Special - World Cyber Games Deutschland Finals : Special
Vielen der eSports-Aktivisten konnte man die Anspannung im Gesicht ablesen, ging es doch hier im Tropical Islands ums Ganze: Neben attraktiven Sachpreisen wie HDTV-Flachbildschirmen und vielerlei Hardware warteten Tickets zur WCG-Weltmeisterschaft in Singapur auf die Finalisten aus insgesamt acht Turnieren. Dort treffen in zwei Monaten die weltweit Besten unter gut 1,2 Millionen aktiven Spielern aus 80 Nationen im Endspiel der World Cyber Games, nach der Eigenwerbung die Olympischen Spiele des eSports, aufeinander. In Deutschland spielten sich übrigens nach offiziellen Angaben über 160.000 Teilnehmer in der aktuellen Saison durch die Vorentscheide bis hin zum Landesfinale.
Nichteingeweihten Zeitgenossen, wie den auf Badelatschen vorbeischlendernden Otto-Normal-Besuchern des Tropical Islands, bot sich mit Sicherheit ein ungewöhnlicher Anblick (vermutlich ebenso umgekehrt): Meisterspieler, die bis an die Zähne bewaffnet mit ihrem eigenen Equipment, wie Headsets, Keyboards, Mäusen und Tastaturen, zum Showdown antraten. Moderatoren kommentierten fast hysterisch mit unzähligen Fachbegriffen aus der Szene die auf Großleinwänden übertragenen Begegnungen. Und so fieberte man unter anderem mit Marco Radeck mit, als dieser im Beat’em-Up ’Dead or Alive: Ultimate’ die Gegner einen nach dem anderen auf die Matte schickte. ’Need for Speed: Underground’-Weltmeister Niklas Timmerman ließ keine Zweifel aufkommen, wer im Sequel ‘Need for Speed: Underground 2’ Deutschlands erfolgreichster Fahrer ist und wird demnächst in Singapur seinen Weltmeistertitel verteidigen. Im ’Halo 2’-Wettbewerb ballerten Joe L. und Marcel Jardin vom Team Esa Lehnitz die Konkurrenz in Grund und Boden.
Man kennt sichStandesgemäß geben sich die Protagonisten der eSports-Szene cool klingende Alias-Namen und organisieren sich in Clans. Auf den Turniermonitoren flackerten die außerterrestrisch klingenden Namen von Athleten wie u`Sp1aSh, sCa.Tagan|Phoenix oder mouz.HasuObs. Zur zahlenmäßig etwas weniger stark vertretenen Gruppe der weiblichen Spieler, drei an der Zahl, gehört Sabine Burkhardt, die sich in der eSports-Gemeinde ginGa nennt. Mit ihrem aus vier weiteren männlichen Mitgliedern bestehenden Team vom Clan qpool nahm sie am ’Counter-Strike: Source’-Turnier teil. Trotz ihres Newcomer-Status konnte sich die qpool-Mannschaft während der vorangegangenen Qualifikationen bis hin zum Finale einen beachtlichen vierten Platz hier bei der deutschen Meisterschaft erspielen.
Obwohl man sich zum ersten Mal und dabei noch äußerst erfolgreich einer nationalen Konkurrenz während eines großen Turniers stellte, antwortete Sabine Burkhardt auf die Frage zum Thema einer möglichen professionellen Karriere gelassen: Für mich ist eSports nur ein Teil meines Lebens und es wäre Quatsch, es in den Vordergrund zu stellen. Ich weiß nicht, wie lange ich das überhaupt selbst noch machen möchte. Ich lasse es einfach auf mich zukommen. Im Gegensatz zu Deutschland herrschen in asiatischen Ländern und in den USA nahezu traumhafte Karrierechancen für die so genannten Progamer. In Korea ist eSports mittlerweile zum Massenphänomen und Kulturgut avanciert, das mit eigenen TV-Kanälen ein Millionenpublikum fasziniert. Verglichen dazu steckt Europas Szene noch in den Kinderschuhen, auch wenn große Sponsoren gerne erfolgreiche Teams finanziell unterstützen und dafür Firmenlogos auf die Kleidung der e-Athleten drucken lassen.
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