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Special - DayZ-Tagebuch: Kapitel 2 : Menschliche Abgründe

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Tag 2:

Eigentlich ist an Schlaf nicht zu denken. Ich bin aufgewühlt und verstehe nicht, wie all das geschehen konnte. Trotzdem muss ich kurz vor dem Morgengrauen eingenickt sein, da mich seltsame Geräusche aus dem Schlaf reißen. Schritte. Jemand bewegt sich unter mir. Es hört sich an, als würde jemand etwas suchen. Langsam greife ich nach meiner SKS und begebe mich kriechend zur Treppe. Wer ist da unten? Eines dieser Monster? Ein Räuber, der nach wertvollen Gegenständen sucht? Keine Ahnung. Fakt ist, meine Situation ist ernst. Es gibt nur einen Weg nach unten, und das ist diese Treppe. Nach einer halben Stunde entscheide ich mich, vorsichtig die Treppen hinunterzulaufen - mit der Waffe im Anschlag und einem so stark beschleunigten Herzschlag, dass meine Brust sich anfühlt, als würde sie explodieren.

Als ich die zweite Etage erreiche, bleibt mir der Atem weg. Ich bin wie gelähmt und könnte schwören, dass mein Herz für mehrere Sekunden aussetzte. Nur wenige Meter vor mir, neben einem Tisch, kniet ein Soldat, der sich durch Gegenstände wühlt, die auf dem Boden liegen. Ich weiß nicht, ob ich ein Geräusch machte oder er einfach meinen erstarrten Blick in seinem Nacken spürte, doch plötzlich dreht er sich zu mir um. Seine M4 hält er mit nur einer Hand fest. Sein ungläubiger Blick trifft meinen. Nach ein paar Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, bemerke ich von ihm eine seltsame Bewegung. Wie in Trance feuere ich fünf Schüsse aus der Hüfte in seine Richtung ab.

Als er langsam zu Boden geht, sieht er mich immer noch mit diesem ungläubigen Blick an, der im Sterben an mir herabschweift. Ich weiß nicht, wie lange ich im Türrahmen stand, doch plötzlich komme ich wieder zu mir. Der Soldat liegt nur ein paar Meter vor mir. Nach einem kurzen Zögern entscheide ich mich, ihn zu durchsuchen. Ich nehme ein bisschen Munition und seine schusssichere Weste an mich, auch wenn nun ein paar meiner Kugeln darin stecken. Danach überkommt mich das dringende Verlangen, so schnell wie möglich aus dieser Stadt zu verschwinden. Was ich getan habe, wird niemand erfahren. Es war eine typische „Er-oder-ich“-Situation. Was hätte ich machen sollen?

Ich umgehe den Rest von Novodmitrovsk, so weit es geht. Irgendwo im fernen Süden der Stadt wird geschossen. Es ist mir egal. Die Sonne steht im Süden, und das ist im Moment mein einziges Ziel. Ich nehme keine Straßen. Die Wälder geben mir besseren Schutz und ich kenne mich darin aus. Nach einer Weile entdecke ich eine Lichtung, die sich als kleine Militärbasis entpuppt. Nicht unbedingt der beste Ort, an dem man sich in so einer Zeit, aufhalten sollte. Mit meinem Fernglas beobachte ich trotzdem ein wenig die Lage von einer geschützten Position. Und siehe da, im Funkturm der Basis kriecht tatsächlich jemand herum. Als allerdings in der Ferne Schüsse fallen, senke ich mein Fernglas wieder. Mich hat doch niemand gesehen, oder? Als ich wieder durch das Fernglas blicke, schaut die Person im Turm in meine Richtung.

