Test - Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth : Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth
- PC
Ab dem zweiten Drittel dürft ihr aber doch mal zur Brechstange oder stilechten Wumme wie Revolver oder Tommygun greifen, wenn auch nur als Mittel zum Zweck und mit begrenzten Möglichkeiten – 'Call of Cthulhu' ist definitiv kein Shooter. Generell seid ihr ohnehin gut beraten, Gegnern und Kämpfen aus dem Weg zu gehen und Gegner lieber auszutricksen. Sollte es einmal erforderlich sein, sind die Kämpfe allerdings nicht ohne. Das liegt weniger an der eher mittelprächtigen Gegner-Ki als daran, dass es kein Fadenkreuz gibt, die Gegner aber realistisch in Bezug auf ihre Trefferzonen zu Boden gehen. Immerhin könnt ihr über den Lauf zielen, um möglichst gezielte Schüsse abzugeben, wobei die Waffenreichweite ebenfalls durchaus realistisch gehalten ist.
Am Rande des WahnsinnsWeitere wichtige Aspekte des Spieles sind Angst und Wahnsinn. Jack ist kein waffenschwingender kampfgestählter Superheld, sondern ein mental angeschlagener 0815-Privatdetektiv, der auch mal in Panik gerät. Die Darstellung von Angst und dem langsamen aber stetigen Verlust des Verstandes wurde interessant und glaubwürdig umgesetzt. Findet Jack eine übel zugerichtete Leiche, schlägt sein Herz schneller und das Bild verschwimmt, sporadisch auch untermalt mit kurzen Zwischensequenzen. Selbst ein Blick vom Dach auf die darunter liegende Straße sorgt dafür, dass die Sicht verschwimmt und sogar die akustische Wahrnehmung beeinträchtigt wird. Hinzu kommen bizarre Zwischensequenzen, Visionen und Halluzinationen.
Durch seine Erlebnisse und die damit verbundenen Schockmomente gerät Jack immer mehr an die Grenze des Wahnsinns und oftmals kann sich der Spieler nicht sicher sein, ob das gerade Gesehene real ist oder nur in Jacks angeknackster Psyche geschieht. 'Call of Cthulhu' macht einen fast schon meisterhaften Job dabei, diese Ängste und Jacks Panik visuell umzusetzen und dem Spieler ein wachsendes Gefühl der Bedrohung zu vermitteln. Je länger man spielt, desto mehr kann man Jacks Gefühle nachvollziehen und fühlt sich als Spieler selbst mitunter schon so richtig schön unwohl.
Stilvolle Umsetzung mit technischen MankosWas die grafische Umsetzung des Gruselvergnügens angeht, wird leider eher gemischte Kost geboten, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Entwicklung des Spieles vor mittlerweile nunmehr sechs Jahren begann. Trotz weniger technischer Highlights und zuweilen etwas mageren Texturen kann die Optik dennoch über weite Strecken überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass Spielumgebungen wie die Straßen von Innsmouth oder die Marsh-Raffinerie sehr atmosphärisch und glaubwürdig umgesetzt wurden und auch kleine Schmankerl wie krabbelnde Kakerlaken an der Wand nicht ausgespart wurden. Schade nur, dass speziell beim Blick um Ecken nicht selten Clipping- und Polygonfehler auftauchen. Die Animationen der Charaktere und Monster wirken zuweilen etwas plump, wenn auch die Darstellung an sich sehr eng an die zuweilen vagen Beschreibungen aus den Romanen angelehnt sind. Mit einigen Tricks sorgen die Entwickler dafür, dass die Monstrositäten nicht lächerlich aussehen, sondern dank verschwommener Darstellung oder nur kurzen Blicken ihren Schrecken nicht verlieren.
Glücklicherweise wurde die Atmosphäre nicht durch eine miese Lokalisierung verhunzt, statt dessen erwartet euch weitgehend sehr ordentliche englische Sprachausgabe mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln. Einziger Nachteil: Speziell bei den Verfolgungssequenzen wiederholen sich die Äußerungen und Rufe der Gegner viel zu oft, was dem Ganzen etwas die Glaubwürdigkeit nimmt. Ansonsten weiß das Spiel mit verstörender Geräuschkulisse und gut eingesetzten akustischen Schrecksekunden zu überzeugen.
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