlosschleife konnten wir nur durch einen Neustart des Spielabschnitts unterbrechen.

Auch trafen wir auf Polizisten, die halb im Boden versunken waren und vernahmen immer wieder Sätze von NPCs, die mitten im Satz abbrachen. Da muss wohl noch ein wenig feingeschliffen werden.

Batman: Arkham Shadow - Gameplay-Trailer

Erste Gameplay-Szenen vom VR-Titel Batman: Arkham Shadow.

Greift zu, wenn...

… ihr Batman nicht nur spielen, sondern in seine Haut schlüpfen wollt.

Spart es euch, wenn...

… ihr Bewegungsmuffel seid oder in VR gar nicht zurechtkommt.

Fazit

Denis Brown - Portraitvon Denis Brown
Batman: Arkham Shadow macht euch leibhaftig zum dunklen Ritter

Der reine Wahnsinn! Nach jeder Stunde als Batman musste ich regelmäßig eine Pause einlegen, um zu Kräften zu kommen und wieder Boden unter den Füßen zu finden. Schon der im positiven Sinne anstrengende Kampf mit etlichen Schergen zog mich mit Haut und Haaren ins Arkham-Universum, doch gerade in den ruhigeren Momenten, wenn ich mich mit Commissioner Gordon unterhielt oder Falcone beschattete, bekam ich Gänsehaut und war versucht, mit rauer Stimme zu sprechen, um voll in der Rolle aufzugehen. So nah kam ich noch nie an das Gefühl heran, wirklich Batman zu sein. Mega! Arkham Shadow ist ein System-Seller wie er im Buche steht, auf Augenhöhe mit Assassin’s Creed Nexus VR und haarscharf unter Half-Life-Alyx-Niveau.

Schade nur, dass die erwähnten Gänsehautmomente selten lange anhielten, weil der Rat King und seine Schergen wenig Profil bieten. Ein echter Joker-Moment fehlt leider. Zumal das Spiel es manchmal arg eilig hat, die Geschichte weiterzuspinnen. Es ist und bleibt ein VR-Titel mit begrenztem Umfang und einer großen Action-Orientierung.

Abseits dieser Kritikpunkte kommt Arkham Shadow mit einigen unvergesslichen Charaktermomenten daher und vermittelt eine wahnsinns Atmosphäre, die durchaus mit den früheren Arkham-Ablegern gleichzieht. Auch wenn die Handlung nicht ganz Rocksteadys Niveau erreichen kann, unterhält sie doch konstant über die gesamten acht bis zehn Spielstunden hinweg.

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Auf Standbildern kommt leider nicht mal ansatzweise rüber, wie sehr die Grafik hilft, diese Atmosphäre zu festigen. Meiner Meinung nach rechtfertigt sie die Quest-3-Exklusivität ohne Zweifel. Quest 2 käme mit der Qualität der Texturen und der Dichte des Schauplatzes nicht zurecht, und irgendwann muss es auch im technischen Sinne vorwärtsgehen.

Im Vertrauen darauf, dass einige der Bugs gefixt und kleine Macken noch geschliffen werden, lege ich euch Arkham Shadow gerne als Tipp für den Weihnachtsbaum ans Herz. Als Dreingabe zu Meta Quest 3S dürfte es die Verkäufe des neuen Headsets gut voranbringen. Nur ein Tipp von meiner Seite: Legt eure Spielfläche großzügig an. Beim in der Luft herumboxen taucht ihr so krass in die Rolle des Rächers ein, dass ihr die warnende Einblendung des blauen Gitters schnell mal ignoriert.

Überblick

Pro

  • für Standalone-VR-Verhältnisse sehr gute Grafik
  • greifbare räumliche Klangkulisse
  • sehr gute englische Sprecher (mit Untertiteln)
  • geniale Batman-Atmosphäre
  • leicht erlernbare, logische Steuerung
  • packende und immersive Faustkämpfe
  • interessante Kombinationsaufgaben im Detektivmodus
  • viele Kniffe für Tarnung und Heimlichkeit
  • dichter Handlungsfaden

Contra

  • kleinere Bugs benötigen noch Nachbesserung
  • auffällig viele Wanderungen durch Luftschächte
  • Kombosystem stoppt manchmal aus nicht nachvollziehbaren Gründen

Awards

  • Games Tipp
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  • Technik
    • PC

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