Test - Dragon Age: Inquisition : Episches BioWare-Comeback
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BioWare musste in den letzten Jahren ganz schön Prügel einstecken. Der Shitstorm um das Ende von Mass Effect 3, der Flop von Star Wars: The Old Republic und die Kritik vieler am Level-Recycling und an der Action-Lastigkeit von Dragon Age 2 haben Wirkung gezeigt. Die Kanadier haben sich satte dreieinhalb Jahre Zeit gelassen für den dritten Teil des Epos. Nicht zuletzt bedingt durch den Wechsel auf die Frostbite-3-Engine, die der Serie zu neuem visuellem Glanz verhelfen soll. Wir waren also gespannt auf Dragon Age: Inquisition und um ein wenig vorzugreifen: Wir wurden nicht enttäuscht. Auf geht die Reise nach Thedas in unserem monströs langen Test.
Man wird schon etwas argwöhnisch beäugt, wenn man ohne Erinnerung als einziger Überlebender nach einer Explosion aus den Trümmern herauskrabbelt, bei der das gesamte Konklave nebst göttlicher Anführerin vernichtet wird. Erst recht, wenn man an der linken Hand ein Mal trägt, dessen grünlicher Glanz genau zu dem gewaltigen Dämonenriss passt, der sich gleichzeitig am Himmel geöffnet hat. Selbst die Tatsache, dass man mithilfe dieses Mals offenbar derartige Dämonenrisse, zumindest die kleine Variante davon, schließen kann, hilft zunächst nur bedingt, das Misstrauen zu zerstreuen. Doch Hüterin Kassandra, Templer Cullen und ihre Helfer geben uns dank unserer nützlichen Fähigkeiten eine Chance. Denn es gibt einiges zu tun.
Woher kommen diese Risse? Was ist eigentlich beim Konklave passiert? Es dauert nicht allzu lange, zumindest auf einige Fragen Antworten zu bekommen. Allerdings nur, um festzustellen, dass hinter all den Ereignissen ein wesentlich größeres und älteres Übel steckt als anfänglich angenommen. Denn ein Feind taucht auf, gegen den die Menschheit kaum eine Chance zu haben scheint. Erst recht nicht, weil die Regionen Ferelden und Orlais innerlich zerrissen sind, weil Magier, Templer und Kirche zu zerstritten sind, um eine Einheit gegen das Böse zu formen. Kurzerhand wird die Inquisition gegründet, um die Machtverhältnisse geradezurücken, die Menschheit zu einen und Mittel und Wege zu finden, das Böse zu bekämpfen. Wobei ihr natürlich die entscheidende Rolle spielt.
Kanadisches Umfangmonster
Auftakt für eine typische BioWare-Story, wobei es aber glücklicherweise nicht darum geht, zunächst Kameraden zu sammeln, um sich dann dem Bösen zu stellen. Die Handlung hat einen weitaus größeren Rahmen, der viele kleine und große Entscheidungen sowie Aufgaben mit sich bringt. Zugegebenermaßen geht dabei ein wenig die Emotionalität des ersten Teils flöten. Hier geht es eher um das große Ganze, als um persönliche Schicksale, um eure Rolle als Anführer in einem epischen Krieg. Die Kerngeschichte mit den fürs Erreichen der nötigen Level und Ausrüstung nötigen Nebenquests umfasst etwa 50 bis 60 Stunden. Wer wirklich alles erleben und erkunden will, dürfte weit über 100 Stunden mit dem Spiel beschäftigt sein. Epische Dimensionen, wie man sie in diesem Genre eigentlich seit Skyrim nicht mehr erlebt hat.
Zum Ende hin geht dem Titel allerdings ein klein wenig die Puste aus. Das Ende ist zwar in sich stimmig und hat nach dem Abspann noch eine Überraschung parat, hat aber nicht die epische Dimension, die man nach den zahllosen Stunden davor erwarten könnte. Schön ist allerdings, dass ihr nach dem Ende problemlos weiterspielen und die noch offenen Quests und Aufgaben, sofern sie nicht in Zusammenhang mit der Story stehen, erledigen könnt.
Schon die Vorarbeiten zum Einstieg ins Spiel haben nahezu epische Dimensionen. Wer möchte, startet mit einer Standardwelt, unbeeinflusst von früheren Titeln der Reihe. Oder aber ihr erstellt auf www.dragonagekeep.com quasi die komplette Vorgeschichte mit euren Entscheidungen. Dabei nutzt ihr entweder die Errungenschaften eurer Spielstände der beiden vorherigen Teile (soweit vorhanden) oder ihr klickt euch auf der Website durch die Schlüsselereignisse und deren Entscheidungen und exportiert diese ins Spiel. Feine Sache für Fans der Vorgänger, die ihren Einfluss auf die Spielwelt Thedas nicht missen wollen.
Vorbereitung für den Start
Das Spiel beginnt natürlich mit der Charaktererstellung. Menschen, Elfen, Zwerge und Qunari stehen als Rassen zur Verfügung, auf Wunsch natürlich männlich oder weiblich. Das Aussehen könnt ihr mit unzähligen Einstelloptionen und Morphing-Funktionen frei gestalten – vorbildlich. Allein mit diesem Editor kann man sich lange Zeit beschäftigen. Zu Beginn stehen fünf Klassen zur Wahl: zwei Kriegerklassen (Zweihand und Einhand mit Schild), zwei Schurkenklassen (Schusswaffe oder Dolche) und Magier. Klingt nach wenig, aber keine Sorge, im späteren Spielverlauf kommen noch weitere Spezialisierungen mit komplett neuen Skilltrees hinzu.
Vier Schwierigkeitsgrade stehen euch von Anfang an zur Verfügung, wobei die beiden niedrigeren gut für das Spiel ohne Taktikkamera (ja, sie ist wieder da) geeignet sind, die beiden höheren hingegen knackige Herausforderungen bieten. Wer sich vergriffen hat, kann die Schwierigkeit jederzeit ändern. Dazu jedoch später mehr. Wer mit Maus und Tastatur spielt, findet die übliche Belegung mit WASD, Maustasten und Hotkeys für die Skills vor. Wer lieber mit dem Controller spielt, findet eine Belegung, die der aus Dragon Age 2 quasi genau entspricht. Beides geht gut von der Hand. Wie man spielt, ist schlicht Geschmackssache.
Schlauchlevel? Gibt's hier nicht!
Die ersten ein oder zwei Stunden geht es noch recht linear zu. Ihr bekommt eine Einleitung in die Story, lernt die Steuerung kennen, erledigt erste Quests. Angekommen in Haven, eurem ersten Stützpunkt, öffnet sich das Spiel und ihr betretet die erste von insgesamt zehn Hauptregionen des Spiels, die ihr später via Karte jederzeit wieder bereisen könnt – leider verbunden mit langen Ladezeiten während des Gebietswechsels. Besagte Regionen sind nicht von Anfang an betretbar, ihr müsst durch das Erledigen von Aufgaben zunächst genug Macht für die Inquisition sammeln, um sie im Kartenraum beim Kriegsrat der Inquisition freizuschalten.
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