Test - Of Orcs and Men : Grünhäutige Protagonisten

Aktuelle Fantasy-Rollenspiele haben meist eins gemeinsam: Ihr spielt einen Menschen, der sich gegen eine Vielzahl nicht menschlicher Wesen beweisen muss – sehr oft auch gegen Orks und Goblins. In Of Orcs and Men von Cyanide übernehmt ihr allerdings ausnahmsweise mal die Rolle der beiden Gegnerrassen.

Als Ork Arkail bekommt ihr zu Spielbeginn einen einfach klingenden Auftrag: Tötet den menschlichen Imperator! Aus Sicht der Orks ist dieser Plan unheimlich sinnvoll, denn die Menschen haben sich unter einem Führer und einer Religion zu einer mächtigen Allianz zusammengeschlossen und ihre Gebiete im Zuge der Inquisition auch in den Süden der Welt hinein erweitert. Nachdem sie aber auf erbitterten Widerstand der dort lebenden Orks gestoßen waren, wurde kurzerhand eine gewaltige Mauer errichtet, die das bereits eroberte Gebiet gegen etwaige Angriffe der Grünhäute sichert. Außerdem lässt sich im Schutz der Mauer auch prima mit anderen Rassen verhandeln, um der grünen Plage Herr zu werden.

Unter der Mauer durch

Aus diesem Grund müsst ihr die Mauer auf dem Weg zum Imperator um jeden Preis hinter euch lassen. Allerdings schafft ihr das nicht alleine, weshalb der gerissene Goblin Styx als Führer einspringt. Da das Überklettern der Mauer unmöglich ist, führt der Weg zunächst in die Mauer, wo die Menschen die Orks als Sklaven halten und Styx ein guter Bekannter ist. Da Arkail vom Stamme der Blutkiefern jedoch etwas auffällig ist, hilft auch Styx' Bekanntheit nicht und es kommt zu ersten Scharmützeln.

Sind diese überstanden, findet ihr zunächst Styx' Unterschlupf im Quartier der Schwarzen Hand, einer Organisation, die sich dem Widerstand der Orks verschrieben hat. Hier könnt ihr erstmals Waffen kaufen und eure Rüstung verbessern, bevor ihr weitere Verbündete trefft und mit deren Hilfe auf Umwegen unter der Mauer durch endlich ins Reich der Menschen gelangt.

Irrungen und Wirrungen

Doch dort angelangt wird alles nur viel schlimmer: Arkail wird gefangen genommen, muss sich seinen Weg freikämpfen, findet seinen Vater wieder, muss einen Aufstand organisieren und eine Magierin retten. Denn nur diese kennt den Weg zur Insel der Klagen, wo die Verhandlungen der Elfen und Zwerge mit dem Imperator stattfinden sollen. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass diese Verhandlungen gar nicht erst stattfinden dürfen und der Imperator vorher getötet werden muss. Es kommt also auch noch Zeitdruck hinzu.

Was jetzt so knapp zusammengefasst wie die platte Handlung eines 08/15-Spiels klingt, ist in Wirklichkeit ein sehr spannender Plot, der mit so mancher Überraschung aufwartet und euch mehr als einmal überlegen lässt, wer Freund und wer Feind ist beziehungsweise wem ihr Vertrauen könnt und wem nicht. Damit setzt sich das Spiel angenehm von vielen anderen Genrevertretern ab und überzeugt beim Vortragen der mehr an Erwachsene gerichteten Geschichte fast auf ganzer Linie. In jeder Unterhaltung gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten, die sich meist unmittelbar auf die Folgehandlung auswirken. Das Ergebnis ist zwar oft dasselbe und nur der Weg dorthin ändert sich leicht. Manche Entscheidungen haben aber auch direkten Einfluss etwa darauf, ob ihr einen vermeintlichen Verräter tötet oder am Leben lasst.

Orkischer Charme

Die Dialoge sind dabei auf ähnlichem Niveau. Die Wortwechsel zwischen Arkail und Styx bestechen vor allem in humoristischen Momenten. Während Arkail den grummeligen und emotionalen Ork verkörpert, sorgt besonders Styx durch seinen feinen Sarkasmus für Auflockerung. Manche Konflikte werden hierbei zwar viel zu schnell aus der Welt geschafft, trotzdem wird das Verfolgen der Dialoge nie langweilig. Erfreulich also, dass Arkail zwar der eigentliche Star des Spiels ist, die gesamte Geschichte in den Zwischensequenzen jedoch von Styx vorgetragen wird.