Test - Sega Rally : Das Comeback des Klassikers
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Mit der Verformbarkeit hat es nun Folgendes auf sich: Der Untergrund der Fahrbahnen wird durch die Fahrzeuge beeinflusst. Die Wagen hinterlassen tiefe Spuren, die Spuren bleiben auch und summieren sich über die drei Runden, die pro Strecke zu absolvieren sind. Habt ihr also in der ersten Runde noch jungfräulichen Untergrund, so kämpft ihr euch zum Schluss durch tiefe Spurrillen oder platt gefahrenen Schnee. Das wiederum hat auch deutliche Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Sowohl Tempo als auch Kurvenverhalten werden von den Spuren und Rillen massiv beeinflusst. Als taktischer Faktor für die Rennen kommt somit hinzu, blitzschnell die günstigste Linie zu finden, die Tempo und Fahrverhalten am wenigsten beeinträchtigt.
Fast schon etwas zu viel Realismus für einen Arcade-Racer, der ansonsten auf quasi alles verzichtet, vom Schadensmodell bis hin zu tiefer gehenden Fahrzeugeinstellungen. Dort habt ihr nämlich lediglich die Auswahl zwischen Rallye- und Asphalt-Bereifung. Ebenfalls wenig realistisch: Alle Strecken haben immer eine Begrenzung, ein Ausflug in die Vegetation ist unmöglich, stattdessen werdet ihr bei einem Rutscher wie bei einer Gummibande auf der Piste gehalten. Das kostet allerdings wertvolle Sekunden, die mitunter über Sieg oder Niederlage entscheiden können.
Prachtvoll und farbenfrohWoran es hingegen nichts zu bemängeln gibt, ist die grafische Umsetzung. Hier können sich 'Colin McRae: Dirt' und 'Sega Rally' getrost die Hand schütteln. Halt, nicht ganz – einen dicken Pluspunkt darf 'Sega Rally' sich auf die Fahne schreiben. Die Performance des Spiels ist deutlich besser als die des Codemasters-Konkurrenten, selbst wenn sechs Fahrzeuge im Bild sind und euch Matsch und Schotter nur so um die Ohren fliegen. Dafür ließ sich das Spiel auf einem unserer frisch installierten Testrechner gar nicht erst starten – warum? Keine Ahnung. Wie auch immer, die Strecken sind farbenfroh und wirken recht natürlich, fast etwas zu kitschig wie eine Postkartenkulisse und nicht so realistisch wie bei 'Colin', aber das mag eigentlich nicht so recht stören.
Da spiegeln sich die Berge und Wolken in den Pfützen auf der Straße. Gras und Bäume wiegen sich im Wind, Elefanten schlürfen am Wasserloch oder ein paar Jets verschönern den Himmel mit farbigen Kondensstreifen. Selbst Kleinigkeiten fallen auf, so haben die Reifen im Stapel am Straßenrand unterschiedliche Profile. Und sogar die Zuschauer sehen vernünftig aus – modelliert, animiert, keine Bitmap-Tapeten. Zerstörbares gibt es hingegen wenig und schon gar nicht an den Fahrzeugen. Lediglich ein paar Bretter können hier und da von den Begrenzungen geräumt werden.
Die Fahrzeuge sind schön umgesetzt, detailgenau bis zur letzten Schraube. Sehr cool: Die Boliden verdrecken natürlich in Matsch und Schlamm. Fahrt ihr dann durch eine größere Pfütze, wird der Schlamm sogar teilweise wieder abgewaschen. Schade nur, dass es außer unterschiedlichen Tageszeiten keine Umgebungs- oder gar Wettereffekte gibt. Auch sind die Umgebungen nicht alle wirklich gleichwertig. Vor allem die Tropical-Strecken fallen gegenüber den Schmuckstücken Arctic und Alpine etwas ab. Dafür versöhnt der gute Motorensound ebenso wie die Fahrgeräusche, die nahezu perfekt zum jeweiligen Untergrund passen, und die ordentlichen Ansagen der Copiloten.
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