Test - Razer Kraken V3 HyperSense : Fühl den Bass, Baby
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Die Kraken-Reihe ist so etwas wie ein Klassiker unter den Headsets von Razer. Der Hersteller verpasst dem ehrwürdigen Veteranen eine Komplettüberarbeitung und kombiniert die Errungenschaften der neueren Razer-Headsets wie dem BlackShark V2 hinsichtlich der Klangqualität mit einem technischen Gimmick, das mit dem Nari Ultimate eingeführt wurde, seitdem aber weitgehend brach lag. Und das gleich noch in drei verschiedenen Modellen, wovon wir uns das mit 129,99 Euro preislich in der Mitte angesiedelte Razer Kraken V3 HyperSense geschnappt haben.
Clever ist, dass Razer gleich drei Modelle des Kraken V3 auf den Markt bringt und damit einige Gegenargumente im Keim erstickt. Wer auf das haptische Feedback zugunsten des Preises verzichten will, greift zum Kraken V3 für 99,99 Euro, das bis auf das HyperSense-Feature baugleich mit unserem Testexemplar ist. Wer keine Kabel haben will, bekommt dafür das Kraken V3 Pro als Wireless-Variante inklusive Haptik für 199,99 Euro.
Das Kraken V3 stopft nicht nur neuere Technik ins alte Gewand, sondern hat direkt eine Neugestaltung von Grund auf erhalten. Das beginnt mit dem neuen Design, das eine ansehnliche Optik auf den Schädel bringt. Basis ist ein robustes Metallkopfband, in dessen Gabeln die Ohrmuscheln stecken. Die runden Ohrmuscheln sind mit weichen Polstern mit Kunstlederbezug versehen, ebenso wie das Kopfband. Die Auflagefläche der Ohrpolster besteht aus einem weichen Textilmaterial.
Die Verarbeitung macht einen grundsoliden Eindruck. Als optisches Schmankerl haben die seitlichen Blenden ein Lochmuster, während in deren Mitte ein LED-Ring nebst beleuchtetem Logo unter einer Hochglanzoberfläche schlummern. Keine Frage, dass ihr diese Beleuchtung natürlich in der Synapse-Software konfigurieren könnt, Razer Chroma inklusive. Mit 344 Gramm ist das Kraken V3 HyperSense kein Leichtgewicht, der Tragekomfort ist aber dennoch ziemlich gut, auch bei längerem Gebrauch.
Der Anschluss erfolgt über ein USB-Kabel, das leider nicht abnehmbar und somit nicht austauschbar ist. Schade. Damit ist das Headset für den Einsatz am PC (vorrangig) und an der PS4/5 (wenn gewünscht) geeignet, wobei ihr an der Konsole softwarebedingt auf den Surround-Sound verzichten müsst. Das haptische Feedback bekommt ihr aber auch an der Konsole. Warum, dazu gleich mehr. Im Gegensatz zum Kabel ist das Mikrofon mit Poppschutz abnehmbar und überzeugt mit klarer, unverfälschter Sprachübertragung.
Die Bedienelemente halten sich in Grenzen. Ein Mikrofonschalter, ein Lautstärkeregler sowie eine Taste für die Einstellung des haptischen Feedbacks und das war es dann auch schon. Die Razer-Synapse-Software bietet dafür ein ganzes Füllhorn an Optionen, raunter 10-Band-EQ sowohl für Klang als auch Mikrofon, verschiedene Sound-Presets (Spiele/Musik/Film), THX-Spatial-Einstellungen, Bass-Boost, Sprachhervorhebung, Voice Gate, Mic-Monitoring und vieles mehr. Eigene Profile können erstellt werden, zudem könnt ihr sogar THX-Spatial-Presets bestimmten Spielen oder Anwendungen zuordnen, damit ihr nicht jedes Mal manuelle Einstellungen vornehmen müsst.
Eine wichtige Neuerung sind die Treiber, die für den Klang sorgen. Razer setzt hierbei auf die neueren TriForce Titanium Treiber in der 50-mm-Ausführung, die wir bereits beim Razer BlackShark V2 als gelungen bezeichnen konnten. Die Treiber unterstützen THX Spatial Audio und arbeiten im üblichen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz bei 32 Ohm. Ein sinnvoller Schritt, denn die neue und patentierte Treibertechnologie hat den Headsets von Razer einen gehörigen Qualitätsschub verpasst. Dank der EQ-Optionen in der Software könnt ihr dem Klang zudem eure eigene Fußnote verpassen.
Am Klang gibt es dann auch herzlich wenig zu bemängeln. Für seine Preisklasse liefert das Kraken V3 einen kräftigen und ausgewogenen Klang mit guter Differenzierung zwischen den Frequenzbereichen und einem breiten Anwendungsspektrum, das auch vor Musik oder Videos/Filmen nicht halt macht. Die räumliche Wahrnehmung ist ebenfalls prima, erst recht mit aktiviertem THX Spatial Audio. Die Stärken des BlackShark V2 wurde somit quasi 1:1 übernommen.
Das zweite wichtige Feature ist das HyperSense benannte, haptische Feedback. Daran hatte sich Razer vor geraumer Zeit bereits beim Nari Ultimate versucht. Das Ergebnis war ein nettes Gimmick, allerdings noch mit einigen Kinderkrankheiten. Die neue Variante ist um einiges ausgefeilter.
Dank HyperSense könnt ihr bestimmte Frequenzbereiche im Basssegment (20 bis 200 Hz) nicht nur hören, sondern auch fühlen. Spezielle Treiber setzen die Klänge in Vibrationen um, fast ein bisschen wie beim DualSense-Controller der PS5. Rollt also bei Battlefield ein Panzer in eure Richtung, hört ihr ihn nicht nur, sondern spürt ihn auch. Das klappt bei allen Geräuschquellen, zum Beispiel auch bei Bassdrums beim Musik hören. Eine Implementierung im Spiel oder der Anwendung ist nicht erforderlich, HyperSense erledigt dies automatisch und in Echtzeit. Somit steht euch der Effekt auch an der PlayStation zur Verfügung, unabhängig von jeglicher Software.
Das gelingt sogar mit einer gewissen Dynamik, denn die Stärke/Entfernung der Klangquelle wird berücksichtigt. Gleiches gilt für die Richtung, aus der der Klang ertönt. Ist besagter Panzer links von euch, ist auch die Vibration der linken Ohrmuschel entsprechend stärker als die der rechten. Erfreulicherweise ist der Effekt direkt am Headset in drei Stufen regelbar (niedrig, mittel, stark) und kann auch ganz abgeschaltet werden. Gut so, denn mit voller Stärke kann der Effekt auf die Dauer ziemlich anstrengend werden. Niedrig bis mittel empfanden wir, je nach Spiel oder abgespieltem Medium, durchaus als angenehm.
Das haptische Feedback von HyperSense kann beim Zocken tatsächlich zu einer Bereicherung werden, ebenso bei Filmen oder Musik. Den Bass nicht nur zu hören, sondern tatsächlich zu spüren, hat schon was. Schussgewitter und Explosionen wie in Battlefield oder Call of Duty bekommen damit durchaus eine neue Dimension. Wer allerdings vorrangig kompetitiv spielt, wird darauf wohl eher verzichten. Wie wir selbst feststellen mussten, beeinträchtigt die Vibration in Summe doch ein wenig die Wahrnehmung feinerer Details in der Spielumgebung. Auch empfanden wir die maximale Stufe eher als zu heftig, gerade auch weil sich das Ganze bei schnell aufeinanderfolgenden Geräuschen ziemlich holprig anfühlt.
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