Test - Nier : Action-RPG mit einem Schuss ICO
- PS3
- X360
Abwechslung bieten die Gegner leider nicht, denn mehr als ein bis zwei Gegnertypen trefft ihr gewöhnlich nicht pro Dungeon an, außerdem verhalten sich die Monster mehr doof als fordernd. Trotzdem ist der Schwierigkeitsgrad von Nier recht hoch angesiedelt, da der Spielcharakter zu Beginn nur wenige Treffer einstecken kann. Potenzial für spannende Kämpfe wäre vorhanden, wird jedoch kaum genutzt.
Niers Energieleiste wächst erst, wenn ihr den Conan-Hühnen auflevelt. Dieses Rollenspielelement ist jedoch arg simpel ausgefallen. Dasselbe gilt für das Aufwerten von Waffen. Hierbei puzzelt ihr Wortsilben zu Magiesprüchen zusammen, die ihr wiederum mit eurer Ausrüstung kombiniert. Damit seid ihr im Angriff stärker, könnt mehr Magietreffer einstecken oder nutzt ähnliche Verbesserungen.
Wie es sich für ein Japano-Rollenspiel gehört, warten tonnenweise Nebenquests sowie Bonusaufgaben auf euch. Ihr könnt zum Beispiel Pflanzen säen, düngen sowie gießen und dann die Ernte nutzen. Auch geht ihr angeln oder kombiniert Schrottteile zu Waffen-Upgrades. Die Nebenquests fallen leider in die Kategorie Nebengemüse, sind die Aufgaben doch zu nebensächlich und die Belohnungen, mal abgesehen vom Zaster, zu unspektakulär.
Diese Technik geht an die Nier-en
Trotz der diversen interessanten Aspekte verschenkt Nier massenhaft Potenzial. Das gilt ebenso für die Grafik. In seinen besten Momenten hat der Titel eine großartige Stimmung und sehenswerte Bauten zu bieten. Dazu kommen riesige Endgegner, die dazu noch ganz passabel animiert sind. Allzu oft kommt es jedoch vor, dass ihr wegen des ganzen Kantenflimmerns, der miesen Texturen und der offenkundigen Detailarmut daran zweifelt, ob ihr wirklich die PS3 oder X360 und nicht eine PS2 angeschaltet habt. Nicht mal tolle CGI-Szenen im Square-Enix-Stil bekommt ihr geboten. Die ordentlichen Licht- und Unschärfefilter sowie die klasse Weitsicht können das Ruder dann auch nicht mehr herumreißen. An den Nerven zehren überdies die langen Ladezeiten, die PS3-Jünger durch eine Installation immerhin um etwa 40 Prozent kürzen können.
Leider können wir von der Sound-Abteilung ebenso wenig Positives berichten: Der Soundtrack mit seinen Opernanspielungen, den Mittelalter-Japano-Melodien oder orchestraler Kampfmusik klingt zunächst ganz gut ... bis man nach etwa zehn Minuten von den ewig gleichen Melodien imaginäres Ohrenbluten bekommt. Apropos Bluten: Dass euer Begleiterbuch die Magie-Energie aus dem Blut der Feinde zieht, ist genauso albern wie unnötig, ist das Spiel doch ansonsten nicht gerade ein Brutalo-Titel.
Die Sound-Effekte pendeln sich irgendwo im Mittelmaß ein, die immerhin recht umfangreiche englische Sprachausgabe schafft meist nicht einmal das. Ein Lichtblick ist höchstens der motivierte Sprecher des blessierten Grimoire Weiß. Wenig zu bekritteln gibt es hingegen bei den weitgehend gelungenen deutschen Untertiteln. Überdies sei erwähnt, dass die Spielzeit von Nier je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad und Anzahl an absolvierten Nebenquests durchaus 35 bis 40 Stunden betragen kann. Genügend Zeit ist also vonnöten, zumal die Speicherpunkte spärlich verteilt wurden - auf die eine oder andere repetitive Phase müsst ihr euch also gefasst machen.
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