Preview - Guardians of the Galaxy : So hätte das Avengers-Spiel sein müssen!
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Seien wir ganz ehrlich: So richtig große Nummern sind die Guardians of the Galaxy in Marvels Universum nicht gerade. Klar, Comicfans und Kino-Kenner wissen um die Gruppe unfreiwilliger Helden, dennoch stehen sie ganz klar im Schatten von Spider-Man oder den Avengers. Ob das Spiel daran etwas ändern kann? Die Chancen stehen sehr gut ...
Zählen wir kurz durch: Mit Peter Quill aka Star-Lord, Gamora, Drax, Rocket und Groot kommen wir auf fünf Mitglieder der Guardians of the Galaxy. Klingt wie gemacht für ein schönes Multiplayer-Abenteuer mit ganz viel Loot und vielen Missionen? Nun, vor dem Flop mit dem Avengers-Spiel von Crystal Dynamics wäre das vielleicht auch der logische Weg gewesen. Doch Entwickler Eidos Montréal verzichtet für seine Superhelden-Sause auf Koop-Krempel und Grind-Gedöns. Stattdessen wird ein Solo-Abenteuer geliefert, bei dem der Teamgedanke trotzdem nicht zu kurz kommt.
Ihr übernehmt die Rolle von Star-Lord, mehr oder weniger der Anführer der Guardians und dezent tollpatschiger Draufgänger. Er dient als Dreh- und Angelpunkt, sowohl in den Kämpfen als auch in Sachen Entscheidungen. Beides ist häufig gefragt, denn ihr erlebt ein Abenteuer von intergalaktischen Dimensionen: Die Guardians haben sich selbstverschuldet in ein großes Schlamassel gebracht, das sich zu einer Gefahr für die ganze Galaxie ausweitet. Damit nicht alles die Milchstraße runtergeht, muss die Truppe etwas widerwillig versuchen, alles wieder ins Reine zu bringen. Was sich bisher etwas knapp und beliebig liest, soll euch einige Stunden beschäftigen und vor allem eine ausgewachsene und natürlich spannende Story erzählen.
Das nennt man Gruppendynamik
Mindestens ebenso wichtig sind aber die Charaktere, und da haben die Guardians of the Galaxy den Avengers-Langweilern einiges voraus. Persönlichkeit wird hier nämlich groß geschrieben. So sind Gamora, Drax, Rocket und Groot in ihrer Art völlig unterschiedlich und nicht auf den Mund gefallen. Befindet ihr euch auf der Milano, dem Schiff der Gruppe, könnt ihr als Star-Lord ständig mit den anderen Guardians interagieren. Das ist aber nicht bloß inhaltsleeres Gelaber, sondern dreht sich um vergangene Abenteuer und persönliche Schicksale, aber auch lustige Anekdoten. Schön ist die erstklassige englische Vertonung der Dialoge, schlecht dagegen die starre Mimik, die manchen Gag nicht so recht zünden lässt.
Dennoch merken wir bei unserem Probezock gleich, dass die Macher großen Wert auf glaubwürdige Figuren und eine zünftige Gruppendynamik gelegt haben. Rocket motzt über alles und jeden, Drax ist herrlich einfältig, Gamora gibt sich sarkastisch und Groot … ist einfach Groot. Zusammen mit dem überheblichen und spontanen Star-Lord ergibt das eine explosive Mischung, wie wir kurz darauf merken.
Wir starten in die fünfte Mission der Kampagne: Das Team reist zum Nova Corps Outpost, quasi die Station einer Weltraum-Polizei. Gleich nach der Ankunft flippt Rocket aus, weil die Milano beim Andocken von zwei Greifarmen ziemlich hart angepackt wird. Sogleich haben wir zwei Möglichkeiten: Wir können den Wüterich weiter anfeuern oder versuchen, ihn zu beruhigen. Wir glätten die Wogen und sorgen dafür, dass sich die gesamte Gruppe etwas entspannt und seinen Anfall mit einigen Sprüchen kommentiert.
Einige Luftschleusen weiter stehen wir erneut vor einer Entscheidung: Star-Lord findet einen Helm mit Kommunikator, der eine Botschaft sendet. Antworten wir darauf oder nicht? Einen dummen Spruch und eine kurze Zwischensequenz weiter finden wir uns im ersten Kampf mit einer Truppe des Nova-Corps wieder. Als wir beim nächsten Versuch einfach den Kopfschutz wegwerfen, fällt auch besagte Schlacht aus. Zwar soll die Geschichte von Guardians of the Galaxy grundsätzlich einem festen Plot folgen und ein klares Ende haben, dennoch lockern solche kleinen Abzweigungen den Verlauf merklich auf.
