Test - Railway Empire : #LebenImZug
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In der Gamesbranche ist es wie auf dem Spielzeugmarkt: Eisenbahnen sind zeitlose Klassiker, die auch über Generationen hinweg nichts von ihrer Faszination verlieren. Das ist wohl auch der Grund, warum der deutsche Entwickler Gaming Mind Studios nun mit Railway Empire eine Simulation in der Tradition des Klassikers Railroad Tycoon auf den Markt bringt.
Welcher Mann spielt nicht gerne mit Eisenbahnen? Zugegeben, es werden heutzutage vermutlich nicht mehr ganz so viele sein wie noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Modelleisenbahnen nach wie vor eine ganz besondere Faszination ausstrahlen. So ist es nicht verwunderlich, dass Entwickler Gaming Minds und Publisher Kalypso mit der Simulation Railway Empire etwas von dieser Faszination auf den PC zu übertragen versuchen. Dabei liegt die Messlatte gerade in diesem Genre ziemlich hoch, was vor allem an dem bis heute exzellenten Railroad Tycoon liegt. Das deutsche Studio muss sich folglich ordentlich anstrengen, um die Spieler zu begeistern.
Learning by doing
Doch schon der Anfang von Railway Empire zeigt, dass Gaming Minds einiges richtig macht. Statt in sterilen und wenig unterhaltsamen Tutorials belehrt zu werden, lernt ihr die grundlegenden Spielmechaniken direkt im Rahmen der Solokampagne. Das ist zwar angesichts der Komplexität dieser Spielgattung mutig, aber prinzipiell eine tolle Idee. Denn auf diese Weise seid ihr von der ersten Minute an direkt im Spielgeschehen und erhaltet beiläufig eure Einführung mit angenehm sanft ansteigender Lernkurve. Zudem ist die Kampagne ebenso gut wie umfangreich geworden. Zwar beschränkt sich Railway Empire auf den nordamerikanischen Kontinent, doch die einzelnen Kapitel der Geschichte sind sehr abwechslungsreich gestaltet.
So ist es beispielsweise eure Aufgabe, während des Amerikanischen Bürgerkriegs mit gut ausgebauten Transportwegen dafür zu sorgen, dass die Nordstaaten die Oberhand behalten und letztendlich den Sieg über den Süden davontragen. Oder aber das Spiel versetzt euch in die Zeit der Eisenbahnpioniere, in der ihr die ersten Gleise an der Ostküste verlegt. Zwar gibt es auch einige weniger spannende Aufgaben wie zum Beispiel die routinemäßige Verbindung zweier Städte oder den Transport bestimmter Waren zu einem vorgegebenen Ziel, doch das fällt im Gesamtkontext weniger negativ aus als anfangs befürchtet.
Das liegt vor allem an einem bestimmten Spielelement, das auch im Sandbox-Modus zum Tragen kommt: Die von euch aufgebauten Transportrouten haben direkten Einfluss auf die damit verbundenen Betriebe und Städte. Wenn ihr beispielsweise einer zunächst kleinen Ortschaft beim wirtschaftlichen Aufschwung helft, wächst sie schneller, was wiederum in eine größere Anzahl an Transport- und somit Verdienstmöglichkeiten für euch mündet. Somit erhöht sich gleichzeitig auch der Wiederspielwert, da jede Partie aufgrund solcher dynamischer Details etwas anders verläuft.
Entgleisung der KI-Kontrahenten
Ebenfalls löblich ist der Bedienkomfort von Railway Empire: In den meisten Fällen reicht es aus, beim Aufbau einer neuen Schienenstrecke auf den Anfangs- sowie den Endpunkt auf der Karte zu klicken, alles andere übernimmt die Automatik – und zwar erstaunlich gut. Zwar ist die alternativ einstellbare manuelle Verlegung mitunter etwas präziser und spart vor allem bei geografisch kniffligen Stellen einiges an Geld. Doch gerade für Einsteiger ist die Automatik eine ebenso hilfreiche wie effektive Komfortfunktion.
Überdies müssen wir den Tiefgang von Railway Empire loben, da wir uns nicht nur um Schienen, sondern auch die Finanzen, den Einsatz der richtigen Lokomotiven sowie den Aktienkauf kümmern. Wenn ihr es denn möchtet, könnt ihr euch tagelang in das Spiel reinwühlen. Hinzu kommt eine durchaus ansehnliche Grafik, die lediglich bei der Darstellung der Städte etwas schwächelt.
Doch auch in Railway Empire ist nicht alles golden, was auf den virtuellen Gleisen glänzt. Vor allem die KI-Kontrahenten machen euch beim Umstellen auf die etwas vertracktere „komplexe Spielmechanik“ einen gehörigen Strich durch die Rechnung.
Aus einem uns unerfindlichen Grund müssen sich die vom Computer gesteuerten Rivalen nicht mit Signalen oder Ausweichgleisen herumschlagen, weil ihre Züge nicht kollidieren können. Auf diese Weise können sie deutlich mehr Loks auf den Strecken agieren lassen und somit mehr beziehungsweise schneller Profit erwirtschaften. Ähnlich störend ist, dass ihr gerade in diesem Modus so gut wie nichts gegen feindliche Übernahmen ausrichten könnt, da der Gegner euch wirtschaftlich schon nach kurzer Zeit weit überlegen ist. Das kann mitunter ziemlich frustrierend sein.
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