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Test - Fear the Spotlight : Test: Düsterer Indie-Horror mit dem Charme der 90er

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Die 90er waren eine wilde Zeit für Horror-Fans. Im Kino liefen Kult-Filme wie Blair Witch Project oder Final Destination, und Scream leitete eine Rennaissance des Teenie-Slashers ein. Aber auch in Sachen Videospielen tat sich einiges, und mittlerweile legendäre Reihen wie Resident Evil, Silent Hill und Alone in the Dark machten die ersten tapsigen Schritte auf ihrem Weg in die Annalen der Spielegeschichte.

Von genau diesen Anfängen des Gaming-Horrors lässt sich Fear the Spotlight inspirieren und meistert dabei den oft schmalen Grat zwischen liebenswerter Hommage und belangloser Verklärtheit. Wortwörtlich auf den ersten Blick ist bereits zu erkennen, wo Fear the Spotlight eigentlich eingeordnet werden möchte.

Der Survival-Horror-Titel kommt nämlich in gröbster 90er-Jahre-3D-Polygon-Grafik daher, inklusive (zuschaltbarer) Bildstreifen, wie sie nur noch die älteren Generationen von vorsintflutlichen Röhren-Fernsehern kennen dürften. Zumindest optisch ist die Illusion damit schonmal perfekt. Müssen also nur noch Story und Gameplay mithalten können.

Wie ein asthmatisches Reh im Scheinwerferlicht

Die Geschichte ist zwar nicht sonderlich lang, hält aber durchaus ein paar Überraschungen parat und bietet jede Menge Spielraum für Interpretation. Bücherwurm Vivian und ihre rebellische Emo-Freundin Amy treffen in einer Nacht gleich eine ganze Menge dummer Entscheidungen auf einmal. Erst brechen sie in ihre Highschool ein, dann stehlen sie ein altes Ouija-Brett aus der Bibliothek und führen anschließend eine Séance durch, um mit dem Reich der Geister zu kommunizieren.

Natürlich läuft bei der Séance etwas schief und Amy löst sich direkt vor Vivians Augen in Luft auf. Vivian findet sich daraufhin in einer albtraumhaften Version der Schule wieder. Auf der Suche nach Amy muss sie Rätsel lösen, die Schule erkunden und sich dabei immer wieder vor dem mysteriösen Mann verstecken, dessen Hals ein (Such-)Scheinwerfer ziert, wo eigentlich ein Kopf sein sollte.

Damit sind auch gleich alle Gameplay-Elemente erklärt. Die meiste Zeit über irrt ihr durch die stockfinsteren Gänge der Schule, kombiniert Gegenstände und löst im Licht eurer Taschenlampe kleinere Rätsel und Puzzle, wie man sie eben auch aus Genre-Größen wie Resident Evil oder Silent Hill kennt. Sicherungskästen, Rohrleitungen, Ventile - alle Klassiker sind mit am Start. Immer wieder taucht dann aus dem Nichts Scheinwerfer-Mann auf und ihr schleicht von Deckung zu Deckung, um dem flammenden Auge des Suchers zu entgehen.

Einen Lebensbalken gibt es übrigens nicht. Stattdessen wird Vivians Asthma schlimmer, wenn sie unter Stress steht. Sollte ihr also ein Gegner zu nahe kommen oder sie zu oft im Scheinwerferlicht stehen, geht euch einfach wortwörtlich die Luft aus (oder ihr verbrennt, wenn ihr besonders lange im Licht bleibt, aber dazu muss man ja kein Asthmatiker sein). Eine ähnliche Mechanik bekamen wir erst vor kurzem im Videospiel-Ableger zur Filmreihe A Quiet Place (Test) zu Gesicht. Momentan scheinen Asthmatikerinnen als Protagonistinnen in Horror-Spielen also richtig en vogue zu sein.

Hat sich da gerade etwas bewegt?

Aber man muss nicht unbedingt ein Lungenleiden vorweisen, damit es einem in Fear the Spotlight den Atem verschlägt. Das Spiel schafft es nämlich mit seiner dichten Atmosphäre, eine permanente Aura von potenzieller Gefahr zu erzeugen. Ständig hat man das Gefühl, dass man aus der umgebenden Dunkelheit beobachtet wird und oft genug bleibt es dann auch nicht bei einem bloßen Gefühl. Immer wieder huschen schattenhafte Gestalten durch die Dunkelheit oder starren euch bedrohlich an.

So offensichtlich ist es aber nicht immer, denn viel beeindruckender sind die ganz kleinen Schockmomente, die man mitunter sogar nur unterbewusst wahrnimmt. An einer Stelle im Spiel seid ihr zum Beispiel auf dem Dach unterwegs, um von einem offenen Fenster zum anderen zu klettern, während unter euch ein Garten inklusive schnuckeligem Werkzeugschuppen in der Dunkelheit liegt.

Während ich das Dach überquerte, sehe ich im Augenwinkel, wie ganz unten in der rechten Ecke des Monitors vor dem offenen und von innen beleuchteten Schuppen eine unheimliche, menschliche Gestalt steht. Bis ich mich umdrehe, um einen besseren Blick zu erhaschen, war die Figur aber bereits wieder verschwunden. Wie soll man bei solchen Ereignissen denn bitte nicht paranoid werden?

