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Special - Herausforderungen - Kolumne : Generation Noob

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Erziehung zur Leistungsschwäche

Es ist kein Geheimnis, keine neue Erkenntnis, dass Spiele immer leichter werden. Normalerweise meckere ich darüber auch gar nicht. Schließlich sind nicht alle Entwicklungen schlecht und so manchen modernen Spielkomfort möchte ich heute nicht mehr missen. Was mir sauer aufstößt, ist, dass nun offenbar selbst große Klassiker von vornherein mit Cheats beworben werden. Früher musste man sich diese zumindest noch selbst besorgen – heute werden sie einem direkt zusammen mit dem Spiel vor die Füße gelegt. Das ist der Moment, in dem ich mich genötigt fühle, aufzuspringen und der jüngeren Zockergeneration wie ein grantiger Rentner zuzurufen: „Seid ihr denn alle tatsächlich solche Noobs, dass sich jetzt sogar die alten Schätze eurem angeblich nicht vorhandenen Spieltalent anpassen müssen?“

Final Fantasy VII - Launch Trailer
Die PC Version von Final Fantasy VII bietet 36 neue Achievements sowie die Möglichkeit, seine Spiele Online zu sichern. Somit ist der Spielspaß von überall fortsetzbar, vorausgesetzt es besteht eine Internet Verbindung.

Ist das so? Machen euch Spiele nur Spaß, wenn der Erfolg maximal wenige Momente auf sich warten lässt? Wie kommt es dann, dass Dark Souls und Co. solche Erfolge feiern? In Wahrheit glaube ich nämlich nicht daran, dass die (meisten) Spielehersteller mit ihrer Einschätzung recht haben. Wir Zocker, in allen Generationen, sind nicht so schlecht oder durchhalteschwach, wie die Entwickler und Publisher vermuten.

Es ist nur so, dass sie uns alle, generationsübergreifend, über die Jahre so erzogen haben, dass wir immer niedrigere Hürden gewohnt sind. Die Zahl derer, die sich schwierigen Herausforderungen nicht stellen, steigt dadurch konstant. Aus diesem Grund werden auf Herstellerseite alle Spiele zunehmend einfacher. Das wiederum senkt fortlaufend die Fähigkeiten der Spieler – Stichwort: Training. Und so dreht sich alles in einer Endlosspirale auf ein Ziel zu, das ich nicht erleben möchte.

Mut zum Scheitern

Die jüngere Zockergeneration wächst zudem in dem Glauben auf, dass alle Spiele schon immer so leicht waren oder so leicht sein müssen, um gut zu sein. Sobald sie später dann mit schwereren Titeln Kontakt haben (aktuelle oder Klassiker), werden diese in ihrer Erwartungshaltung nicht sofort mit möglichem Spielspaß verbunden. Schließlich haben sie es ja anders gelernt: Herausforderungen sind Spielspaßbremsen. Dass Herausforderungen ebenso eine Gelegenheit für ein erfüllenderes Spielerlebnis sein können, müssen sie erst lernen. Und da der Markt überflutet ist mit Easy-Titeln, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass so etwas nur ein Bruchteil des Zockernachwuchses auch tatsächlich ernsthaft versucht.

Ich kann allen, die sich angesprochen fühlen, nur empfehlen: Spielt weiter, aber lasst die Finger von „Features“ wie dem Character Boost von Final Fantasy VII oder dem Super-Assistenten in New Super Mario Bros. U oder L.A. Noires Frage, ob ihr eine Action-Sequenz überspringen möchtet, wenn ihr mehrmals gescheitert seid. Es gäbe noch so viele Beispiele, und das zudem in teils ohnehin einfachen Spielen. Stellt euch lieber den Herausforderungen und entwickelt eure Zockerfähigkeiten weiter, bis euch scheinbar nichts mehr aufhalten kann. Erst dann erlebt ihr das Spiel in seiner vollen Pracht. Ansonsten werdet ihr irgendwann euren eigenen Kindern dabei zusehen müssen, wie sie nur noch einen „Ich-gewinne“-Knopf drücken und einen Großteil dessen, was Videospiele einst großartig machte, versäumen.

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