Test - NHL 16 : Zurück von der Strafbank
- PS4
- One
Die KI wirkt insgesamt dynamischer und reagiert spürbar besser auf eure Aktionen. Lauft ihr euch beispielsweise frei, werdet ihr deutlich vorteilhafter angespielt als noch in früheren Teilen. Habt ihr den Puck an der blauen Linie, postieren sich eure Mitspieler deutlich sinnvoller vor dem Tor, um dem Goalie die Sicht zu verdecken oder auf einen Rebound zu lauern. Das macht sich auch in der Defense bemerkbar, wo die Mitspieler wesentlich günstigeres Positionsspiel zeigen und nicht so leicht zum Hühnerhaufen verkommen.
Dank der Änderungen ist es nun tatsächlich besser denn je möglich, echte Spielzüge aufzubauen, den Puck im gegnerischen Drittel laufen zu lassen und Lücken für den Abschluss zu schaffen. Zwar gibt es immer noch kleinere Macken und Aussetzer bei der KI, insgesamt ist aber ein Fortschritt spürbar. Dafür ist allerdings das Erstellen eigener Spielzüge entfallen, wohl um die KI damit nicht zu sehr aushebeln zu können. Die Goalies wirken ebenfalls verbessert und agieren geschmeidiger, allerdings gibt es dann und wann Ungereimtheiten. Vor allem im 1-on-1-Online-Spiel ließen sie sich noch viel zu leicht veräppeln und einige zu chancenreiche Standardschüsse sind auch diesmal wieder dabei.
Optionen und Steuerung
Durch Nachjustieren in den Optionen können viele Bereiche des Gameplays noch verbessert oder angepasst werden. Dort findet ihr zahlreiche Regler für verschiedenste Elemente des Spiels, bis hin beispielsweise zur Tendenz der KI, den Puck eher ins gegnerische Drittel zu spielen oder ihn einfach zu dumpen, um ihn dann zu erobern. Die Grundeinstellungen sind okay, aber erfahrene Spieler werden sicherlich noch die eine oder andere Nachbesserung vornehmen.
An der grundlegenden Steuerung hat sich übrigens nichts geändert. EA hält weiterhin an der intuitiven und gelungenen Skill-Stick-Steuerung fest. Das gilt leider auch für das Deke-System , das immer noch etwas altbacken und aufgesetzt wirkt. Hier wäre ein Ansatz für EA, das Gameplay noch zu verbessern und die Dekes intuitiver zu gestalten.
Die Goalie-Steuerung hingegen wurde komplett überarbeitet und bietet nun eine ganze Masse an Manövern, was die Sache allerdings auch etwas schwierig macht. Bis man sich alle Möglichkeiten eingeprägt hat, kassiert man sicherlich einige Dutzend Tore und hat vor allem im Online-Spiel zu Beginn ganz schön schlechte Karten. Einige Spieler berichten übrigens über einen unangenehmen Input-Lag, der gerade das Goalie-Spiel erschwert. Allerdings scheint das kein generelles Problem zu sein, sondern eher vereinzelt aufzutreten. Wir zumindest konnten es nicht reproduzieren.
Sehr gut mit Luft nach oben
Bleibt noch die visuelle Gestaltung und auch hier hat NHL 16 in einigen Bereichen zugelegt. Vor allem die Stadionatmosphäre wird toll eingefangen, nicht zuletzt weil zumindest die NHL-Arenen ihren realen Vorbildern immer näher kommen und sogar die Maskottchen der Vereine zu entdecken sind. Das trifft leider nicht auf die europäischen Ligen zu, aber was nicht ist, kann ja im nächsten Teil noch werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf.
Die Spieleranimationen wirken noch vielfältiger und geschmeidiger, bis auf einige wenige Aussetzer. Deutlichen Verbesserungsbedarf haben allerdings die Spielergesichter. Leider wird nur ein Teil der Spielergesichter gescannt, sodass immer noch viele Kufenflitzergesichter eher schlecht als recht in die Präsentation passen. Kein Vergleich beispielsweise zu einem NBA 2K. Dafür gibt es immerhin Playoff-Bärte, ein eigentlich unnützes, aber dafür umso authentischeres Feature.
EA behält ansonsten den im vergangenen Jahr eingeführten NBC-Stil der Präsentation bei. Echtfilm-Kamerafahrten sowie Spielbesprechungen der Kommentatoren Mike Emrick und Eddie Olczyk, unterstützt von Ray Ferraro direkt am Eis, lassen echte Eishockey-Atmosphäre aufkommen. Hoffentlich bekommen die Kommentatoren mit der Zeit aber ein wenig mehr Textzeilen spendiert, denn die insgesamt guten Kommentare wiederholen sich mit der Zeit doch zu häufig. Schade: Die Menümusik ist furchtbar, eigene Soundtracks sind erneut nicht möglich.
Und die alten Konsolen?
Abschließend noch ein wichtiger Hinweis zum Ableger NHL Legacy Edition für die alten Konsolen. Inhaltlich sowie spielerisch hat sich gegenüber NHL 15 für PS3 und Xbox 360 so gut wie gar nichts geändert und schon das war im Grunde nicht mehr als eine aktualisierte Version von NHL 14. So bleibt NHL Legacy zwar ein gutes Eishockeyspiel mit viel Umfang, wirkt aber irgendwie unnötig, da nicht eine einzige der Neuerungen von NHL 16 im Spiel zu finden ist. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Ableger quasi der Grabstein des Last-Gen-Eishockeys ist. Interessant ist der knapp 50 Euro teure Last-Gen-Ableger daher bestenfalls für Frischlinge und Hardcore-Fans, die noch keine der neuen Konsolen im Regal haben.
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