Test - Dead to Rights: Retribution : Blutiger und dümmer, als die Polizei erlaubt
- PS3
- X360
Der einstige Max-Payne-Konkurrent kehrt auf die Bildschirme zurück. Macht euch auf viel Gewalt, einen rachedurstigen Cop und einen vierbeinigen Gefährten gefasst.
Eine Portion Cop-Klischee, bitte
Jack Slate kann nicht fassen, was er sieht: In der Pfütze vor ihm liegt sein Vater. Blut tropft dem alten Polizeichef aus dem Mund, seine Brust ziert eine böse Schusswunde. Neben ihm steht der treue Hund Shadow, der einst von dem Cop gerettet, zum besten Freund gemacht und zugleich zur Killerbestie abgerichtet wurde. Jack vergisst für einen Moment, dass er selbst Cop ist. Während sein Vater stirbt, kann er nur mit Mühe seine Gefühle im Zaum halten und die Sanitäter rufen. Diese versuchen, in dramatischen Sekunden den alten Herrn wiederzubeleben, während der Sohn daneben hilflos zusieht. Es ist genug: Jack stürmt auf einen der gestellten Gangster zu, prügelt auf ihn ein und schreit: „Weshalb musste er sterben, er war der beste Cop in der Stadt!" Anstatt eine Antwort zu erhalten, ruft die Sanitäterin, Jacks Freundin Faith, der Jungspund solle aufhören, er würde den Täter noch umbringen. Verbissen zieht Jack los in die dunkle Regennacht, um die Hintermänner aufzuspüren und seinen Vater zu rächen.
Grausam geht es in Dead to Rights: Retribution zu und hart an der Schmerzgrenze sind die Klischees, die euch in den Zwischensequenzen vorgesetzt werden. So ziemlich jede typische Situation, die ihr aus billigen Cop-Thrillern zur Genüge kennt, findet ihr garantiert in Namcos Action-Titel. Leider bekommen es die Story-Schreiber nicht gebacken, abseits der Klischees eine auch nur halbwegs interessante Geschichte aufzutischen. Die Charaktere - allen voran Slate - bleiben unglaubwürdig, die Bösewichter wirken oft eher lächerlich und der interne Konflikt zwischen verschiedenen Polizeiabteilungen plätschert unmotiviert vor sich hin. Selbst doofe Action-Streifen aus der Ramschkiste eurer Videothek haben eine überzeugendere Handlung.
Verschiedene Wege zu töten
Die schwache Handlung sowie die in allen Belangen hölzernen Charaktere motivieren nicht sonderlich, die zehn Kapitel des Thrillers durchzuzocken. Schon eher kann die Action dafür sorgen. Dead to Rights: Retribution ist der dritte Teil der bleihaltigen Reihe, die einst Namcos Antwort auf Max Payne hätte sein sollen. Wie im Vorbild steuert ihr auch im neuesten Teil Jack Slate aus der Verfolgerperspektive durch die geradlinigen Abschnitte. Auf Knopfdruck holt ihr einen Schießprügel hervor, ballert auf Verbrecher und klaubt herumliegende Bleispritzen auf. Jack kann bloß eine große und eine kleine Schusswaffe mit sich herumtragen; dazu kommt, dass die Munition generell knapp bemessen ist. Entsprechend häufig müsst ihr die Waffen der Feinde einsetzen.
Oder aber ihr lasst euch etwas anderes einfallen: Meistens habt ihr nämlich die Wahl, ob ihr schießt oder doch lieber im Nahkampf die Fäuste fliegen lasst. Mit einem simplen, aber recht brauchbaren Kampfsystem prügelt ihr auf die Gegner ein, blockt feindliche Hiebe ab und setzt zu Konterattacken an. Sogar heftige Fatality-Sequenzen dürft ihr starten. Diese sind sehr blutig ausgefallen und wiederholen sich zu schnell. Wer auf roten Saft steht, kommt auf seine Kosten: Blut fließt bei jedem Treffer und jedem Schlag literweise. Auf ein Körperschadensmodell à la Soldier of Fortune haben die Entwickler hingegen verzichtet.
Ballern und zuschlagen, ist das schon alles? Keineswegs. Auch eine Portion Stealth muss in dem Action-Mix natürlich dabei sein. Damit nehmen es die Entwickler aber nicht allzu genau, denn selbst wenn ihr einem Bösewicht alles andere als geräuschlos das Leben nehmt, stört das dessen Kumpel wenige Meter daneben kein Stück ... solange ihr nicht direkt vor seinen Augen rummurkst. Auch ein In-Deckung-Gehen-Feature darf bei der Ballerei nicht fehlen - hierbei bedienten sich die Entwickler skrupellos bei Uncharted. Ein paar Rätsel wollen ebenfalls noch gelöst werden, auch wenn sie nicht der Rede wert sind.
Insgesamt mundet diese Kombination aus unterschiedlichen Vorgehensweisen, zumal ihr tatsächlich meist wählen dürft, was ihr bevorzugt, und in Sekundenschnelle etwa aus einem Schussgefecht in den Nahkampf und zurück wechselt. Zum Beispiel wenn ihr einen Feind entwaffnet, ihm mit seiner eigenen Pistole die Rübe wegschießt und seinen Gefährten anschließend als lebenden Schutzschild verwendet, bevor ihr ihn über das Geländer in den Tod schubst.
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