Special - Rockstah goes Gaming #10 – Kolumne : Max gegen die Videospielindustrie
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Ich will aus dem Ganzen hier keine Therapiestunde machen, aber du weißt ja seit dem letzten Gespräch, dass sich über die Jahre in mir ein extremer Redebedarf angestaut hat. Da wir beide im Laufe der Zeit so viel zu tun hatten, konnten wir diese Gespräche nie in einem angemessenen Rahmen führen. Aber es ist schön, dass wir jetzt für all das hier endlich mal die Zeit finden. Vor uns steht ein neues, großes, spannendes Jahr 2014 mit vielen absehbaren Höhen und Tiefen. Das letzte Jahr mit dir war sehr schön, aber bezüglich mancher Punkte auch ziemlich unverständlich. Da die Erinnerungen noch sehr frisch sind, sollten wir schnellstens darüber sprechen. Ich finde, jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür.
#4 Next-Gen-Konsolen
Ich merke, dass ich alt geworden bin. Nicht nur, weil ich dieses Jahr 30 werde und sich dieser hässliche Kranz der Nacktheit auf meiner Kopfhaut unaufhaltsam vergrößert. Nein, ich merke es vor allem daran, dass immer öfter die „Früher-war-alles-besser“-Floskel in meinem Kopf aufpoppt. Bei anderen finde ich so was unerträglich und suche aus Reflex schon jedes mal „Nein-du-liegst-falsch-weil“-Argumente. Ich hasse eigentlich diese Form von Stagnation. Aber in letzter Zeit ertappe ich mich immer wieder selbst dabei, wie ich die Taten der Vergangenheit über die Geschehnisse der Gegenwart stelle. Und zumindest bezüglich der aktuellen Next-Gen-Konsolen stellt sich mir immer wieder die Frage: „Musste das denn jetzt schon sein und, wenn ja, müsste das dann alles nicht ein bisschen besser aussehen?“
Zugegeben, die Veröffentlichung einer neuen Konsole ist etwas Feines. Zwei davon binnen einer Woche sind sogar etwas noch viel Feineres, vor allem wenn es sich um solche zwei Giganten wie Microsoft und Sony handelt. Aber irgendwie habe ich mir den Sprung in die Zukunft weitaus spektakulärer oder wenigstens in irgendeiner Form spürbar vorgestellt. Stattdessen wurde mit dem Standard geworben - „Gebrauchte Spiele können weiterverkauft werden!“, „Ihr könnt jetzt skypen!“, „Keine Online-Pflicht!“ - und davon abgelenkt, dass zumindest zum Veröffentlichungszeitpunkt für den User keine Neuerung zu spüren ist, außer dass man um eine erhebliche Geldsumme erleichtert wurde.
Selbst angebliche Grafikaushängeschilder wie Killzone, Forza 5 oder Ryse sind nichts, was den gesunden Menschenverstand kurz nach dem Erscheinen von GTA 5 beeindrucken kann. Stattdessen fragt man sich nur, wann es wirklich losgeht und wann sich die blauen Flecken vom PS4-Kauf endlich lohnen. Versteht mich nicht falsch, ich liebe die neuen Konsolen und habe die letzten Wochen schon sehr viel Spaß damit gehabt. Aber es war schon was anderes, als ich damals die erste N64-Grafikdemo-VHS geschenkt bekam, mit offenem Mund und Kullertränchen in den Augen auf dem Teppich in Muttis Wohnzimmer saß und das erste Mal den Sprung zwischen Super Mario World und Mario 64 vor Augen geführt bekam. Das war ein spür- und sichtbarer Wandel.
Aktuell sind es aus meiner Sicht aber eher nur sehr teure Updates, die uns bis dato noch nicht allzu viel bringen. Bisher ist alles sehr „nett“. Geändert hat sich jedoch noch nicht sonderlich viel. Da darf man mir gerne noch mehr das Gefühl vermitteln, dass die knapp 900 Euro, die ich in die beiden Konsolen gesteckt habe, nicht vollkommene Verarsche waren.
#5 Mehrspieler-Online-Kram
Ja, okay. Ich bin wirklich alt geworden. Oder einfach nur ein Feind von sozialen Kontakten. Auf jeden Fall werde ich den großen Hype um das virtuelle soziale Zusammentun Hunderter Menschen, die entweder miteinander oder gegeneinander kämpfen wollen - immer unter dem Vorbehalt, dass man sich in beiden Optionen ausgiebig in allen Sprachen der Welt beschimpfen kann -, nie nachvollziehen können.
Der Hype nervt mich genauso wie die Frage, was denn mein Lieblings-Online-Spiel sei. Ganz ehrlich: gar keins. Ich habe früher in unserem regionalen Online-Café „Das Netzwerk“ mit ein bis drei Kumpels einen Sommer über wie ein Irrer Counter-Strike gespielt. Danach endete meine Begeisterung für digitale Team-Arbeit aber auch schon wieder. Seitdem wehre ich mich energisch gegen jede Form von Rollenspiel, Shooter oder Rennturnier. Immer wieder gebe ich der Sache vereinzelt eine Chance und werde daraufhin von Kindern, die halb so alt sind wie ich, misshandelt, beschimpft und anschließend ausgespuckt. Das hat nichts mit dir zu tun, liebe Videospielbranche. Das ist einfach eine dieser Eigenschaften von dir, die mich stört und die du nicht abstellen kannst. Wie wenn der Partner in einer Beziehung beim Essen schmatzt und einen damit fast in den Wahnsinn treibt, obwohl es gar keine Absicht ist.
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