Test - Resident Evil 7: Biohazard : Alte Flamme neu entfacht
- PS4
Im Gegenteil: Durch perfide platzierte Schatteneffekte und Geräusche fühle ich mich bald in einem Dauerzustand der Paranoia und rechne ständig mit dem Schlimmsten. Das sind die Bakers und vor allem die mysteriösen, Molded genannten Kreaturen. Nach zwei Resident-Evil-Teilen, in denen Munition regelrecht vom Himmel fiel, musste ich mich erst wieder daran gewöhnen, mit einem knappen Inventar und noch knapperen Vorräten auszukommen. In Resident Evil 7 ist jeder Gegner wieder der blanke Horror. Jeder Schuss, der nicht in den Kopf trifft, fühlt sich wie ein schmerzhafter Stich an. Die Gefährlichkeit der Gegner liegt meiner Meinung nach besonders in ihrer Unberechenbarkeit begründet.
Wie in meiner Preview schon erörtert, reagieren Jack, Marguerite und die anderen sehr flexibel auf mein Verhalten, verfolgen mich, brechen mir gleich das Genick oder lassen mich laufen, wenn ich sie nicht provoziert habe. Selten habe ich mich so unsicher gefühlt, selbst in Bosskämpfen. Mal versucht Jack mich mit einem Auto zu überfahren, mal bin ich schnell genug und drehe den Spieß um. Die KI überzeugt mit ihren angepassten Reaktionen. Lediglich bei den Moldeds konnte ich bei genauer Beobachtung ein gewisses Schema erkennen.
Capcom, sag, wie hast du's mit den Texturen?
Bezüglich der Technik war ich daher sehr angetan von Resident Evil 7. Ein Eindruck, der sich fast durch das ganze Horrorspektakel zieht. Keine Frage, atmosphärisch macht dem neuen Teil keiner ewas vor. Das vermoderte Haus zog mich förmlich in den Bann. Beinahe konnte ich den faulen Geruch auch ohne spezielle Kerze wahrnehmen. Besonders Licht- und Wassereffekte wussten zu überzeugen. Nur genauer hinschauen sollte man besser nicht. An einigen Stellen sind die Texturen leider schwammig, gelegentlich lassen sich sogar Gegenstände beobachten, deren Oberflächenstruktur erst nachgeladen werden muss. Zum Glück passierte das nur selten. Der überdurchschnittliche grafische Gesamteindruck ließ mich darüber ohnehin schnell hinwegsehen.
Ähnlich geht es mir mit der Vertonung. Als ich hörte, Resident Evil 7 würde eine deutsche Tonspur erhalten, erinnerte ich mich an die unterirdische Qualität der Synchronsprecher in Resident Evil Revelations. Zu meiner großen Erleichterung hat Capcom sich bei dem großen Neustart der Serie nicht lumpen lassen und professionelle Sprecher engagiert, die ihre Arbeit größtenteils gut machen. Trotzdem bleibt die englische Stimme von Marguerite unübertroffen. Lediglich einige größere Diskrepanzen zwischen dem gesprochenen Wort und den Lippenbewegungen sind mir aufgefallen, besonders in der Eröffnungsszene. Hier hätte die Synchronregie sauberer arbeiten können.
Ist es ein Resident Evil? (Spoiler-Warnung!)
Die Frage, die Resi-Fans wohl am unangenehmsten unter den Nägeln brennt, ist, ob und wie sich Teil 7 in die übergeordnete Handlung der Serie einordnet. Resident Evil von der skrupellosen Umbrella Corporation und abgedrehten Mutationen zu trennen, ist unmöglich. Glücklicherweise hat Capcom einen geschickten Weg gefunden, nicht bereits hundertmal erzählte Geschichten neu aufzuwärmen und trotzdem dem Kanon der Serie treu zu bleiben. Sehr lange lässt uns Resident Evil 7 im Dunkeln tappen. Die wahren Hintergründe, was es mit den Bakers, den schimmligen Moldeds und einigen weiteren sehr interessanten Details auf sich hat, erfahren wir erst im letzten Viertel des Spiels.
Für meinen Geschmack hätte die Story, die serientypisch zu großen Teilen über herumliegende Dokumente aufgeklärt wird, etwas früher und kontinuierlicher in Gang gebracht werden können. So hatte ich ein wenig den Eindruck, Capcom wollte eine Spur zu überhastet zum Ende kommen. Gibt es Umbrella überhaupt noch? Die Antwort darauf ist überraschend und rückt sogar alles davor Geschehene in ein völlig neues Licht. Erst war ich extrem verwirrt, dann sogar fast etwas enttäuscht. Mit der Zeit allerdings begann ich zu verstehen und zu erkennen, was Capcom da für eine grandiose Möglichkeit für ein Comeback eröffnet hat.
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