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Test - ZombiU : God save the Queen

  • WiiU
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Wie alle guten Einzelkämpfer im Kampf gegen eine Zombie-Seuche solltet ihr stets sehr sorgsam mit der wenigen Munition umgehen. Der Cricket-Schläger ist somit euer bester Freund. Zombies werden mit einigen Hieben auf den Schädel unschädlich gemacht. Dabei ist das Timing wichtig, da ihr sonst in die Attacke des Untoten lauft. Die Nahkämpfe erinnern an Dead Island: Riptide. Auch das mit der Zeit eher nervende Spezialmanöver zum Zerschlagen des Unotenschädels fehlt nicht. Schußwaffen solltet ihr erst einsetzen, wenn spezielle Zombie-Arten lauern.

So gibt es eine Spezies, die euch aus der Distanz mit unschönem blutigem Auswurf attackiert. Da sind Kugeln ebenso angebracht wie bei den Typen, die Gasflaschen auf dem Rücken herumschleppen. Ihr solltet mehrere Meter weg sein, wenn diese explodieren. Nervig sind auch untote Polizisten. Die tragen nämlich einen Helm, der ordentlich was aushält. Entweder setzt ihr hier gleich die Schrotflinte ein oder ihr geht geduldig mit dem Cricket-Schläger zu Werke. Selten habt ihr das Glück, eine Mine, eine Granate oder einen Molotow-Cocktail in euren Rucksack packen zu können. Solch rare Gaben solltet ihr euch aufsparen, bis ganze Horden von Zombies hinter euch her sind.

Verlustängste

Das Spielkonzept von ZombiU ist ein besonderes. Segnet ihr bei euren gefährlichen Ausflügen das Zeitliche, startet ihr nicht wie gewohnt mit demselben Charakter vom letzten Speicherpunkt. Stattdessen macht sich ein anderer Überlebender auf den Weg, um eueren Auftrag fortzusetzen. Egal ob Beamter, Tänzerin, Installateur, Taxifahrer, Kapitän oder Drogenabhängiger: Alle starten mit denselben Eigenschaften und derselben spärlichen Ausrüstung. Ihr habt allerdings die Chance, euer mühsam zusammengesuchtes Zeug vom Vorgänger zu erlangen. Ihr müsst nur sein untotes Ich aufspüren, ihn erledigen und dann seinen Rucksack ausräumen. Dieses Spielprinzip sorgt für Motivation, Dramatik, einen Hauch von Dark Souls und damit auch Frust. Werdet ihr nämlich auf dem Weg zum prall gefüllten Rucksack eures Vorgängers getötet, gehen die Ausrüstungsgegenstände für immer verloren und euer Nachfolger darf sich über eure lächerliche Ausrüstung freuen.

ZombiU ist Survival-Horror im besten Sinne. Kein hirn- und stimmungsloses Abschlachten von Gegnerhorden im Minutentakt. Jede Begegnung mit den Untoten setzt Adrenalin frei. Es ist taktieren statt attackieren angesagt. Befindet ihr euch in engen Gängen oder kleinen Räumen, solltet ihr die Zombies lieber an einen Ort locken, an dem ihr mehr Bewegungsfreiheit habt und nicht umzingelt werden könnt. Bei jeder Kreatur solltet ihr genaustens überlegen, ob und wenn ja wie ihr sie erledigen wollt. Pistolenschüsse locken andere Menschenfresser an, und das kostet weitere wichtige Munition. Es sei denn, ihr habt Glück und es liegt ein Fass in der Nähe, das ihr mit einem Schuss zur Detonation bringt.

Weitere Parallele zu Dead Island: Riptide: Auch bei ZombiU könnt ihr Waffen an Werkbänken aufmotzen. Dafür benötigt ihr entsprechende Teile, die in ganz London verstreut sind. So lassen sich Kapazität, Streuung oder die Schussfrequenz optimieren. An sich eine nette Sache, die allerdings etwas untergeht. Die Gefahr, dass die mühsam aufgemotzte Waffe mit dem Rucksack für immer verloren gehen könnte, dämpft die Motivation, dieses Spielelement zu nutzen. Ebenfalls nicht ganz zünden wollen die eingestreuten Rätseleinlagen. Die beschränken sich meist darauf, dass ihr mit dem Wii-U-Pad einfach nur den Raum abscannen müsst, um mit Schwarzlicht geschriebene Zahlen oder Symbole zu erkennen. Hier verschenkt der Titel Potenzial.

Ohrenschmaus

Einen Großteil der grandiosen Horroratmosphäre bezieht der Titel aus dem Zusammenspiel von Schatten- und Geräuscheffekten. Wenn ihr vorsichtig und mit angehaltenem Atem durch das enge Katakombenlabyrinth tappt und plötzlich in der Ferne das Grunzen und Schreien der Untoten durchs Gemäuer hallt, ist Gänsehaut angesagt. Wenn dann noch wie in der kleinen, aber feinen Hommage an den Filmklassiker "Nosferatu" der große Schatten einer Kreatur an der Wand tanzt, macht das Fan-Herz einen kleinen Sprung. Die grausige Geräuschkulisse wird ab und an von passenden Musikstücken unterbrochen. Hier zeigt Komponist Cris Velasco, was er an atmosphärischen Soundtracks zu bieten hat.

