Test - Miitopia : Ich verstehe nicht, warum es mir Spaß macht!
- 3DS
Miitopia ist dem irrsinnig schrägen Tomodachi Life sehr ähnlich und doch etwas völlig anderes. Ich habe mich in diesem Spiel mit meiner Mutter geprügelt und grenzwertigen Humor genossen. Das Beinahe-RPG verlangt so wenig von mir und macht trotzdem wahnsinnig Spaß. Nur warum?
Erinnert ihr euch an Tomodachi Life? Eine Art soziales Experiment für die Hosentasche, bei dem ihr all eure Freunde und Verwandten mit Promis als Miis mit völlig ambivalenten Persönlichkeiten in einen Topf werfen konntet, um zu sehen, wie sie reagieren. Heraus kamen Sekten, die den Virtual Boy verehrten, Hüte in Shrimpform und Conchita Wurst, die in den Nachrichten die Bevölkerung vor einem Hitchcock'schen Krähenangriff warnte. Kurzum: Tomodachi Life steht repräsentativ für all das, was hinter den Buchstaben „W“, „T“ und „F“ steht. Gleichzeitig war es ein erfolgreiches Experiment für Nintendo, denn etwas so Kurioses im Westen zu veröffentlichen, kann natürlich auf Unverständnis stoßen.
Es ist also kein Wunder, dass mit Miitopia so etwas wie ein geistiger Nachfolger für den 3DS erscheint. Es handelt sich um ein RPG im gänzlich rudimentären Sinn. Eure Miis werden einer Klasse zugewiesen, lernen Fähigkeiten und kämpfen fortan in rundenbasierten Gefechten gegen Monster. Die sind allesamt mit Mii-Gesichtern ausgestattet. Davon lebt Miitopia. Wie schon bei Tomodachi Life ist es einfach nur witzig zu sehen, wie die eigene Mutter mit dem Chef über Zimmerordnung redet und beide schließlich beim Thema Umweltverschmutzung landen.
Natürlich steckt auch eine Geschichte dahinter. Ein finsterer Fürst hat allen Einwohnern Miitopias ihre Gesichter geklaut, die ihr ihren Besitzern zurückgeben könnt, indem ihr die Monster besiegt, die sie jetzt tragen. Im Verlauf des Spiels schließen sich immer mehr Miis eurem Team an, die von euch mit einem Gesicht versehen werden wollen, das ihr aus Miitomo, dem Mii-Maker oder Tomodachi Life importieren könnt. Nachdem sie einem Gemüt und einer von rund zehn Klassen zugewiesen worden sind, sind sie fester Teil der Truppe.
Neues Genre? Das Rail-RPG!
Der Humor und die Kuriosität, bekannte Gesichter in allen unmöglichen Situationen aufeinandertreffen zu lassen, sind das Aushängeschild von Miitopia. Insofern unterscheidet es sich wenig von Tomodachi Life. Spielerisch geht es aber einen anderen Weg, auch wenn der, streng genommen, dürftig ist. Viel mehr als in Kämpfen eine Attacke auszuwählen, eure Miis mit HP-Salzstreuern zu heilen oder ihnen eine Auszeit zu gönnen, tut ihr nämlich nicht. Die Charaktere laufen zwischen den Ereignissen und Kämpfen auf einer vorgefertigten Spur, deren Richtung ihr an einigen Abzweigungen beeinflussen dürft. Sonst läuft alles automatisch ab, auch die Handlungen eurer Kameraden.
Nach einem Kampf sammeln sie Erfahrung und steigen im Level auf, wodurch sie neue, natürlich automatisch eingesetzte Fähigkeiten erlernen. In brenzligen Situationen hat sich Luke Skywalker hinter meiner Mutter versteckt und sie den Angriff abbekommen lassen. Mehr als ein „Schönen Dank auch!“ kam ihm nicht über die Lippen. Läuft es dann im Kampf mal doch nicht so rund, erklingt eine Stimme von oben, die „Macht des Horst“. Es handelt sich um eine Lichtgestalt, die immer wieder Spielmechaniken erklärt und mich losprusten lässt.
Zwischen den Laufabschnitten pausieren meine Miis regelmäßig in Gasthäusern. Hier können sie gemeinsam in ein Zimmer gesteckt werden, wodurch sich ihre Zuneigung zueinander erhöht, was ihr Zusammenspiel im Kampf verbessert und ihnen seltsame Unterhaltungen entlockt. In einem Gasthaus könnt ihr sie darüber hinaus füttern, um ihre Werte zu verbessern. Das war es aber im Großen und Ganzen mit der Interaktivität in Miitopia. Warum es trotzdem irre spaßig ist? Ich weiß es beim besten Willen nicht!
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