Test - Mighty No. 9 : Was lange währt, wird endlich gut?
- PS4
Die Entwicklungszeit zwischen dem sehr erfolgreichen Kickstarterauftakt und dem endgültigen Release von Mighty No. 9 als holprig zu bezeichnen, wäre eine maßlose Untertreibung. Nach etlichen Verschiebungen, zweifelhaften Trailern und immer wieder auftretendem Internet-Drama konnten wir den geistigen Nachfolger zur Mega-Man-Serie nun endlich in seiner Gänze antesten. Wird endlich gut, was lange währte, oder ist die Frustration des Großteils der Kickstarter-Unterstützer berechtigt?
Rund drei Jahre dauerte die problematische Entwicklung des ersten Platformers von Comcept, dem Entwicklerstudio unter der Schirmherrschaft von Keiji Inafune. Ursprünglich sollte Mighty No. 9 schon im April 2015 erscheinen. Nach drei mehr oder weniger nachvollziehbaren Verschiebungen wird das Spiel endlich für die PS4 veröffentlicht – Xbox-360-, PS-Vita- und 3DS-Spieler warten allerdings immer noch auf einen Release-Termin. Schade, dass der Titel dann trotz 4-Millionen-Dollar-Budgets und der Hilfe des kompetenten Entwicklers Inti Creates fast auf ganzer Linie enttäuscht.
Die Grundlagen sind da
Eigentlich kann man mit einem 2,5-D-Plattformer nichts falsch machen, sollte man meinen. Mighty No. 9 macht durchaus einige Sachen richtig. Die Steuerung ist genau so präzise, wie man es in diesem Genre erwartet, und das Gameplay macht Spaß – zumindest zeitweise. Statt einfach die Formel der alten NES-Plattformer zu recyceln, hat man sich dazu entschlossen, einige eigene Wege zu gehen, sodass dem Spieler das Gameplay zwar bekannt vorkommt, aber Mega Man nicht einfach kopiert wird.
Der Fokus liegt nicht darauf, die Lebenspunkte der Gegner einfach auf null zu reduzieren, sondern sie zu verletzen und sie dann durch “AcXeleration”, was im Endeffekt der aus Mega Man X bekannte Sprint ist, zu besiegen. Wenn man durch die Gegner hindurchsprintet, erhält man eines von drei Power-ups, die Angriffskraft, Verteidigung oder Geschwindigkeit verbessern. Grundsätzlich also eine gute Sache. Das Spiel belohnt Präzision, wenn ihr Gegner schnell genug in den kritischen Bereich bringt und durch sie hindurchsprintet, aber auch Geschwindigkeit, denn der Sprint lässt sich kontinuierlich ohne Einschränkungen einsetzen.
Auch die Levelauswahl dürfte Mega-Man-Veteranen sofort bekannt vorkommen. Nach einem kurzen Einführungslevel darf man aus acht Leveln frei wählen. In jedem der acht Hauptlevel warten am Ende Bossgegner (die Mighty Numbers), deren Fähigkeiten ihr selbst einsetzen könnt, nachdem ihr sie besiegt habt. Nach Abschluss der acht Level stellt ihr euch dem etwas lineareren und viel zu kurzen Endgame. Klingt im ersten Moment nach dem, was man von einem geistigen Nachfolger zu Mega Man erwarten würde – aber nur im ersten Moment. Im Detail hat das Spiel leider unfassbar viele Probleme, die den Spielspaß sehr trüben.
Probleme an allen Ecken und Enden
Hätte das Spiel einfach nur eine nicht zeitgemäße Grafik, könnte man darüber hinwegsehen, denn immerhin sollte besonders in diesem Genre das Gameplay absolut im Vordergrund stehen. Leider ist das komplette Grafik-Design furchtbar uninspiriert. An allen Ecken und Enden mangelt es an kleinen Details, die das ganze Spiel lebendiger wirken lassen würden. Die Charaktere sind in den Dialogen nicht animiert, die Level selbst werden in matten und langweiligen Farbtönen dargestellt und über die Spezialeffekte machen sich Fans schon monatelang, vollkommen zu Recht, lustig.
Dann wären da noch das Level-Design und einige merkwürdige Entscheidungen im Gameplay. Es ist richtig, dass Geschwindigkeit im Spiel belohnt wird, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. In jedem Level gibt es einen Abschnitt, in dem der Spielfluss gestoppt wird und ihr erst Wellen von Gegnern besiegen müsst, um weiterzukommen.
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