Test - The Witcher 3: Wild Hunt : Multipler Rollenspielorgasmus?
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Immer wieder habt ihr die Möglichkeit, in Dialogen oder in den Aufgaben selbst zu entscheiden, wie der Ausgang der jeweiligen Geschichte verlaufen soll. Und das, ohne in simple Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Denn Gut und Böse gibt es in dem Sinne nicht in der Welt des Hexers – selbst eine vermeintlich gute Tat kann schlimme Auswirkungen haben und umgekehrt. Die Konsequenzen eurer Taten bekommt ihr meist nicht direkt zu spüren, sondern erst deutlich später im Spiel. Keine Chance also, vor einer Entscheidung schnell mal zu speichern, um im schlimmeren Falle den Verlauf zu ändern. Die Auswirkungen eurer Entscheidungen sind dennoch markant und verändern zuweilen die Spielwelt auf die eine oder andere Art und Weise.
Gefühle kommen nicht zu kurz
Während eurer Abenteuer überzeugt das Spiel mit einem angenehmen Spielfluss. Die Story ist packend genug, um euch immer wieder abzuholen, weil sie zuweilen dank extrem guter Charaktergestaltung und toller Dialoge sehr emotional und ergreifend umgesetzt wurde. Dabei kann sich auch die Lokalisierung sehen lassen, bis auf wenige Sprecher und einige kleine Aussetzer bei der Übersetzung (Stichwort: Schimpfwörter) ist sie von hoher Qualität. Da die Version mehrsprachig ist, könnt ihr aber auch auf die englische Basisversion wechseln, die noch einen Tick besser klingt. Auf jeden Fall überzeugen die Dialoge mit teils zynisch-süffisanten Elementen und Humor, aber auch Emotionalität.
Ohnehin sind die Charaktere eine der Stärken des Spiels. Zum einen, weil so ziemlich alle Figuren enorm detailliert dargestellt werden, sowohl was die Gesichter als auch die abwechslungsreiche Kleidung angeht. Zum anderen transportiert die eigentlich recht sparsame Mimik dennoch viele Nuancen, was die Figuren sehr glaubhaft macht. Und beinahe jeder wichtige Charakter, mit dem ihr es in den Quests zu tun bekommt, bietet durch optionale Fragen und Antworten in den Dialogen noch einiges an Hintergründen über sich selbst. Ausgeprägte Charaktere wie Dykstra bleiben nachhaltig im Gedächtnis, das Knistern zwischen Geralt und Yennefer ist beinah spürbar. Und das Spiel nimmt sich die Zeit, die Beziehungen und Emotionen zwischen den Charakteren auch auszuleben.
Riesig und wunderschön
Die Spielwelt selbst ist riesig. Sie besteht aus vier großen, in sich komplett offenen und frei begehbaren Gebieten. Der fünf bis sechs Stunden umfassende Prolog findet in einer dörflichen Region statt und macht euch mit der Steuerung, aber auch den verschiedenen Questarten vertraut. Danach geht es ins Niemandsland Velen, das ganz unterschiedliche Regionen umfasst: von Schlachtfeldern über Agrarregionen bis hin zu Sümpfen. Daran nahtlos anschließend findet ihr die gewaltige Stadt Novigrad und später die nordische Inselwelt Skellige. Die drei großen Areale haben einen gewaltigen Umfang, weshalb ihr euch freuen könnt, dass ihr von Beginn an über ein Pferd verfügt und ihr nach und nach Schnellreisepunkte in Form von Wegweisern aktiviert. Hinzu kommen im Verlauf der Quests noch besondere Areale und Dungeons, die zuweilen ebenfalls recht umfangreich sind.
Die Gestaltung der Spielwelt sucht ihresgleichen, sie wirkt ungemein glaubwürdig und authentisch. CD Projekt RED baut hier keine Fantasy-Welt, sondern eine mittelalterlich orientierte Spielwelt nach realen Vorbildern, der man ihre Geschichte ansieht. In der Nähe der Kriegsgebiete hungern die Menschen, während im Umfeld der freien Stadt Novigrad der Reichtum sichtbar ist. Doch auch dort gibt es Probleme, denn Rassismus gegenüber Magiern, Elfen, Zwergen und anderen „Anderlingen“ lässt Blut in den Straßen fließen. Die Inselwelt Skellige wiederum wird nach dem Tod des Königs vom Streit der Clans untereinander zerrissen. Generell scheut sich CD Projekt RED nicht, auch ernste Themen aufzugreifen, und macht das richtig gut. Bestes Beispiel hierfür ist eine Questreihe, in der es um einen versoffenen Baron und häusliche Gewalt mit unvorhersehbaren Konsequenzen geht. Zumal nicht nur klischeehaft eine offensichtliche Seite des Problems beleuchtet wird, sondern auch die verborgene.
Visueller Augenschmaus
Die Gestaltung der Spielwelt ist in allen Belangen ein Hochgenuss und man merkt an jeder Stelle, dass hier viel Handarbeit im Spiel war. Die Spielwelt wirkt enorm glaubwürdig und authentisch, mit sanften Übergängen zwischen den Regionen und immer wieder beeindruckenden Landschaften und Panoramen. Das wird noch dadurch verstärkt, dass CD Projekt dem Spiel dynamisches Wetter nebst Tag-Nacht-Zyklus spendiert hat. Manchmal ist man versucht, einfach stehen zu bleiben und die Stunden verstreichen zu lassen, um jede Facette einer Region ausgiebig zu genießen. Ob bergige Höhen, weite Wiesen, dichte Wälder, neblige Sümpfe oder steile Klippen – all das sieht fantastisch aus und lässt einen tief in der Spielwelt versinken.
Ladebildschirme gibt es hier und da trotz der Aussage, das keine vorhanden wären. Zwar lädt das Spiel nicht nach, wenn ihr in einer Region unterwegs seid, jedoch kommt es – selbstverständlich – zu kurzen Ladezeiten, wenn ihr die Schnellreise nutzt. Außerdem werden Quest-Dungeons, Dialoge und bestimmte Questsequenzen meist nach einer kleinen Ladezeit angezeigt, die aber von der Länge her verschmerzbar ist. Reitet ihr einfach nur von einem Ende eines Gebiets zum anderen, werdet ihr von Ladezeiten komplett verschont. Erfreulich ist übrigens, dass die Performance immer nahezu stabil bleibt, abgesehen von leichten Absackern der Bildrate. Vor allem ist kaum mal ein unschönes Aufpoppen von Objekten oder Texturen zu entdecken, was die Immersion stören würde.
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