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Test - Aven Colony : Meine Flagge, meine Kolonie, mein Planet

  • PC
  • PS4
  • One
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Strategische Aufbauspiele sind nicht unbedingt Mangelware auf dem heutigen Markt. Nichtsdestoweniger gibt es vergleichsweise nur wenige Ableger, die auf dem schmalen Grat zwischen Langzeitspielspaß und Anspruch sicher wandern. Aven Colony fällt leider nicht in diese Kategorie, auch wenn sichtliches Engagement und spielerische Ansatzpunkte der Leistung der Entwickler durchaus schmeicheln. Das an den jüngsten Ableger der Anno-Reihe angelehnte Szenario gefällt, der Tiefgang lässt jedoch zu wünschen übrig.

Jetzt, wo ihr wenigstens im groben Rahmen wisst, womit ihr rechnen müsst, schalte ich mal einen Gang zurück und beginne mit den wichtigsten Eckpunkten – so wie es Aven Colony in seiner Kampagne macht: leicht bis mittelschwer lustlos, dafür nicht allzu aufdringlich und mit dem richtigen Gefühl für Details, die wirklich wichtig sind.

Aven Colony ist eine strategische Aufbausimulation, die euch mit dem Besiedeln neuer Planeten beauftragt. Auf verschiedenen Oberflächen müsst ihr die Bedürfnisse von Stadt und Bürgern befriedigen, schwerwiegende Entscheidungen in Sachen Städteplanung treffen und mit den Konsequenzen leben. So wie man es von diversen Vertretern dieses Genres bereits kennt, nur mit einem visuell ansprechenden Science-Fiction-Thema.

Die Leidenschaft und Liebe der Entwickler zu ihrem eigenen Spiel ist allgegenwärtig. Ginge es lediglich darum, die Kampagne zu vollenden, würde ich euch diesen Titel bereits jetzt nahelegen. Doch es kommt letztendlich auch auf den Langzeitspielspaß an, nicht wahr? Je mehr Zeit man mit Aven Colony verbringt, umso deutlicher wird jedoch, dass die Oberfläche mehr versprochen hat, als darunter zum Vorschein kommt.

Stein, Schere, Papier

Aven Colony mag zwar in vielerlei Hinsicht an Anno, Sim City und Cities: Skylines erinnern – Kunststück, hat es sich doch bei all diesen Vertretern das eine oder andere abgeguckt –, schafft es aber in keinem Bereich, deren Tiefe zu erreichen. Zu Beginn wirkt es schwierig und recht anspruchsvoll, verliert diesen Status jedoch bereits nach wenigen Stunden oder sobald ihr in der Kampagne vorangekommen seid.

Wer das nervtötende Tutorial hinter sich gelassen hat und direkt drauflosbaut, wird schnell in die Röhre gucken und seiner Kolonie dabei zusehen müssen, wie sie unter den Folgen schlechter Entscheidungen zusammenbricht. Eine Ausgangssituation, mit der wohl schon jeder Neuling in dieser Art von Spiel konfrontiert worden sein dürfte.

Die Profis unter euch und jene, die bereits einige Stunden in dieses Spiel investiert haben, stehen vor deutlich weniger Problemen. Habt ihr das Grundprinzip erst einmal verstanden, geht es in erster Linie nur noch darum, gewisse (An-)Forderungen in der Waage zu halten. Ihr wisst schon: Energie, Nahrung, Sicherheit und die großen und kleinen Bedürfnisse eurer stark verwöhnten Kolonisten.

So vielfältig und komplex Aven Colony wirken kann, so simpel und anspruchslos ist es letztendlich, wenn die Fassade zu bröckeln beginnt. Die wenig komplexen Produktionsketten unterhalten zusammen mit den teilweise sehr willkürlichen und sich wiederholenden Herausforderungen eine kaum nennenswerte Basis der spielerischen Befriedigung. Zwar ist es schön, dass auch ein Novize wie ich seiner Stadt gedankenlos beim Wachsen zuschauen kann, doch flaut dieser Moment der inneren Befriedigung schnell ab. Was dann noch bleibt, ist vor allem zähflüssig dahinziehende Zeit.

In der B-Note

Ähnlich verhält es sich mit fast allen anderen Bereichen des Spiels, beispielsweise der Forschungseinrichtung. Zu Beginn fühle ich mich von den Möglichkeiten erschlagen und frage mich, was wie wo noch möglich sein könnte … nur um später zu der Erkenntnis zu gelangen, dass ich nicht viel mehr zu tun habe, als einfach alles Mögliche einmal anzuklicken. Der Forschergeist will streben, hier ist er stattdessen in festen Bahnen gefangen.

Bevölkerung, Nahrung, Wasser, Strom – auf diese vier Elemente ist so ziemlich alles in Aven Colony ausgerichtet. Wer das Wechselspiel zwischen ihnen beherrscht, hat bereits gewonnen. Die Tiefe und die Details sind leider nur ein erster, täuschender Eindruck. Die unterschiedlichen Fruchtbarkeiten der Planeten sind bereits nach einer halben Stunde obsolet beziehungsweise ausgeglichen. Steine, die euch per Zufall in den Weg gelegt werden, lassen sich so gut wie immer mit einer entsprechenden Handlung sofort wieder entfernen.

Man sieht und spürt in jeder Minute, die man mit Aven Colony verbringt, dass dieser Titel eine Menge Potenzial hat. Nur leider sticht es auch aufdringlich in die Seite, wenn auffällt, wie wenig davon tatsächlich umgesetzt wurde. Weder in den Baumöglichkeiten noch im Anspruch an eure Entscheidungen findet sich allzu viel Komplexität.

Aven Colony - Launch Trailer
Das Strategiespiel Aven Colony ist ab dem heutigen Dienstag für PC, PS4 und Xbox One erhältlich.

Ich hatte meinen Spaß, gar keine Frage, doch liegt das in erster Linie daran, dass ich in dieser Art von Spiel eigentlich nicht sonderlich gut bin. Irgendetwas verpatze ich immer. Kaum baue ich einen Tunnel zu einem Arbeitsplatz, heult der Angestellte rum, weil ihm der Weg zu weit ist.

Während ein anderer auf einem fremden Planeten, irgendwo im Nirgendwo, Anspruch auf eine VR-Spielhölle erhebt, zerfrisst ein unbekannter Stoff meine Gebäude und ein riesiger Sandwurm bombardiert meine Kolonie mit Steinen. Und warum, zum Geier, fällt schon wieder der Strom in einem ganzen Bezirk aus?

Aven Colony ist stellenweise sehr schön und hat schicke Overlays, die an Cities: Skylines und Co. erinnern, besitzt jedoch wenig Atmosphäre. Mechanisch, wie der Ablauf im Spiel. Hier fliegen ein paar Vögel vorbei, dort sieht ein Sci-Fi-Gebäude ein bisschen anders aus als das daneben. Lustlos stapfen die Kolonisten von der Arbeit nach Hause und zurück. Wenn sich die Anforderung letztendlich darauf beschränkt, der Kolonie beim Wachsen zuzusehen, wäre zumindest hier mehr vonnöten gewesen.

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