Test - Spec Ops: The Line : Der schmale Grat
- PC
- PS3
- X360
Etwas andere Städtetour
Dass Spec Ops: The Line nicht langweilig wird, liegt überwiegend an den abwechslungsreichen Schauplätzen. Anstatt die ganze Zeit über erdfarbene Sanddünen zu wandern, haltet ihr euch zeitweise in Einkaufszentren, Wolkenkratzern, luxuriösen Gebäuden mit riesigen Aquarien und in zerklüfteten Häuserschluchten auf. Dabei versprüht das virtuelle Dubai eine Menge Charme der echten Hauptstadt: Markenzeichen wie Palm Island, Bursh Al Khalifa oder Bursh Al Arab sind oft in Sichtweite, auch wenn viele Sehenswürdigkeiten nur Sehenswürdigkeiten bleiben.
Man merkt, dass die Entwickler von Yager sich Freiheiten genommen haben, was das Stadtbild betrifft. Das ist aber nicht schlimm, denn das Szenario ist so frisch und vorbildlich umgesetzt, dass die Stadthistoriker unter euch die Änderungen an der Skyline billigend in Kauf nehmen werden. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn euch die Abschnitte ein wenig mehr Spielraum zum Agieren lassen würden. In der Regel ist der Weg fest vorgegeben. Unterschiedliche Routen und die damit verbundene Möglichkeit, verschiedene Taktiken auszuprobieren, fehlen leider völlig.
Schütze Arsch
Neben der Einzelspielerkampagne bietet der Shooter auch einen ausgewachsenen Mehrspielermodus an. Hier entscheidet ihr, ob ihr auf der Seite der "Damned 33rd" oder der Ausgestoßenen kämpft. Es gibt unterschiedliche Klassen, Ränge - wie den in der Überschrift genannten - und Fähigkeiten, die ihr im Verlauf eurer Karriere ausbildet. So startet ihr zum Beispiel mit zwei zusätzlichen Magazinen in den Kampf oder teilt mehr Nahkampfschaden aus. Darüber hinaus könnt ihr unterschiedliche Schutzwesten tragen und Helme aufsetzen. Während Letzteres euren Charakter nur optisch verändert, beeinflusst die Panzerung eure Geschwindigkeit und Schadensreduktion.
Spielerisch gibt es gewohnte Kost. Die Spielmodi decken trotz kreativer Namen das Übliche ab: jeder gegen jeden, Team-Scharmützel und Positionen einnehmen. Mit "Zermürbung" gibt es sogar eine klassische Spielvariation. Hier spielt ihr in einem rundenbasierten Modus, in dem jeder Spieler nur ein Leben hat. Auf sechs Karten finden die Auseinandersetzungen statt. Der Sand spielt natürlich wieder eine wichtige Rolle. Wie in der Kampagne gibt es Stellen, die nach Beschuss Lawinen auslösen. Zufällig auftretende Sandstürme erschweren zusätzlich das Überleben.
Atmosphärischer Schmutzfink
Grafisch gibt sich Yagers zweite Produktion keine Blöße. Die Unreal Engine 3 zaubert ein ansehnliches Bild auf den Fernseher. Besonders die Charaktere überzeugen durch zahlreiche Details. Walker, Lugo und Adams sehen mit der Zeit deutlich mitgenommen aus. Man sieht es ihnen an den Platzwunden und Schrammen am Körper, dem Sonnenbrand auf den Schultern oder der zerschlissenen Ausrüstung an, dass diese Operation an den Kräften zehrt. Leider hat die visuelle Präsentation einige Schwächen. Die Explosionen werden schwach inszeniert und passen nicht so recht ins Bild. Außerdem laden die Texturen manchmal etwas spät, weswegen ihr kurzzeitig durch triste Umgebungen marschiert. Auf dem PC sieht der Third-Person-Shooter natürlich besser aus. Schärfere Texturen, ordentliche Kantenglättung und eine geschmeidigere Bildwiederholungsrate erfreuen das Auge.
Die deutsche Sprachausgabe hinterlässt ebenfalls gemischte Gefühle. Zwar trifft sie, trotz fehlender Lippensynchronität, oft den richtigen Ton, aber Adams Sprecher wirkt zum Beispiel deplatziert. Glücklicherweise befindet sich auf der Disc die englische Sprachausgabe, die mit unter anderem Nolan North hervorragend besetzt ist und um einiges stimmungsvoller daherkommt. Der Soundtrack passt dafür wie die Faust aufs Auge. Atmosphärische Klänge wechseln sich mit rockigem Gitarrenstrom ab.
Kommentarezum Artikel