Etwas enttäuschend sind hingegen leider die Schleich-Passagen. Die fallen nämlich ein bisschen zu leicht aus und dürften gerne etwas härter sein. Meistens erkennt ihr sehr schnell, in welchem Muster sich die Scheinwerferkegel bewegen und müsst nur noch den richtigen Moment abpassen. Ich war mir bis zum Schluss nicht mal sicher, ob man überhaupt sterben kann, wurde im Finale aber dann schließlich eines Besseren belehrt.

Liegt vielleicht auch daran, dass Kamera und Bewegung in Fear the Spotlight sehr gut funktionieren und dadurch anders als in Spielen der älteren Generation die zusätzlichen Schwierigkeiten wie mangelnde Sicht und unhandliche Steuerung fehlen. Am Ende stört die mangelnde Herausforderung allerdings nicht wirklich. Die mysteriöse Story, gut eingestreute Rätsel und natürlich die Nostalgie-Keule reißen es allemal raus.

Jasons Blumhouse of Horror

Hinter Fear the Spotlight stecken die CozyGamePals, ein kleines Entwicklerteam aus gerade mal zwei Personen. Bisher haben die beiden sich nur in ihrer Freizeit mit der Entwicklung einiger Browsergames beschäftigt. Die Unterstützung von Publisher Blumhouse Games ermöglichte jetzt aber ihren ersten größeren Titel.

Erwähnenswert ist das, weil es sich ebenfalls um das erste Spiel des Publishers handelt. Blumhouse war bis vergangenes Jahr nämlich eine reine Filmproduktionsfirma und verantwortlich für Horror-Banger wie Speak no Evil, M3GAN, Paranormal Activity und Five Nights at Freddy’s. Durchaus möglich, dass die Umsetzung einer Videospiel-Reihe wie FNAF Blumhouse-CEO Jason Blum dazu inspiriert hat, sich die Indie-Spiele-Szene mal etwas genauer anzusehen und eine eigene Videospiel-Sparte aufzumachen.

Auf dem Summer Game Fest 2023 kündigte Blumhouse Games immerhin auf einen Schlag gleich sechs Spiele an, die dort erscheinen werden. Alles kleinere Indie-Games mit einem Budget von unter 10 Millionen Dollar, die frisches Blut ins Horror-Genre bringen sollen. Aus dem halben Dutzend ist Fear the Spotlight das erste und einzige Spiel, das noch dieses Jahr auf den Markt kommt. Alle anderen bekommen wir erst 2025 zu Gesicht.

Obwohl das Budget der Titel eher überschaubar ausfällt, locken einige davon sogar mit richtig großen Namen. Die Story zu Project C zum Beispiel kommt von Sam Barlow, der bereits Silent Hill: Origins und Silent Hill: Shattered Memories geschrieben hat und natürlich für die interaktiven Filme Telling Lies und Her Story bekannt ist.

Der futuristische Psycho-Horror-Titel Sleep Awake ist währenddessen beim Studio Eyes Out in Entwicklung, welches von Nine-Inch-Nails-Gitarrist Robin Finck und Cory David, dem Lead-Designer von Spec Ops: The Line, gegründet wurde. Könnte sich für Fans des feinen Indie-Grusels also durchaus lohnen, das Portfolio von Blumhouse im Auge zu behalten.

Greift zu, wenn...

ihr Nostalgie für alte Horror-Titel verspürt.

Spart es euch, wenn...

ihr dann doch lieber geile Grafik wollt.

Fazit

Sebastian Ruppert - Portraitvon Sebastian Ruppert
Eine fast schon zu kurze Zeitreise für Nostalgiker und historisch Interessierte

Auch wenn Fear the Spotlight bei Weitem kein schlechtes Spiel ist, liegt die Zielgruppe doch eindeutig bei Gaming-Veteranen, die vor 30 Jahren auch schon die Pixelpracht von Resident Evil 1 und Konsorten bewundert haben. Es ist eine gelungene Hommage an Zeiten, in denen sich Figuren noch wie Panzer steuerten und Oberarme noch viereckig waren. Gleichzeitig war man aber schlau genug, sich von den nervigen Parts (wie zum Beispiel der unhandlichen Steuerung) zu verabschieden. Sowas braucht heutzutage aber auch wirklich niemand mehr.

>>Der Meister der Schatten und des Wahnsinns: Die Welt des H.P. Lovecraft<<

Das an sich recht einfache und leicht repetitive Schleich-Gameplay wird durch die gut gemachten Rätsel aufgelockert und dank der verworrenen, aber interessanten Story ist es richtig schade, wenn der Horror-Trip nach ungefähr 4 Stunden schon wieder vorbei ist. Nostalgiker greifen also ebenso zu wie Fans von charmantem Indie-Grusel, Teenie-Horror und Menschen mit Lampenfieber, die also ohnehin schon Angst vor Scheinwerfern haben.

Wenn alle Projekte von Blumhouse das Niveau von Fear the Spotlight erreichen, dann darf man sich schonmal auf den Rest der glorreichen Sechs freuen, die der neue Indie-Horror-Publisher noch so im Köcher hat.

Überblick

Pro

  • liebevolle Hommage an frühe 3D-Horror-Titel
  • solide Steuerung
  • spannende Story

Contra

  • optisch (bewusst) altbacken
  • gerade mal 3-4 Stunden Spielzeit
  • stellenweise etwas zu leicht

Awards

  • Design
    • PC
    • PS4
    • One
    • NSw
    • PS5
    • XSX
  • Story
    • PC
    • PS4
    • One
    • NSw
    • PS5
    • XSX

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