Preview - Life is Strange: True Colors : Zurück zu den Wurzeln
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Mit Life is Strange: True Colors soll die Serie wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden. In den Augen vieler Fans entfernte sich Teil 2 mit seinem Roadtrip zweier Brüder durch ein sozial und politisch zerklüftetes Amerika zu sehr von dem Tonfall, den sie an den Vorgängern liebten. Die Fortsetzung erhält zwar abermals eine neue Protagonistin und einen neuen Schauplatz, bleibt aber ansonsten auffallend nah an den Markenzeichen des Erstlings: authentische Teenager-Probleme, melancholische Momente, verträumte Songwriter-Musik – und natürlich eine neue „Superkraft“ …
Wie jeder junge Mensch ist die neue Heldin Alex Chen auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Leben. Da erhält sie eine Nachricht von ihrem Bruder Gabe, den sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen hat und der sie ins verschlafene Provinzstädtchen Haven Springs einlädt: ein Ort inmitten von Bergen und Wäldern, den Teenager ihres Alters vermutlich am „Arsch der Welt“ verorten würden, der aber gleichzeitig mit seinen fast schon übertrieben bunten Farbtupfern der Topfpflanzen und Blumenkästen in den Vorgärten auf surreale Weise ein Rückzugsort für geschundene Seelen zu sein verspricht.
You float like a feather, in a beautiful world
Denn wie schon ihre Vorgängerin Max aus dem ersten Teil von Life is Strange trägt Alex die Last einer zerrütteten Familiengeschichte im Herzen, die zu verarbeiten wie eine Lebensaufgabe wiegt. Doch gerade als sie sich in Haven Springs eingelebt hat, die Bande zum über die Jahre fremd gewordenen Bruder neu geknüpft und gemeinsam mit ihm die Bewältigung der traumatischen Kindheit erfolgreich begonnen hat, kommt dieser bei einem Unfall ums Leben, was das ihrige abermals aus der Bahn wirft.
Denn Alex weiß, dass der vermeintliche Unfall keiner war. Sie verfügt nämlich über die übersinnliche Gabe, in die Gefühlswelten anderer Menschen eindringen zu können, indem sie deren Emotionen in einem Spiel aus Farben und schemenhaften Formen wahrnimmt. Ein bisschen wie Gedankenlesen für Hippies auf einem LSD-Trip. Mit dieser Fähigkeit ausgestattet, nimmt sie die Ermittlungen auf, um die wahren Gründe hinter dem Tod ihres Bruders aufzudecken und dabei die düsteren Geheimnisse dieses nur äußerlich unschuldig-biederen Ortes zu lüften. Doch so praktisch die übernatürlich Kraft auf den ersten Blick scheint, empfindet Alex sie zunehmend als Fluch. Denn wird sie zu starken fremden Gefühlen ausgesetzt, verliert sie die Kontrolle über ihre eigenen …
What the hell am I doing here? I don‘t belong here
Life is Strange: True Colors befindet sich bereits seit 2017 in Entwicklung, allerdings nicht bei den Serienerfindern Dontnod selbst, sondern abermals bei Deck Nine, die bereits mit dem Prequel Life is Strange: Before the Storm in der Reihe reüssierten. Nachdem sich Teil 2 in den Augen vieler Fans zu weit von seinen Wurzeln entfernt hatte, kehrt True Colors vom ersten Augenblick klar erkennbar zu den Markenzeichen der Ursprünge zurück: eine weibliche Protagonistin im Herzschmerz zwischen alltäglich-menschlichen Teenager-Problemen und der Bürde einer übersinnlichen Kraft, deren anfänglicher Segen sich Schritt für Schritt zum Fluch wandelt. Die Parallelen gehen sogar so weit, dass sie genau wie Max Caulfield aus Teil 1 in besinnlichen Momenten gerne zur Gitarre greift.
Musik spielt seit jeher eine bedeutende Rollen in der Serie, und auch True Colors stellt wieder einen Ohrwurm-Soundtrack aus dem Singer-Songwriter-Umfeld zusammen, unter anderem mit mxmtoon, die auch Alex ihre Singstimme verleiht, wie im Trailer zu sehen und vor allem zu hören ist: mit einer Akustikversion von Radioheads „Creep“, dessen Text über das Gefühl der Verlorenheit in einer Welt, in die man nicht zu passen scheint, die verunsicherte Selbstwahrnehmung eines Teenagers und damit im Grunde schon seit jeher die emotionale Essenz der Life-is-Strange-Spiele programmatisch ausdrückt.
I wish I was special, so fucking special
Inhaltlich und thematisch mag Life is Strange: True Colors wieder den Anschluss zum ersten Teil suchen, spielerisch hingegen versprechen die Entwickler von Deck Nine eine Weiterentwicklung der Serie. So wollen sie den Spieler weniger kurz an die Leine nehmen, ihm stattdessen mehr Freiheiten zugestehen, etwa beim Erkunden der Innenstadt mit ihren zahlreichen Läden und Cafés. (Etwas, das genau wie manche Aspekte der Story frappierend an das ziemlich mäßige Twin Mirror von den Kollegen von Dontnod erinnert. Aber da beide Spiele unabhängig voneinander entstanden, glauben wir mal an einen Zufall und hoffen das Beste.)
Auch eure Entscheidungen wirken sich, zumindest in Teilbereichen, stärker aus, indem ihr durch die Gespräche mit den zahlreichen Bewohnern am Ort nach und nach ein ganzes Beziehungsgeflecht zur Entfaltung bringt. Vor allem aber steht euch die Wahl offen, welcher Person ihr in der romantischen Nebenhandlung des Spiels euer Herz schenkt: der nette Ryan oder die kecke Steph - was einmal mehr die Mission der Serie für ein starkes Statement in Fragen der geschlechtlichen Diversity unterstreicht. Und ja, wer als Fan beim Namen Steph kurz aufhorcht: Es handelt sich tatsächlich um ebenjene Steph, die auch schon in Before the Storm als Mitschülerin von Chloe Price auftrat und dort vor allem für eine legendäre Partie Dungeons & Dragons in Erinnerung geblieben ist.
Und noch eine Veränderung zum Positiven: Life is Strange: True Colors verabschiedet sich endgültig vom lästigen Episodenformat, sondern enthält die komplette Staffel direkt vom Start weg im Komplettpaket. In der Ultimate Edition sind darüberhinaus die in der neuen Grafik-Engine komplett überarbeiteten Remaster-Versionen von Life is Strange und Life ist Strange: Before the Storm enthalten, die ebenfalls noch dieses Jahr erscheinen und natürlich auch separat erhältlich sein werden.
Life is Strange: True Colors erscheint am 10. September für PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S und Stadia. Als erstes Spiel der Reihe wird es zudem über eine komplett deutsche Vertonung verfügen.
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