Test - A New Beginning : Apocalypse now?

Das haben die Mayas nicht vorhergesehen: Im Jahr 2500 leben nur noch einige Hundert Menschen und der nächste Sonnensturm wird auch diese dahinraffen. Richtig blöd, dass natürlich wir Menschen selbst daran schuld sind. Richtig gut, dass wir bis dahin Zeitreisen beherrschen und so die doofe Menschheit in unserer Gegenwart vielleicht doch noch auf den richtigen Weg bringen können. Das zumindest ist der Auftrag, den ihr im neuen Adventure von Daedalic übernehmen sollt. Wir haben uns als Weltretter an die vorderste Front begeben und berichten, wie es mit dem Verhindern der Apokalypse so gelaufen ist.

„Am 30. Mai ist Weltuntergang"

Schon in Edna bricht aus und The Whispered World, den beiden anderen Adventures aus dem Hause Daedalic, war ja zumindest der Hintergrund der Geschichten ein durchaus ernster. A New Beginning macht jetzt Nägel mit Köpfen und nimmt sich eines Themas an, das durch und durch ernst genommen werden sollte: die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen. Aber keine Angst, ganz so schulbuchartig kommt das Adventure dann doch nicht daher. Sicherlich realistischer und ernsthafter als ein Emmerich-Film, fällt es trotzdem eher in die Kategorie „Ökothriller".

A New Beginning ist aber mehr als das. Die Geschichte um die beiden Hauptcharaktere Bent und Fay ist auch dank des Zeitreiseplots eine waschechte Science-Fiction-Geschichte. Zudem haben die Entwickler großen Wert auf Charakterzeichnung und -entwicklung gelegt. So muss die aus der Zukunft angereiste, etwas naive Fay den zynischen Wissenschaftler Bent Svensson nicht nur vom Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte überzeugen, sondern ihn auch überreden, die Welt zu retten. Diese Problematik wird nicht mal so nebenbei abgehandelt, sondern zieht sich als roter Faden durch einen Großteil des Spiels.

Ausgefeilte Charaktere

Dass die Entwickler nicht nur ihre Geschichte, sondern auch deren Protagonisten ernst nehmen, ist sehr erfreulich und kommt auch der Erzählung zugute. Rein inhaltlich leidet allerdings die Dramatik ein wenig darunter, die erst in der zweiten Hälfte des Spiels mit Action und einigen interessanten Wendungen so richtig in Schwung kommt. Spannend ist A New Beginning trotzdem fast von Anfang an. Das liegt nicht zuletzt an der Erzählweise, die mit Zeitsprüngen, Rückblenden und einer Rahmenhandlung arbeitet. Die ausgezeichnete Balance von Drama, Humor und Anspruch trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei.

Ausgewogene Rätselkost

Gut ausbalanciert sind auch die Rätsel. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist keins besonders an den Haaren herbeigezogen oder unnötig kompliziert. Um ein, zwei Ecken denken können solltet ihr aber schon. Eine gute Beobachtungsgabe und Aufmerksamkeit schaden auch nicht, denn außer einer Hotspot-Funktion gibt es keinerlei Hilfestellungen. Außerdem solltet ihr immer gut zuhören. Denn wenn sich zum Beispiel ein Wachmann darüber beschwert, dass er es nicht leiden kann, wegen seiner Glatze aufgezogen zu werden, hilft euch diese Information, zwischen ihm und den Demonstranten mit dem Spruch „Kein Kahlschlag im Regenwald" einen Streit vom Zaun zur brechen.

Im Grunde bekommt ihr es nur mit Inventar- und Kombinationsrätseln zu tun. Das aber durchaus reichlich und quantitativ auf einem gleich bleibenden Niveau. Das gilt ebenso für die Qualität der Rätsel, eine Lernkurve in dem Sinne gibt es nicht. Auf etwas höherem Level sind da schon die in jedem Kapitel eingestreuten Minispiele angesiedelt, bei denen es sich meistens um Puzzle- oder Schalterrätsel handelt. Hier sind teilweise schon ausgewachsenes logisches Denken und gutes Vorstellungsvermögen gefragt. Wer damit nichts am Hut hat, kann die Spiele aber auch nach kurzer Zeit ohne weitere Folgen abbrechen.