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Test - Assassin's Creed III Remastered : Test: Kann man das heute noch spielen?

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Mit der Remastered-Version von Assassin's Creed III ist der Generationenwechsel der Reihe (fast) endgültig vollzogen. Abgesehen vom allerersten Assassin's Creed sind von nun an alle Teile auch auf der aktuellen Konsolengeneration Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Besitzer des Season Pass von Assassin's Creed: Odyssey bekommen den dritten Teil (der eigentlich der fünfte ist) sogar geschenkt. Und als wären wir auf dem Hamburger Fischmarkt legt Ubisoft – ich werd' verrückt! - einfach noch den dreiteiligen DLC Die Tyrannei des König Washington und sogar das ursprünglich als Vita-Ableger konzipierte (und ziemlich mittelmäßige) Liberation obendrauf. Mehr Assassin's Creed fürs Geld geht nun wirklich nicht mehr ...

Dass ausgerechnet Teil 3 so lange auf seine Umsetzung für die aktuelle Konsolengeneration warten ließ, obwohl er tatsächlich das meistverkaufte Spiel der ganzen Reihe ist, hat sicherlich seine Gründe. Bei vielen Fans gilt er als der unbeliebteste Teil der Serie und wirkt rückblickend weniger wie eine Weiterentwicklung als vielmehr ein Verbindungsstück zwischen den Spielen der Ezio-Trilogie und dem Nachfolger Black Flag, der mit seiner gigantisch großen Spielwelt und den spektakulären Seeschlachten die Serie in eine neue Phase überleitete.

Für Fans der Reihe ist Assassin's Creed III im Nachgang vor allem auch deshalb interessant, weil es die Rahmenhandlung um Desmond und den prophezeiten Untergang der Welt zu einem Abschluss bringt. Doch auch spielerisch markiert der Auftakt der von Fans „Amerika-Trilogie“ genannten Periode des Franchise einen Wendepunkt. Assassin's Creed III vollzog die Abkehr vom in erster Linie vertikal gedachten Raum der vorherigen Spiele, in denen es vorwiegend die Wände hoch und über Dächer entlang ging, und Hinwendung zu einer Spielwelt, die in der Ebene und Weite konzipiert war. Mehr Red Dead also und weniger Brotherhood.

Assassin's Creed verabschiedete sich damit teilweise von der ursprünglich mal an Prince of Persia orientierten Erfahrung des Raums aus der Perspektive eines Parkour-Läufers und suchte den Schulterschluss mit eher in der Breite gedachten Open-World-Spielen wie Red Dead Redemption oder Far Cry. Während noch in Brotherhood der kürzeste Weg von A nach B zunächst einmal die Wand hoch führte, führt er in Teil 3 in der Regel einfach geradeaus. Zwar gibt es auch hier noch Städte (Boston und New York), doch sind deren Häuser selten mehr als zwei Stockwerke hoch.

Auch beim Setting ging Assassin's Creed III konservativere Wege. Bildeten zuvor Istanbul als Schauplatz oder die italienische Renaissance als historische Epoche für Videospiele sehr einzigartige Spielwiesen, so zog Ubisoft im Folgenden mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, den Piraten der Karibik und dem viktorianischen London auf Weiden um, die schon ziemlich abgegrast sind.

Abschluss der Desmond-Saga

Zunächst aber einmal überraschte Assassin's Creed III seine Spieler, indem es sie an der Nase herumführte. In den ersten Kapiteln spielt man nämlich nicht den eigentlichen Helden des Spiels, sondern dessen Vater, der zudem auf die „böse“ Seite des Universums wechselt, zu den Templern, und dadurch später zum Widersacher wird. Die erste Szene des Spiels, in der ihr als Haytham Kenway einen Anschlag in einem Opernhaus verübt, gilt bis heute als eine der erinnerungswürdigsten innerhalb der Serie.

Erst nach etwa vier Stunden lernt ihr den eigentlichen Helden des Spiels kennen, Haythams Sohn Connor, der aus einer Beziehung des Vaters mit einer Indianerin hervorging. Dieser schließt sich den Assassinen an, um seiner Bestimmung zu folgen: das Geheimnis der Vorgängerzivilisation zu bewahren und damit den Grundstein zu legen für deren Jahrhunderte überspannenden Plan, die Welt in Desmonds Zeitalter zu retten.

Dabei wird Connor zu einer Schlüsselfigur in der amerikanischen Revolution, deren Beginn ihr mit der berühmten Boston Tea Party nicht nur beiwohnt, sondern sie sogar auslöst. Und, wie für die Serie üblich, trefft ihr währenddessen auf zahlreiche historische Persönlichkeiten, diesmal etwa George Washington, Benjamin Franklin und noch einige mehr, die hierzulande in amerikanischer Geschichte weniger bewanderten Spielern vermutlich weitgehend unbekannt sein dürften.