Die optische Seite fällt dagegen ab. Grafisch ist ZombiU von Next Gen ungefähr so weit entfernt wie ein Zombie vom Nobelpreis. Die Grafik erreicht das Niveau von Xbox 360 und PlayStation 3, wobei man auf beiden Konsolen schon deutlich schönere Spiele gesehen hat. Dass Zombies bei Auseinandersetzungen auf Treppen einen halben Meter über dem Boden schweben, macht das Ganze nicht besser. Die Animationen sind solide, ohne irgendwie hervorzustechen. In technischer Hinsicht fällt der Titel auf ein Durchschnittsniveau herab. Hartgesottene Spieler mit hoher Frustresistenz und niedrigem Blutdruck können sich übrigens am Schwierigkeitsgrad „Überleben“ versuchen, bei dem euch nur ein Charakter zur Verfügung steht. Unsere Erfahrung mit dem Mehrspielermodus liefern wir nach, sobald wir alle Varianten unter die Lupe nehmen konnten.

Fazit

von Jens Quentin
Dieses Spiel macht es mir nicht leicht. Die nervenzerfetzende Atmosphäre glänzt mit Schreckmomenten, wie ich sie zuletzt 1996 erlebte, als bei Resident Evil die Köter durch die Fensterscheiben sprangen. Nur von den piepsenden Signalen des Trackers und einem Kinderlied aus der Spieluhr begleitet durch einen verwüsteten, mit schrecklichen Hinweisen auf die Katastrophe übersäten Kindergarten zu schleichen, gehört zu einem der grandiosesten Momente im Genre des Survival-Horrors. Euch werden die Haare zu Berge stehen. Der Schauplatz London ist extrem reizvoll, Erkundungstouren durch den Buckingham Palace oder zur Tower Bridge bieten ein Aha-Erlebnis der gruseligen Art. Der pointiert eingesetzte Soundtrack von Cris Velasco erinnert in seinen besten Stücken an Werke von Trent Reznor. Die schaurigen Umgebungsgeräusche mit fernen Schreien und ekligen Schmatzgeräuschen unterstreichen die vor nervöser Spannung zum Zerreißen gespannte Atmosphäre. Hier glänzt ZombiU auf ganzer Linie. Hier ist ZombiU genau das, wonach sich Freunde dieser Spielkategorie sehnen. Der Titel hat allerdings auch unübersehbare Schwächen. Grafikfetischisten, die sich von der Wii U und ZombiU Horror in einem nie gekannten optischen Glanz versprechen, wenden sich mit Grausen ab. Bedenkt man, dass die Wii U das neueste Stück Konsolen-Hardware darstellt, wirkt die Grafik von ZombiU altbacken. Und dass ich auf dieser neuesten Hardware-Generation im Jahr 2012 noch mal erlebe, dass Zombies bei Nahkämpfen auf Treppen bei einem Treffer die Stufen majestätisch heraufschweben, hätte ich auch nicht gedacht. Ja, die eingestreuten Ballereinlagen mit dem MG sind genau wie das dämliche Entfernen der Barrikaden durch Tippen aufgesetzt und nur dazu da, um die besonderen Möglichkeiten des Wii-U-Pads hervorzuheben. Ja, auch das Scannen geht einem manchmal auf den Keks, wenn man zum fünfzigsten Mal nutzlos einen Leichnam oder einen Koffer untersucht. Ja, die Rätsel haben ihren Namen nicht verdient. Das alles verzeihe ich ZombiU aber, weil es mir als einer von ganz wenigen Titeln in diesem Jahr das beschert hat, was mich noch immer an diesem Medium fasziniert: eine besondere Spielerfahrung. Eine neue Spielerfahrung. Eine, die ich noch nicht von den drei Vorgängern kenne. Eine Spielerfahrung, die sich einprägt und an die ich mich noch lange erinnern werde. Dieser Kindergarten ... viel Glück dort.

Überblick

Pro

  • sehr gutes Level-Design
  • tolles Szenario
  • gute Licht- und Schatteneffekte
  • grandiose Atmosphäre
  • ausgeklügeltes Spielprinzip
  • gute Steuerung
  • gruselige Klangkulisse
  • Geschichte mit Überraschungen

Contra

  • schwache Grafik
  • Steuerungselemente teilweise aufgesetzt
  • unsaubere Kollisionsabfrage
  • Waffenmodifizierung sinnlos
  • überflüssige Ballereinlagen
  • maue Rätsel
  • teilweise Ladezeiten an Türen

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