Test - Virtua Tennis : Virtua Tennis
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Eben jene Steuerungsperfektion ist es, was die Matches in 'Virtua Tennis' so unübertroffen spannend machen und man, sofern man gegen einen menschlichen Gegner gespielt hat, diesem nur zu gerne die Hand nach einer Niederlage schüttelt, denn dieser war dann einfach zu diesem Zeitpunkt 'besser' als man selbst und musste sich nicht auf Glück oder Zufall verlassen. Dementsprechend wird es euch ungemein Freude bereiten, euren besten Freund oder Bruder in Grund und Boden zu spielen und ihm die Bälle nur so um die Ohren zu knallen. Vor allem im Doppel sind so spannende Spiele zu viert vorprogrammiert. Ist einmal nicht genügend menschliches Material vorhanden, springt die recht gut agierende KI als Partner oder Gegner gerne und willig ein - der Schwierigkeitsgrad lässt sich dabei in mehreren Stufen regeln.
Die PC-Version - große Chance verpasst
Alles in Allem würde die beliebte Dreamcast-Version von 'Virtua Tennis' also einen ausgezeichneten Nährboden bieten, um das beste Tennis-Spiel aller Zeiten auf den PC zu züchten. Warum steht dieser Satz im Konjunktiv, wird sich so mancher Deutschlehrer nun fragen. Nun, Strangelite beschränkte sich bei der Portierung auf eine 1:1-Umsetzung des inzwischen doch in die Jahre gekommenen Sega-Klassikers. Damit verbunden ist auch eine Übernahme der bereits damals vorhandenen Schwächen, wie der bereits angesprochene begrenzte Schlagreichtum, aber auch die typischen Konsolenschwachpunkte, wie eine fehlende Speicherfunktion im Arcade-Modus. Im Spiel selbst kann man die Grafik nicht mehr anpassen und auch die Steuerung ist nur via eines externen Konfigurationsprogammes umzubelegen.
Hinzu kommt, dass es versäumt wurde, dem Spiel das aktuelle Spielerkader zu verpassen, so dass wir mit fast schon in Vergessenheit geratenen Stars wie Jim Courier oder Cedric Pioline spielen müssen, anstatt die derzeitigen Top-Stars zur Verfügung zu haben. Dass ein Tommy Haas und Tim Henman noch heute erfolgreich und im Geschäft sind, ist wohl eher dem Zufall, als Segas Weitsicht zuzuschreiben. Sicher hat hier auch Geld eine Rolle gespielt, da man für neue Namen wieder einen Batzen an Lizenzgebühren hätte hinlegen müssen.
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Leider wurde auch darauf verzichtet, das Programm selbst wenigstens um die nun in 'Virtua Tennis 2' vorhandenen Features zu erweitern. Frauen sucht man zum Beispiel, außer auf den Zuschauerrängen, im Spiel weiterhin vergeblich.
Konsolentypisch fehlt auch ein echter Internet-Modus. Zwar untersützt 'Virtua Tennis' Netzwerkspiele mit bis zu vier Spielern über LAN und TCP, und damit indirekt auch über das Internet. Eine Lobby oder gar dedicated Server bietet Sega allerdings leider nicht an. Schade, denn Ubi Soft hat es mit 'Great Courts' ja vorgemacht, wie so etwas auszusehen hat. Was gäbe es bei einem solchen Titel sinnigeres als eine echte Weltrangliste mit richtigen Turnieren und irgendwann auch entsprechenden Preisgeldern. Vielleicht ist die Computerspielszene ja in ein paar Jahren bereit, in Sachen Esports nicht nur bei Shootern, sondern eben auch bei Sportspielen entsprechend voranzuschreiten.
Aufgrund dieser Inovationsfeindlichkeit schlägt 'Virtua Tennis' den großen Konkurrenten 'Great Courts' nur um Haaresbreite, und auch nur, weil die arcadelastige Konsolenvorlage so unglaublich gut zu spielen ist und an diesem Prinzip nicht gerüttelt wurde.
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Grafik und Sound
Grafisch hat 'Virtua Tennis' nochmals ein wenig zugelegt und in hoher Auflösung mit allen Details und in 32Bit - unbedingt einschalten sonst ist die Grafik hässlich, wie die Nacht finster - kommt beim Spielen wahre Freude auf. Die Spielmodels und Texturen waren damals auf dem Dreamcast eine Wucht und man kann auch heute jeden der virtuellen Tennisprofis, sofern man ihn noch kennt, deutlich ausmachen. Wie ich gerade bei den BMW Open im TV gesehen habe, sieht der gute Tommy auch heute noch praktisch genauso aus wie er in 'Virtua Tennis' dargestellt wird. Performancetechnisch gibt es ebenfalls nichts zu meckern, bei mir lief das Spiel rund und flüssig in 1024 mit allen Details auf höchster Stufe. Berücksichtigen muss man natürlich, dass das Konsolen-Vorbild schon ein paar Jahre auf den Buckel hat, sprich eine Revolution wird die Grafik nicht mehr auslösen, nett anzusehen ist sie aber allemal.
Die Musik dudelt fröhlich vor sich hin ohne dass sie Begeisterungsstürme hervorruft aber auch nicht nervt. Beim Sound kommen etwas zwiespältige Gefühle auf, hier hat Strangelite wohl etwas modelliert, denn zum Beispiel auf Sand begleiten recht unglückliche Geräusche die Schritte der Spieler. Auf den anderen Belägen hören diese sich noch recht gut an, aber auf Sand sind sie völlig mißraten.
Zum Schluß noch ein ernstes Wort in Sachen Lokalisation: Zwar fragt euch das Installationsprogramm sage und schreibe drei Mal welche Sprache ihr denn nun haben wollt, im Spiel selbst geht's dann trotzdem drunter und drüber mit dem Deutschen und dem Englischen. Hier waren die Programmierer leider sehr schlampig zu Werke gegangen.
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