Neverending Tutorial

Assassin's Creed III nimmt seine Spieler anfangs fester an die Hand als seine Vorgänger, setzt ungewohnt stark auf Story und Inszenierung – nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern vor allem auch in der Lebendigkeit der Spielwelt. Erstmals waren die Städte nicht von KI-ferngesteuerten Spaziergängern bewohnt, sondern von scheinbar realen Menschen. Während man durch die Straßen wandert, erlebt man lauter kleine Geschichten: ein Dieb, der einen Marktstand beklaut, eine Frau, die eine Kiste Äpfel fallen lässt … Das, was Red Dead Redemption 2 kürzlich in Perfektion zelebrierte, nahm mit Assassin's Creed III seinen Anfang.

Dieses Bekenntnis zur Inszenierung hat aber auch seine Schattenseiten: Geschlagene acht (!!) Stunden dauert allein das Tutorial, in dem ihr zunächst Connors Vater und dann ihn selbst als Kind und Jugendlichen spielt, und selbst die folgenden Kapitel fühlen sich wie eine nicht enden wollende Einführung an, in der ständig neue und nochmal neue Spielmechaniken vorgestellt werden. Bis sich das Spiel endlich zu seiner vollständigen Open-World-Bandbreite geöffnet hat, sind schon etwa zwei Drittel vorbei – was durchaus symptomatisch für den Zustand der Assassin's-Creed-Reihe in ihrer damaligen Phase steht. Erst der Nachfolger Black Flag bot den zahlreichen Spielsystemen, die sich über die Jahre angehäuft hatten, auch die passende Spielwiese, um diese zur vollen Entfaltung zu bringen.

Schlussverkauf der Spielmechaniken

Insofern wirkt Assassin's Creed III in der Rückschau aus spielehistorischer Sicht wie ein höchst spannender Einblick in eine Zeit, als sich die Serie auf der einen Seite zu neuer Größe aufschwang, sich gleichzeitig aber auch verrannt zu haben schien. Assassin's Creed III ist bis obenhin vollgestopft mit Spielmechaniken, -systemen und -elementen, die zum Teil damals zum ersten Mal eingeführt, erprobt und bis heute beibehalten und weiterentwickelt wurden (die Seeschlachten, das Klettern über Bäume und Felsen).

Andere wiederum wurden danach direkt wieder fallengelassen und sind teilweise sogar völlig in Vergessenheit geraten: Erinnert ihr euch zum Beispiel daran, dass es in der Serie tatsächlich mal Minispiele (Dame, Mühle, Bowls) gab? Oder dass ihr Schnellreiseziele freischaltet, indem ihr die Labyrinthe in der Kanalisation unter der Stadt erforscht? Oder dass es zahlreiche Nebenaufgaben gab, die lediglich darin bestanden, Briefe vom einen Ende der Stadt zum anderen zu transportieren?

Erstmals in der Serie konntet ihr Tiere jagen, mit Fallen und Ködern (was meist unnötig ist, weil sie sich auch einfach im Vorbeilaufen erdolchen lassen). Ihr kümmert euch um das Wohl eurer Siedlung, baut sie aus und werbt neue Arbeiter dafür an. Ihr verschickt eure gewonnenen Ressourcen mit Konvois in alle Welt, um sie dort zu verkaufen – wodurch Assassin's Creed III gewissermaßen eine vollwertige Wirtschaftssimulation als Spiel im Spiel enthält. Ihr baut nach und nach euer Schiff aus und brecht damit zu spektakulären Seeschlachten auf (was auf der einen Seite auf merkwürdige Weise vom restlichen Spiel abgetrennt wirkt, aber immer noch erstaunlich viel Spaß macht). Es gab sogar unterschiedliche Jahreszeiten, die sich nicht nur optisch auswirkten, sondern etwa im Winter das Waten durch meterhohen Schnee erforderten. Und natürlich: Sammelkram, Sammelkram, Sammelkram.

Assassin's Creed III: Remastered - Comparison Trailer
Assassin's Creed III erscheint nun auch eigenständig in einer Remastered-Version für PS4 und Xbox One.

Das alte Kampfsystem mit seinem übermächtigen Konterangriff wirkt aus heutiger Sicht schon geradezu drollig antiquiert, gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass es jahrelang mantrahaft als Hauptkritik an der Serie galt – und mittlerweile in Origins durch ein komplett neues System ersetzt wurde. Dennoch oder gerade deswegen macht es heute auf bizarre Weise Spaß, die Gegner reihenweise wegzuknüppeln, indem man einfach nur im richtigen Moment das richtige Knöpfchen drückt. Umso befremdlicher wirkt in dem Zusammenhang die Einführung einer neuen Waffe, des Greifhakens, der ebenso kompliziert zu handhaben wie spielerisch weitgehend sinnlos ist.

Das erneute Spielen von Assassin's Creed III nach so langer Zeit wird dergestalt zu einer Art Klassentreffen der Spielmechaniken: Nachdem man viele davon im Laufe der Jahre aus den Augen verloren hatte, ist es eine Freude, sie alle mal an einem Ort versammelt wiederzusehen. Man erinnert sich gerne an gemeinsame Zeiten, manche hat man tatsächlich vermisst, andere hatte man schon fast wieder vergessen, wiederum andere hätten auch zuhause bleiben können. Am Ende herrscht dennoch gute Laune und am nächsten Tag Katerstimmung. Alles in allem ist man aber auch froh, dass die Zeit vorbei ist.

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