Test - Wreckateer : Zerstörungsorgie mit Puzzle-Einschlag
- X360
Was ist das Gegenteil von gepflegter Aufbaustrategie? Genau, ein abgedrehtes Action-Spiel, bei dem es schlicht darum geht, möglichst viel kaputt zu machen. Wreckateer ist allerdings nur auf den ersten Blick ein Vertreter dieser Action-Genre-Abteilung.
Wer Wreckateer auf die reine Abrissbirne in Spielgestalt degradiert, tut dem Spiel unrecht. Tatsächlich handelt es sich bei dem Titel auf Xbox Live Arcade um einen Mix aus Geschicklichkeits- und Denkspiel, vielleicht am ehesten zu Vergleichen mit dem iOS/Android-Blockbuster Angry Birds. Die Grundaufgabe ist einfach: Ihr müsst mit einem altertümlichen Katapult diverse Festungen zum Einsturz bringen. Der Clou: Nicht das genaue Zielen allein steht im Vordergrund. Klar ist es wichtig, das Katapult korrekt links und rechts sowie in der Höhe auszurichten, aber ihr dürft die Kugel auch noch während des Fluges beeinflussen. Das Ganze erinnert dann etwas an den legendären Kanonenritt des Lügenbarons Münchhausen: Während die Kugel durch die Luft fliegt, dirigiert ihr in der Verfolgerperspektive das Geschoss mittels Armbewegungen. Ein Lufthieb von links gibt der Kugel einen Rechtsdrall. Entsprechendes gilt ebenfalls bei Hieben von oben, von unten und von rechts.
Abrisse mit Raffinesse
Natürlich kommt der Einzelspielermodus mit einer Geschichte daher, die aber dünner ist als die Mauern eines Bierglasdeckel-Schlosses. Als Azubi in einer mittelalterlichen Abrissfirma erhaltet ihr vom König den Auftrag, diverse Schlösser, Burgen und sonstige Anlagen zu zerstören. Warum? Weil diese Gemäuer von grünen Goblins bevölkert sind. Das nennen wir mal eine Holzhammermethode zum Besiegen der Feinde! Das Spielprinzip ist allerdings weniger tumb, denn das Manövrieren der Kugel in die Mauern will ebenso gut geplant und ausgeführt sein wie das generelle Vorgehen beim Abriss. Ähnlich wie in Angry Birds habt ihr eine begrenzte Anzahl an Geschossen, um das Gebäude zum Einsturz zu bringen. Darüber hinaus müsst ihr eine bestimmte Punktzahl erreichen, um eine der begehrten Medaillen und damit den Zugang zum nächsten Level freizuschalten.
Für zusätzlich Taktik sorgen Punktemultiplikatoren, die vor den Mauern herumschweben und die ihr tunlichst mit eurer Kugel streifen solltet, bevor das Ziel getroffen wird. Denn nur so schnellt der Punktestand in die Höhe. Ähnliches gilt für Kettenreaktionen beim Abbruch, zum Beispiel wenn die Kugel von einer Festung abprallt und nebenbei ein Bauernhaus zerstört. Leider ist die Physik-Engine etwas arg grob ausgefallen – beispielsweise beschädigt ein zusammenbrechender Schlossturm häufig eine nahe stehende Mauer nicht, obwohl die schweren Trümmerstücke auf sie hinunterprasseln. So filigran wie etwa Boom Blox auf Wii ist Wreckateer also nicht. Schade! Auf der Habenseite ist der Umfang zu nennen: Die knapp 50 Levels, verteilt auf 9 Welten, beschäftigen euch einige Tage, zumal der Schwierigkeitsgrad langsam, aber stetig ansteigt. Etwas Ernüchterung kehrt allerdings ein, sobald ihr merkt, dass sich viele Levels stark ähneln.
Kinect als Mehrwert?
Eigentlich würde das Spielprinzip von Wreckateer bestens ohne Kinect funktionieren. Entsprechend stellt sich die Frage nach dem Sinn des Xbox-360-Utensils. Ihr müsst das Katapult selbst laden, indem ihr einen Schritt nach vorne macht, die Arme zusammenhaltet und so mittels Bewegung das Katapult spannt, um es per Armposition auszurichten und schlussendlich abzuschießen. Bei einem anderen Geschosstypus dürft ihr die Kugel sogar mittels Ausstrecken der Arme ins Ziel „fliegen“ – quasi wie ein kleiner Junge, der ein Flugzeug nachahmt. Auffällig sind die starke Verzögerung und die Ungenauigkeit der Umsetzung eurer Bewegung - klar, dass das zu dem einen oder anderen Fehlschuss führt. Man kann sich aber recht gut an dieses Manko gewöhnen, ein Spaßplus bringt Kinect in Wreckateer dennoch nicht.
Kommentarezum Artikel