Preview - World War 3 : Das bessere Battlefield?
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Russische Spetsnaz gegen deutsche GSG9, Panzer vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Amerikanische B2-Bomber gegen eine ganze Armada von T90, BTR-80 APCs und Drohnen. Farm 51 will mit World War 3 das Battlefield 5 abliefern, das sich Fans von BF3 und BF4 sehnlichst wünschen. Kann sich ein kleines polnisches Team gegen die Elite namens DICE durchsetzen? World War 3 – die Weltpremiere.
World War 3 ist eines dieser Spiele, bei denen wir vorsichtig sein müssen, was den Hypelevel angeht, auch wenn uns die ersten Szenen richtig begeistert haben. Dieser Multiplayer-Shooter entspricht einer Blaupause aller Wünsche, die die Battlefield-Community hat: Zurück ins moderne Szenario mit Abrams, Leopard-Kampfpanzern, F16-Jets und MIG-35. Zurück zu M4-Sturmgewehren, Kalaschnikows, MP5s, FN Scars und dem ganzen Equipment, das wir in Battlefield 3 und 4 lieb gewonnen haben. Mit 32-, 48- und 64-Spieler-Karten, fünf Nationen und taktisch basiertem Squad-System in einem Szenario, das ziemlich unverbraucht ist.
In den ersten Szenen stürzt ein Truppentransporter vor dem Reichstagsgebäude ab. Deutsche Panzereinheiten und Infanterie sichern die Absturzstelle, während sich von der Straße Unter den Linden russische Panzerkolonnen sowie gepanzerte Truppentransporter nähern. Erstaunlich wenige Games spielen in Deutschland, in der Regel wird unsere Heimat nur für den Zweiten Weltkrieg herangezogen, etwa in Call of Duty: WW2. Generell wurde Europa schon länger nicht mehr in einem Multiplayer-Shooter thematisiert, selbst legendäre Karten wie Operation Métro aus Battlefield 3 sind jetzt schon wieder sieben Jahre alt.
Es wird Zeit für einen neuen modernen Shooter im europäischen Setting: World War 3 spielt um das Jahr 2026 herum, fokussiert sich ergo auf militärisches Equipment, das sich aktuell im Einsatz respektive in der Entwicklung befindet. Und es spielt nicht nur in Berlin und Deutschland, sondern handelt auch von der Invasion in Moskau und Warschau. Weitere Schauplätze werden später enthüllt. Die Chancen für Karten in den USA und anderen Zentren von Weltmächten stehen gut.
Klingt fantastisch, sieht auch grafisch dank Unreal Engine 4 bereits vielversprechend aus, trotzdem sind wir nur vorsichtig optimistisch. Farm 51 hat bisher nicht so richtig überzeugt: Get Even blieb hinter den Erwartungen zurück, gerade was die technische Seite angeht. Painkiller: Hell & Damnation war ein spaßiger Shooter, doch so eine Mutantenballerbude hat auch deutlich niedrigere Anforderungen als ein Multiplayer-Shooter auf riesigen Karten im Battlefield-Szenario. Kann sich das Newcomerteam im Genre wirklich als Konkurrent zum Starensemble von DICE positionieren, hinter dem 100-Millionen-US-Dollar-Budgets stehen?
Kann Farm 51 wirklich eine Battlefield-Erfahrung abliefern?
Jeder Entwickler hat mehrere Chancen verdient und wir wissen, dass Farm 51 ein innovativer Entwickler ist, der gerne neue Wege geht. Die Polen haben etwa ein Drohnensystem entwickelt, das vollautomatisch reale Gebäude in 3-D via Photogrammetrie scannt. Sprich, das Studio ist in der Lage, Berlin, Warschau und Moskau authentisch abzubilden. In den ersten Gameplay-Szenen steht der Kreml im Vordergrund, in einer anderen das Bundeskanzleramt. Auch Schloss Bellevue dient als Kulisse: Deutsche GSG9- sowie KSK-Einheiten kämpfen hier in der herrschaftlichen und herrlich detailverliebt gestalteten Villa, dem Amtssitz unseres Bundespräsidenten.
Während die meisten Shooter deutsche Truppen außen vor lassen, sind in World War 3 auch schwere Kampfpanzer vom Typ Leopard 2, die Schützenpanzer Puma sowie Marder und anderes Material einsetzbar, das selten in Spielen vorkommt. Nur der World-of-Tanks-Konkurrent Armored Warfare von Obsidian Entertainment besaß ebenfalls moderne deutsche Panzer. Schade allerdings: Kampfjets lassen sich nicht aktiv steuern, sondern nur als Squad-Bonus anfordern. Das dürfte viele Battlefield-Piloten verstimmen.
Zudem macht das Team klar, dass es versteht, worauf es bei einem Militärshooter ankommt, und bringt eigene militärische Erfahrung ein: Creative Director Kamin Bilcynski diente bei der Armee und trainierte mit polnischen Special Forces der Einheit GROM, um ihre Taktiken zu verstehen und wie sich ihre Ausrüstung und Waffen je nach Operation ändern.
