Special - Krise in Sicht? : Fünf Millionen sind nicht genug
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Risiken
Natürlich möchte jeder große Publisher einen oder mehrere AAA-Titel im Portfolio haben und investiert eine Menge. Doch der Markt ist hart umkämpft und niemand weiß genau, wie viele AAA-Titel der Markt verkraftet. Laut Analysten muss ein Titel mit einem derart hohen Budget schon zwischen fünf und zehn Millionen Exemplare an den Mann bringen. Nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, wie viele Spiele das bisher geschafft haben. Und wenn man dann noch bedenkt, dass in manchen Monaten gleich ein halbes Dutzend solcher Titel um die Gunst der Spieler ringt, wird die Luft schon dünn - zumal die großen Titel sich irgendwie immer ähnlicher und immer austauschbarer werden. Viel Action, viel Krachbumm, wenig Inhalt. So ist Entwicklerlegende Harvey Smith nicht der Einzige, der glaubt, dass Spiele mit derart hohen Budgets in Zukunft weniger werden.
Die Kosten sind hoch, das Risiko ist immens, wenn man nicht eine Gelddruckmaschine wie GTA im Portfolio hat. Mit dem Erscheinen der neuen Konsolengeneration wird die Sache wahrscheinlich noch um einiges haariger. Größere technische Möglichkeiten schreien nach mehr Entwicklungsaufwand. Zudem muss vor allem in der Anfangszeit gleich für fünf bis sechs statt wie bisher für drei oder vier Plattformen entwickelt werden. Denn mindestens im ersten Jahr ist die Anzahl der neuen Konsolen auf dem Markt gar nicht groß genug, um die Entwicklung eines AAA-Titels auch nur ansatzweise zu finanzieren. Das Ergebnis sind auf jeden Fall weiterhin steigende Budgets, denn natürlich wollen die Spieler, dass die Möglichkeiten der neuen Konsolen voll ausgenutzt werden. Wer will schon ein Spiel, das auf PS4 genauso aussieht wie auf PS3?
Ausblick
Preiserhöhungen sind kaum durchsetzbar, für viele ist mit den jetzigen Kaufpreisen von Videospielen bereits eine Schmerzgrenze erreicht und nicht wenige warten Angebote oder Zweitvermarktung ab. Schon jetzt gehen viele Händler in den Preiskampf – so war BioShock: Infinite für PC am Veröffentlichungstag teilweise schon für 30 Euro zu haben, also für deutlich weniger als den „normalen“ Preis von 45 bis 50 Euro.
Es ist also nicht unmöglich, dass das Spieleangebot sich in den kommenden Monaten und Jahren gewaltig wandelt: weniger AAA-Titel mit hohen Budgets und geringem Risiko und dazu eine aussterbende Mittelschicht. Dafür aber vielleicht eine noch mehr blühende und boomende Szene mit kleineren, weniger aufwendigen Titeln und frischen Ideen. Das ist zumindest eine Möglichkeit. Die andere Alternative ist, dass die großen Hersteller Mittel und Wege finden, ihre Herstellungskosten dramatisch zu senken und neue Käuferscharen anzulocken. Der Wechsel von Boxed-Versionen zum reinen Online-Vertrieb gehört sicherlich dazu, um beispielsweise Produktions-, Lager- und Vertriebskosten zu sparen. Egal, wie man es dreht und wendet: Die Spielehersteller sind nun gefordert, neue Ideen und neue Konzepte auf den Tisch zu legen und zu beweisen, dass man aus dem Dornröschenschlaf erwachen und auf einen sich verändernden Markt reagieren und dort auch überleben kann.
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