Test - Uncharted 2: Among Thieves : Filmreifer als Drakes erstes Abenteuer
- PS3
Als Beispiel sei das oben genannte Zug-Level erwähnt. Dabei müsst ihr euch vom hinteren Ende nach vorne Richtung Lok kämpfen. Das Konzept kennt man aus unzähligen Action-Spielen, in Drakes Abenteuer macht es aber enorm Spaß, sich durch die Wagons zu ballern und dabei meist die Wahl zu haben, ob man nicht doch lieber über die Zugdächer klettert. Hinzu kommt, dass die Grafik einem den Atem verschlägt. Während andere Titel solche Zuglevels mit öder Umgebungsgrafik versehen, könntet ihr hier ewig die abwechslungsreiche Kulisse bestaunen. Die Entwickler haben es hervorragend verstanden, überraschende Scriptings einzubauen, damit noch mehr Kino-Feeling aufkommt. So ist die eine oder andere Schrecksekunde garantiert.
Variantenreicher Mehrspielermodus
Auch der Umfang geht in Ordnung: Die über zwanzig Kapitel beschäftigen euch schon auf dem mittleren der fünf Schwierigkeitsgrade locker zehn Stunden, danach warten die teils richtig gut versteckten Extra-Items darauf entdeckt zu werden. Überdies hat Uncharted 2: Among Thieves einen umfangreichen Mehrspielermodus zu bieten. Dieser ist komplett auf Online-Gaming mit bis zu zehn Spielern ausgerichtet. Nach anfänglicher Skepsis ist klar: Die Steuerung des Einzelspieler-Erlebnisses sowie das Spielkonzept mit dem Mix aus Ballerei, Kletterei, In-Deckung-Gehen und Nahkampf funktionieren auch in Versus-Spielmodi hervorragend - einzig das Deckungssystem klappt in der Hektik eines Deathmatchs nicht immer perfekt.
Auch im Mehrspielermodus haben sich die Entwickler kräftig an bisherigen Hits orientiert, etwa beim Matchmaking von Halo 3, einer Horde-Koop-Variante im Stil von Gears of War 2 oder den freischaltbaltbaren Statusaufbesserungsextras à la Modern Warfare. Ihr findet klassische Spielmodi wie Team-Deathmatch, Capture the Flag, King of the Hill und Ähnliches in teils modifizierter Weise vor. Als Motivationsstütze dürft ihr mit erspielten Punkten Extras wie neue Spielermodelle freischalten.
Eine richtig spaßige Angelegenheit ist der Koop-Modus. In diesem zockt ihr mit zwei Kumpels drei veränderte Szenarien der Handlung durch, wobei das Leveldesign abgewandelt wurde. Dabei ist vor allem Ballern angesagt, aber auch einige Teammanöver und viel Absprache sind vonnöten. Kein Grund zur Klage: Der Online-Part von Uncharted 2 leidet selten an Lags und bereits kurz vor der offiziellen Spielveröffentlichung tummeln sich viele in den Online-Duellen. Insgesamt hat Naughty Dog also auch im Mehrspielerbereich das Rad keineswegs neu erfunden, aber geschickt das Beste von anderen Titeln übernommen, um einen richtig guten Mehrspielerspaß abzuliefern.
Neue Grafikreferenz
Anfang 2009 sorgte Sony Computer Entertainment mit Killzone 2 für eine neue Grafikreferenz auf der PlayStation 3. Nun wird der Titel von Uncharted 2 abgelöst. Die tolle Optik des Vorgängers wurde massiv aufgestockt. Egal, ob Animationen, Umgebungstexturen oder Leveldetails - alles ist noch mal mindestens zwei Stufen besser. Es kommt öfters vor, dass man bei der Grafikpracht fast seinen Augen nicht traut. Ihr werdet häufig an Stellen kommen, wo ihr einfach innehalten und den Blick über das prächtige Szenario schweifen lassen müsst. Etwa wenn ihr Istanbul bei Nacht betrachtet, einen Blick von einem Berg aus auf den Dschungel Borneos riskiert oder über den Dächern einer vom Bürgerkrieg gezeichneten südasiatischen Stadt nach einer bestimmten Tempelanlage Ausschau haltet.
Es wäre müßig, all die visuellen Schmankerl aufzuzählen. Als Beispiel sei ein Waschsalon genannt, aus dessen zerstörten Waschmaschinen noch das Wasser sickert. Oder ein Balkongarten voller Pflanzen, Tauben und einfallendem Sonnenlicht. Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass nicht jedes Szenario derart ausgefeilt präsentiert wird. Wer ganz genau hinschaut, sieht eine vereinzelte verwaschene Textur oder ein etwas eckiges Gestrüpp. Auch die Wasser- und Feuereffekte sowie der übertriebene Kontrastfilter sind nicht über alle Zweifel erhaben. Dafür verwöhnt euch die Optik beispielsweise mit geradezu fotorealistischen Schnee, enorm glaubwürdig aussehenden nassen Kleidern und höchst beeindruckenden Gesichtsanimationen. Besonders hervorzuheben sind außerdem die Zwischensequenzen, die teilweise in bester Actionfilm-Manier daherkommen und über exzellent "gespielte" Figuren in Echtzeitoptik verfügen. Nicht mal nervige Ladepausen oder Installationsorgien werden euch vorgesetzt. Da nimmt man gelegentliche Ruckler und zuweilen leicht sichtbares Kantenflimmern gern in Kauf.
Ein richtiger Actionfilm braucht eine passende Soundkulisse. Auch hier rührt Naughty Dog mit der ganz großen Kelle an. Vor allem der Soundtrack passt perfekt zum Geschehen. Die überwiegend orchestrale Musik würde jedem Abenteuer-Actionfilm gut zu Gesicht stehen. Die Geräuschkulisse ist weniger aufdringlich, gibt sich jedoch ebenfalls keine Blöße. Erfreulich: Ihr dürft in den Optionen Untertitel und Sprachausgabe frei wählen. Abgesehen von Chloes Stimme ist die deutsche Sprachausgabe auf sehr hohem Niveau, die englischen Sprecher gefallen aber einen Tick besser. Der eine oder andere Spruch wirkt überdies etwas unglücklich ins Deutsche übersetzt.
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