Sieht er mich? Wie kann er mich denn hier im dichten Wald sehen? Dann wird es mir klar. Ich senke schnell das Fernglas und werfe es zusammen mit meinem blauen Rucksack, den ich in Novodmitrovsk gefunden habe, auf den Waldboden. Wieso habe ich daran nicht gedacht? Verdammt! Ich renne durch die Waldgrenze und an einer weiteren kleinen Stadt vorbei. Den ganzen Weg bis nach Berezino bleibe ich nicht stehen. Erst, als ich fast den oberen Teil der Stadt erreicht habe, lässt ein statisches Rauschen mich in einen Busch springen. Mein eigenes Walkie-Talkie meldet sich von alleine? Ich muss wohl irgendwie an den Knopf gekommen sein. Zu meiner Verwunderung meldet sich diesmal eine weibliche Stimme.

Es ist Chloe, eine amerikanische Soldatin, die in Chernarus stationiert ist. Ich habe sie bereits ein paar Mal gesehen, da Jegor und sie sich ziemlich gut verstanden haben. Sie versucht mich seit Stunden zu erreichen. Jegor habe das Walkie-Talkie für mich in seiner Wohnung platziert, als alles anfing, in der Hoffnung, dass ich dorthin gehen würde. Nun sei er verschwunden, das Balota-Flugfeld überrannt von Banditen. Sie sei in der Waldgrenze im Norden und bittet mich, zum nördlichsten Haus von Berezino zu gehen, um sich zu vergewissern, dass ich alleine bin. Was bleibt mir übrig? Ich werde ihr fürs Erste vertrauen müssen. Nach ein paar Minuten sehe ich sie auf mich zurennen. Wir begrüßen uns etwas nervös. Sie erzählt mir die Kurzfassung von dem Vorfall am Balota-Flugfeld und dass sie nicht wisse, was mit Jegor geschehen sei.

Er habe sie gebeten, mich zu suchen, und verschwand mit den anderen Soldaten, um die Position zu verteidigen. Da wir beide Hunger und Durst haben, entscheiden wir uns für eine kurze Pause, um etwas Nahrung zu uns zu nehmen. Leider ist unser Proviant nun aufgebraucht. Bevor wir uns also auf den langen Weg zum Balota-Flugfeld machen, müssen wir in Berezino nach etwas Essbarem suchen. Wir teilen uns auf. So finden wir möglicherweise mehr. Nach einer halben Stunde treffen wir uns in der zweiten Etage des Pubs. Gute Ausbeute. Das dürfte reichen. Plötzlich hören wir eine Stimme: „Bitte nicht schießen! Ich bin unbewaffnet!“ Wer, zur Hölle, ist das? Er hat uns gesehen, wir sehen ihn nicht, das ist nicht gut.

Chloe geht vorsichtig aus dem Pub, um einen Blick auf die Person werfen zu können, während ich versuche, sie von oben zu decken. Es vergehen nur ein paar Sekunden, bis ich plötzlich mehrere Stimmen höre. „Waffe runter und auf den Boden!“ Kurz darauf fallen Schüsse. Der darauf folgende Adrenalinstoß hat mich fast umgebracht. Doch ohne zu zögern, renne ich aus dem Pub, überquere die Straße und trete die Tür auf der anderen Straßenseite ein. Als ich die zweite Tür öffne, sehe ich zwei Personen. Eine in grünen Tarnfarben, die gerade um die Ecke rennt. Eine weitere, schwarz gekleidet, rennt in mein Blickfeld. Beide tragen Masken. Keine Spur von Chloe. Ich lege an und zerschieße der getarnten Person die Beine, bevor sie um die Ecke rennt. Schnell schwenke ich den Lauf meiner SKS in die Richtung der anderen Person, die nun eine MP5 auf mich richtet.

Eine brutale Geräuschkulisse entsteht, als beide Waffen gleichzeitig wie wild losgehen. Kugeln schlagen überall ein. Neben mir in die Wand, in die Tür vor mir und in meinen Körper. Die MP5 durchlöchert alles innerhalb von nur wenigen Sekunden. Das Letzte, was ich sehe, ist die vermummte Person vor mir, bevor auch mich die Anziehungskraft besiegt.

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