Aber bleiben wir beim Kampf, denn der ist klasse inszeniert. Aktiv steuern wir weiterhin nur Star-Lord, der seine beiden Blaster abfeuert, mit Jet-Boots schweben kann und im Nahkampf die Fäuste schwingt. Mit einem Eis-Schuss nageln wir zudem Gegner fest, die anschließend leichte Beute für die Kollegen sind. Mittels linker Schultertaste rufen wir ein Menü mit den anderen Helden auf, in dem jeder einem Button zugeordnet ist. Drücken wir den Knopf erneut, haben wir einen von vier Angriffen zur Wahl: Während Gamora und Drax mit scharfen Klingen angreifen, setzt Rocket mächtige Schusswaffen ein. Groot wiederum schlägt buchstäblich Wurzeln und kann damit angreifen sowie Feinde festhalten.
Jede Aktion hat jedoch eine kurze Abklingphase, sodass wir zwischen ihnen wechseln müssen. Zudem kommt etwas Taktik ins Spiel: Einige Brecher tragen beispielsweise Schilde, die sich nur mit gemeinsamen Aktionen zerstören lassen. Also decken wir solche Typen mit Blasterschüssen ein, schicken Gamora mit einem Klingenangriff in ihren Rücken und hauen den wehrlosen Gegner schlussendlich mit einer Salve aus Rockets gigantischer Knarre um. Rennt dagegen eine Meute heran, lassen wir Drax einen kräftigen Schlag auf den Boden ausführen, der alle in die Luft schleudert und offen für weitere Angriffe macht. Weil sich weitere Fähigkeiten mit erspielten Fertigkeitenpunkten freischalten lassen, steigen die Kombinationsmöglichkeiten mit zunehmendem Spielverlauf deutlich an.
Teamwork ist alles!
Was nach einem komplizierten Ablauf klingt, geht in der Praxis locker-flockig von der Hand. Präzise zielen müssen wir nicht, denn jede Aktion – egal ob von unserem Star-Lord oder den Teammitgliedern – gilt immer dem Gegner in unserer direkten Blickrichtung. Gerade wenn mehrere Angriffe zusammenkommen, entsteht ein wahres Feuerwerk aus Effekten, denn Entwickler Eidos Montréal macht hervorragenden Gebrauch von Spitzlichtern, Spiegelungen und leuchtenden Elementen. Ebenso gefällt das generelle Design mit vielfältigen Kampf-Animationen, schick ausstaffierten Räumen, üppigen Hallen sowie detailreichen Kostümen und Waffen der Guardians. Auch in grafischer Hinsicht müssen sich Captain America, Iron Man und Co. geschlagen geben.
Das Highlight ist aber eindeutig die schnelle und intensive Action. Kombinierte Angriffe, aufgeladene Schüsse, Team-Finisher und mehr verbinden sich unkompliziert miteinander und sorgen für massig Dynamik. Das wird noch dadurch verstärkt, dass die Guardians selbst im dicksten Getümmel andauernd Sprüche reißen oder Hilfe fordern, wenn sie von Feinden umzingelt werden. Trotz Singleplayer-Ansatz entsteht so ein Gemeinschaftsgefühl, weil man in den Auseinandersetzungen nur gemeinsam eine Chance hat.
Die Musik macht's!
Das Sahnehäubchen ist der Huddle: Nachdem sich die entsprechende Leiste im Kampfverlauf aufgeladen hat, trommelt Star-Lord das Team für eine kurze Lagebesprechung zusammen. Nachdem das Team seine Sicht der Situation geschildert hat, können wir mit einer von zwei Antworten darauf reagieren. Treffen wir den Nerv unserer Leute, beispielsweise indem wir sie motivieren, aktiviert das eine Verstärkung für alle. Ansonsten gilt der Buff nur für Star-Lord.
Im Anschluss an den Huddle schallt plötzlich Bad Reputation von Joan Jett aus den Boxen – und fängt damit einmal mehr die Stimmung der Comics und Filme erstklassig ein. Schließlich ist Star-Lord ein bekennender Fan von 80er-Jahre-Musik. Wenig überraschend finden sich darum viele weitere Knaller auf der Guardians-Playlist, darunter Stücke von Bonnie Tyler, KISS, Iron Maiden oder Rick Astley.
Zwischen die Action mischen sich kurze Passagen, in denen wir ein leichtes Schalterrätsel lösen oder Rocket per Dialog motivieren müssen, eine Tür zu öffnen. Anspruchsvoll kann man das nicht nennen, doch es verstärkt abermals das Gefühl, ein Teil dieses verrückten Haufens zu sein. Innerhalb der Gruppe ist einfach immer etwas los, ganz gleich ob mitten im wildesten Schusswechsel oder beim simplen Gang über irgendeinen Flur. Ein wenig Entdeckergeist wird übrigens belohnt, denn in vielen Ecken verstecken sich Materialien, mit denen sich Star-Lords Waffen und Ausrüstung verbessern lassen. Ja, ein bisschen Avengers steckt dann doch drin ...
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