Test - Mafia II : Gangster-Leben in Empire Bay
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Augenscheinlich hat sich 2K Czech also völlig auf die Hauptgeschichte konzentriert, oder? Das ist sicherlich richtig, doch leider ist den Entwicklern diesbezüglich hier und da die Puste ausgegangen. Das geht los bei den Charakteren. Klar, Figuren wie Joe Barbaro sind fast schon genial, aber ausgerechnet die Hauptfigur Vito bleibt insgesamt sehr blass, profillos und vor allem emotionslos. Sicher, er ist ein mehr oder minder kalter Gangster, aber man will ja auch irgendwie mitfiebern und sich ein wenig mit ihm identifizieren. Unglücklicherweise bleibt genau das zuweilen zu sehr auf der Strecke. Außer der Freundschaft zu Joe wird verdammt wenig aufgefahren, um Vito ein bisschen mehr ins Herz zu schließen.
Was nicht heißen soll, dass die Geschichte schlecht ist. Sie bedient sich zwar fleißig bei allen erdenklichen Mafia-Klischees, aber das dafür gut. Vor allem dank der hervorragend inszenierten Zwischensequenzen, die nicht nur mit vielen Details und guten Gesichtsanimationen, sondern insbesondere mit einer hervorragenden deutschen Vertonung nebst filmreifer Musik glänzen. Schade nur, dass uns das Ende nach rund zehn Stunden so unbefriedigt zurücklässt und dass einige potenzielle Handlungsstränge so im Sand versickern. Hier wurde ohne Zweifel einiges an Potenzial verschenkt.
Solide Mechanik ohne neue Ideen
Bezüglich der reinen Spielmechanik hingegen funktioniert Mafia II prima - abgesehen von den weitgehend ungenutzten Open-World-Möglichkeiten. Was vermutlich mit daran liegt, dass 2K Czech keine Experimente wagt, sondern auf bewährte Mechaniken setzt: Third-Person-Steuerung, ein gut funktionierendes Deckungssystem auf Knopfdruck, einen ganzen Batzen Fahrzeuge mit recht ordentlichem Fahrmodell (bis auf die recht fiese Schaukelei vieler Modelle in den Kurven) und überraschend gutem Schadensmodell. Ihr könnt sogar gezielt auf Tanks oder Reifen zielen, um ein Auto lahmzulegen. Dazu reichlich Waffen (von denen ein ganzes Arsenal unsichtbar unter Vitos Anzug passt - nun gut) und genau ein Minispiel zum Knacken von Autoschlössern.
Dank korrekter Trefferzonen und ordentlicher KI machen die Feuergefechte eine Menge Spaß, zumal aufgrund des Physiksystems immer wieder sehenswerte Szenen bei den Schießereien zu bewundern sind. Allerdings wird hier und da ein wenig mit gescripteten Sequenzen „gemogelt". Medipacks in dem Sinne gibt es nicht, in Deckung regeneriert ihr eure Gesundheit, allerdings nur zu etwa 75 Prozent. Wer wieder voll auf die Beine kommen will, muss ins Restaurant oder an den Kühlschrank, um sich mit leckerem Bier oder Sandwichs wieder auf Vordermann zu bringen.
Neue Gewänder für Auto und Körper
Obendrauf gibt es ein paar nette Kleinigkeiten. In eurer Garage könnt ihr bis zu zehn verschiedene Autos parken, die ihr natürlich klaut und nicht kauft. In der Werkstatt lackiert ihr diese um, tunt sie und verseht sie mit neuen Kennzeichen. Praktisch, wenn das Auto auf der Fahndungsliste der insgesamt etwas dämlichen Polizei steht. Verkehrsübertretungen werden nur im Falle von Temposünden geahndet, rote Ampeln scheren keinen Menschen. Bei einem Unfall ist die Polizei schnell dabei, euch wegen Fahrerflucht an den Hacken zu kleben, doch in der Stufe ist es noch leicht zu entkommen. Erst wenn die Polizei Waffeneinsatz befiehlt, habt ihr echte Probleme. Doch auch das ist halb so schlimm: Werdet ihr getötet oder erwischt, geht es beim letzten Checkpoint weiter - ganz ohne Knast oder Krankenhausbesuch.
Ein Klamottenwechsel dient ebenfalls nicht nur der Verschönerung, sondern auch der Flucht vor der Polizei. Ein Sprung zum Klamottenladen, ein neuer Anzug und schon entsprecht ihr nicht mehr der Beschreibung aus der Fahndung und habt eure Ruhe. Die Auswahl ist aber ebenfalls recht begrenzt: Hemd und Hose, Hemd und Lederjacke, Freizeitanzug mit und ohne Mantel und das Ganze in drei oder vier Farbvarianten. Sieht aber schick aus, denn dank reichlich Physikverwendung weht der mehr oder minder edle Stoff ziemlich korrekt um eure Beine - zumindest auf dem PC.
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