Test - Beyerdynamic MMX 100 / MMX 150 : Fette Leistung zum schlanken Preis
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Beyerdynamic ist nicht gerade bekannt dafür, den Headset-Markt mit eigenen Exemplaren zu überfluten. Warum auch, hat man mit dem MMX 300 eine wahre, wenn auch teure Legende im Portfolio. Ziemlich überraschend kündigten die Heilbronner Audiospezialisten mit dem MMX 100 und dem MMX 150 gleich zwei neue Gaming-Headsets an, die bereits verfügbar und für vergleichsweise wenig Geld zu haben sind. Kann Beyerdynamic trotzdem das hohe Niveau halten?
Die erste dicke Überraschung der beiden Neulinge von Beyerdynamic sind ihre Preise. Das USB-Headset MMX 150 ist für 129 Euro zu haben, das analoge Klinken-Headset MMX 100 gar für 99 Euro. Ungewohnt, legt man normalerweise für die Gaming-Headsets des Herstellers mehr als 200 Euro auf den Tisch. Abgesehen vielleicht vom Custom Game, das sich derzeit im Abverkauf befindet und möglicherweise von den beiden MMX-Modellen abgelöst wird.
Im Großen und Ganzen sind MMX 100 und MMX 150 baugleich, bis auf die Anschlussmöglichkeiten und ein Extra-Feature beim MMX 150. Das günstigere MMX 100 richtet sich vor allem an Spieler, die ihr Headset an Konsolen-Controllern oder mobilen Geräten nutzen wollen. Es verfügt über ein 1,20 m langes Kabel mit Kombiklinke und funktioniert damit an allem, was über einen 3,5-mm-Klinkenanschluss verfügt. Dank einer nochmals 1,20 m langen Y-Weiche könnt ihr das MMX 100 auch problemlos am PC mit Mikrofon- und Kopfhöreranschluss nutzen.
Das MMX 150 hingegen wird primär via USB am PC genutzt, kann aber auch an einer PlayStation-Konsole betrieben werden. Wunderbar: die Kabellänge ist mit 2,40 m deutlich großzügiger, als man das gewohnt ist. Das Kabel ist zudem abnehmbar und kann durch ein 1,2 m langes Klinkenkabel ersetzt werden, sodass auch Controller oder mobile Geräte nicht zu kurz kommen.
Ein weiterer Unterschied des MMX 150 zum MMX 100 ist der Einsatz von zwei integrierten Mikrofonen in den Ohrmuscheln. Dank eines Umschalters am Headset könnt ihr das MMX 150 in den Augmented-Modus schalten. Der besagt im Endeffekt, dass ihr über die integrierten Mikrofone Umgebungsgeräusche wahrnehmen könnt und das an sich geschlossene Headset einen offenen Charakter bekommt. Das Beste aus zwei Welten, sozusagen.
Ansonsten ähneln sich die beiden Headsets wie ein Ei dem anderen, abgesehen davon dass wir das MMX 150 in einem hellen Grau mit schwarzen Polstern bekommen haben, das MMX 100 hingegen in komplett Schwarz. Die orangefarbenen Bedienelemente für Mikrofonstummschaltung und Lautstärkeregelung sind ein wenig Geschmackssache, aber fallen nicht weiter negativ auf. Auf Sperenzchen wie RGB-Beleuchtung oder ähnliches hat Beyerdynamic komplett verzichtet.
Die Verarbeitung bewegt sich für die Preisklasse auf extrem hohen Niveau. Die Basis bildet ein ausgesprochen robuster Aluminiumbügel, an dessen Gabeln die Ohrmuscheln angebracht sind und gekippt werden können. Der Bügel ist flexibel genug, dass er sich gut der Kopfform anpasst. Wir empfanden lediglich die Kanten des Bügels ein wenig scharfkantig, wenn auch nicht so, dass man sich daran verletzen kann (außer man stellt sich wirklich, wirklich dämlich an).
Die Kopf- und Ohrpolster sind superweich und mit hochwertigem Kunstleder versehen. Der Tragekomfort der etwas über 300 Gramm schweren Headsets ist hervorragend, auch längere Sitzungen, selbst mit Brille, sind überhaupt kein Problem. Die Kabel sind durch die Bank mit einem Textilmaterial ummantelt. Hier gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Durch die recht hohe Resonanz innerhalb der Ohrmuscheln ist das Schleifen der Kabel über eure Kleidung mitunter etwas zu deutlich hörbar. Das ist aber nahezu unvermeidlich und wird beim Zocken ohnehin übertönt.
Mit an Bord ist auch ein abnehmbares Mikrofon, oft selbst bei guten Headsets eine Schwachstelle. Nicht so bei Beyerdynamic. Bei dem so genannten META VOICE Mikrofon handelt es sich um ein Nierenkondensator-Mikrofon mit 9,9 mm Kapsel und das leistet hervorragende Arbeit. Sprache wird sehr sauber und natürlich, nahezu ohne Verlust der Stimmcharakteristika übertragen. Beim Voice-Chat bescheinigten uns unsere Chat-Partner sehr gute Verständlichkeit und auch der Eigenversuch mit Audioaufnahmen konnte uns voll und ganz überzeugen. Wen wundert es … Beyerdynamic ist in der Studiotechnik zuhause. Selbst an den Poppschutz aus Schaumstoff haben die Heilbronner gedacht.
Kommen wir zum Wichtigsten, nämlich dem Klang. Beyerdynamic setzt auf ein 40-mm-Treibersystem, das mit einem breiten Frequenzbereich von 5 bis 30.000 Hz arbeitet (Standard sind bei Gaming-Headsets 20 bis 20.000 Hz). Die Impedanz beträgt die üblichen 32 Ohm für PC-, Konsolen- und Mobile-Betrieb. Beide Headsets bewegen sich von der Lautstärkeleistung im moderaten Bereich.
Was die 40-mm-Treiber euch dann in die Ohren pusten, muss man in dem Preissegment als Referenzklasse bezeichnen. Schon beim ersten Probelauf mit ausführlichem Betrieb mit Spotify hatten wir den Eindruck, ein deutlich teureres Headset auf den Lauschern zu haben. Selbst kleinste Details bei Streicherklängen oder High-Hats gingen niemals unter. Sowohl MMX 100 als auch MMX 150 überzeugen auch bei Filmen und Videos mit einem ungemein breiten, klaren und detailreichen Sound, der beim Zocken mit Dolby Atmos oder Windows Sonic gar zu einer Offenbarung wird.
Die Ausgewogenheit der beiden Headsets ist bemerkenswert. Die Bässe sind knackig und kraftvoll, ohne jemals zu dröhnen, ins Stolpern zu kommen oder zu dominant aufzuspielen. Die Höhen sind glasklar und lassen selbst kleinste Details zu und die Mitten sind ebenso traumhaft. Egal, ob dialoglastige Rollenspiele, wuchtige Schusswechsel oder knurrende Motoren – die beiden MMX-Headsets machen bei allem eine tolle Figur. Es wird nie breiig und selbst beim heftigsten Feuergefecht ist der Voice-Chat mit den Kameraden noch wunderbar zu hören.
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