Fokus auf realistischer Ballistik, keine vordefinierten Klassen
Korrekte Ballistik ist ihm wichtig. Das Team hat mehrere Jahre daran gearbeitet, ein System zu entwickeln, das berechnet, wie ein bestimmter Kalibertyp auf Kevlarwesten reagiert. Ein Feature, das nicht mal Battlefield 3 und 4 hatten. Sprich: Kleinkaliber wie eine Glock durchdringen die Kevlarweste nicht, eine AK-47 hingegen schon. Das gilt auch für den Kampf gegen Vehikel: Einige Raketenwerfer kratzen die massive Panzerung moderner Tanks lediglich an, andere durchschlagen sie.
Customization wird ein sehr großer Bestandteil sein, allerdings nicht so exotisch wie in Battlefield 5: Es wird also keine wilden Uniformen oder Kriegsbemalungen geben, dafür sehr viele unterschiedliche Rüstungstypen. Beispielsweise könnt ihr selbst bestimmen, wie viele Kevlarplatten ihr in eure Ausrüstung integriert. Diese sind sehr schwer, verändern euren Schwerpunkt und machen euch etwas langsamer, weshalb ihr weniger aktiv in den Sprint gehen und diesen kürzer durchhalten könnt, seid aber besser geschützt. Farm 51 ist es wichtig, eine authentische Erfahrung zu vermitteln, dazu passen die unterschiedlichen Uniformen und Rüstungstypen.
Wie ihr es etwa aus Rainbow Six: Siege kennt, gibt es normale russische Soldaten, die mit einem klassischen modernen Gefechtshelm operieren. Und Spetsnaz, die grundsätzlich mit Sturmmasken ihr Gedicht verdecken oder gar mit Gasmasken kämpfen, weil sie bevorzugt mit solchen Kampfmitteln arbeiten. Ansonsten sieht das alles recht stark nach Battlefield 4 aus: Ihr könnt via Kimme und Korn zielen oder mit Rotpunktvisier respektive Zoomoptik arbeiten, unterschiedliche Griffe an Waffen bauen, um ihnen Flexibilität etwa im Häuserkampf zu geben, und größere Magazine, Schalldämpfer oder Taschenlampen verwenden.
Gezeigt wurden auch Spezialeinheiten mit Nachtsichtgerät, entsprechende Operationen bei Nacht sind geplant. Die zugrunde liegenden Mechaniken basieren auf Battlefield: Es gibt Assistpunkte, Punkte für Abschüsse oder fürs Verarzten von Kameraden. Unüblich, riskant, aber trotzdem interessant: World War 3 wird keine Klassen haben, stattdessen kann sich jeder Spieler mit dem gesamten Arsenal ausrüsten, basierend auf einem Slotsystem. So will Farm 51 mehr Individualität garantieren.
Alphas und Betas werden hier zeigen, ob das funktioniert, denn Klassen sind in Battlefield extrem wichtig, um strategisch zu operieren. Angriff und Verteidigung werden in erster Linie über Klassen definiert. Wissen wir nicht, wie die Kameraden bewaffnet sind, ist es schwieriger, sie effizient einzusetzen.
Strategische Karte wie in World in Conflict
Was uns gut gefällt: World War 3 beinhaltet nicht nur riesige Schlachten, in denen Infanterie von Panzereinheiten und Luftwaffe begleitet wird, sondern auch kleinere Gefechte. Helikopter haben wir übrigens noch keine gesehen, hoffen aber sehr auf ihre Implementierung, schließlich ist das eine der wichtigsten Komponenten von Battlefield 3 und 4. Es erlaubt die schnelle Unterstützung von Truppen am Boden, das Flankieren von Panzern und Verlegen von kleineren Kommandoeinheiten.
Diese stehen im Modus Recon im Fokus: Spezialeinheiten müssen darin Missionsobjekte hinter feindlichen Linien erledigen: Generäle ausschalten und VIPs extrahieren, sprich kidnappen. Unklar ist indes, ob wir hier gegen KI-Armeen kämpfen oder sich Spezialeinheiten gegenüberstehen wie in einer Art Rainbow Six: Siege, nur auf deutlich größeren und sehr viel weitläufigeren Karten. Hier will der Entwickler vor allem seine militärische Expertise ausspielen, denn Farm 51 entwickelt ähnlich wie Bohemia Interactive virtuelle Trainingsszenarien für die polnische Armee.
Spannend finden wir auch die Idee der Strategic-War-Map: Die Strategiekarte erinnert an RTS-Titel wie etwa World in Conflict. Auf ihr können wir sehen, wie sich einzelne Länder ausbreiten. Beeinflusst wird die Karte von Geländegewinnen durch große Schlachten im 64-Spieler-Modus Warzone sowie Erfolge in Recon – extrahierte VIPs sorgen im Verhör für Aufklärung, etwa über Truppenbewegungen, Standorte, geheime Basen und Bataillonsstärken. Klingt superspannend, weil es quasi Conquest aus Battlefield ist – nur eben mit globaler strategischer Bedeutung auf einer großen Karte. Und da die Regierungssitze von Deutschland, Russland und Polen bereits so deutlich gezeigt wurden, wird es wohl letztlich das Ziel sein, diese zu besetzen.
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