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Test - To The Moon : Test: Das emotionalste Spiel aller Zeiten kommt nach 13 Jahren für PS5 und Xbox

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To The Moon erschien bereits im November 2011. Und wurde trotz seiner primitiven Grafik, dem nahezu völligen Fehlen von Gameplay und seiner lediglich 4-5 Stunden Spieldauer zu einem Dauerbrenner auf den Top-10-Listen, wenn es um die emotionalsten Spiele-Momente oder beste Storys geht. Nach ganzen 13 Jahren kommt der Titel nun für PS5 und Xbox Series X|S. Wir nehmen dies zum Anlass, euch dieses Indie-Kleinod noch einmal vorzustellen.

Blendet am besten direkt die hässliche Pixel-Grafik aus. Die muss man einfach so hinnehmen. Und seid euch darüber im Klaren, dass To The Moon über so gut wie keinerlei nennenswertes Gameplay verfügt. Hier geht es einzig und allein um die Geschichte. Aber die gehört zum anrührendsten und schönsten, was Videospiele je hervor gebracht haben, und liefert ein eindrückliches Beispiel dafür, wozu dieses Medium erzählerisch in der Lage ist. Wer Life is Strange mochte, wird To The Moon lieben.

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei

Ihr schlüpft in die Rollen der Agenten Dr. Watts und Dr. Rosalene, die für eine Agentur arbeiten, deren Geschäft darin besteht, Sterbenden den letzten Wunsch zu erfüllen. Dies gelingt ihnen, indem sie mittels einer Maschine in deren Erinnerungen eindringen und sie verändern, sodass ihr Wunsch, zumindest in ihren Gedanken, Wirklichkeit wird. Ein bisschen wie im Film Inception also.

Ihr aktueller Auftrag führt sie zum alten Johnny, der nicht mehr lange zu leben hat. Nur noch von Geräten am Leben gehalten, liegt er in seinem Bett im Koma und wartet auf den Tod, während er sich nichts sehnlicher wünscht, als auf den Mond zu fliegen. Die beiden Agenten (die vermutlich nicht von ungefähr an Scully und Mulder aus Akte X erinnern, er der pragmatische Zyniker, sie die mitfühlende Idealistin) dringen also in seine Erinnerungen ein, um ihm diesen ungewöhnlichen Wunsch zu erfüllen …

Doch dafür müssen sie erstmal die wichtigsten Stationen seines Lebens durchwandern, um herauszufinden, woher dieser Wunsch rührt und welche Erinnerung verändert werden muss, um ihn wahr werden zu lassen. Wir verfolgen Johnnys ganzes Leben im Schnelldurchlauf und in umgekehrter Reihenfolge, vom hohen Alter bis in seine Kindheit. Und werden dabei stiller Zeuge seiner schönsten Momente, aber auch tragischer Schicksalsschläge, die der sympathische alte Mann verkraften musste, dessen Leben nicht so harmonisch verlief, wie es auf den ersten Blick den Anschein macht.

To The Moon ähnelt in dieser Hinsicht der Anfangsszene aus dem Pixar-Film Oben, die das ganze Leben des grummeligen Rentners im Zeitraffer vor unseren Augen Revue passieren ließ: wie er seine Frau kennen lernte, die beiden heirateten und eine harmonische Ehe in inniger Zweisamkeit führten, aber auch welch harten Einschnitt ihr Tod für ihn bedeutete. Wem diese Szene seinerzeit einen Kloß der Rührung im Hals bescherte, der wird auch von To The Moon zutiefst ergriffen sein.

Denn auch hier steht die Liebe zweier Menschen im Mittelpunkt und die schweren Prüfungen, die das Schicksal ihnen über die Jahre auferlegt. In der Schule galten beide als verschrobene Außenseiter, die trotz oder gerade wegen aller Widrigkeiten zueinander fanden. Gemeinsam bauen sie sich ein Haus neben einem alten Leuchtturm, der dem Spiel zum ikonischen Maskottchen wurde und dem jungen Paar zum Symbol fürs kleine Glück. Doch eine schwere psychische Erkrankung wirft schon bald einen dunklen Schatten auf ihr Idyll und führt dazu, dass ihr Leben eine tragische Wendung nimmt.

To The Moon gelingt es meisterlich, diese bewegende Geschichte ohne Kitsch und aufdringliche Rührseligkeit zu schildern. Zumindest meistens. Vielmehr entwirft es eine feinfühlige Parabel über das Leben und darüber, wie es unsere Persönlichkeit prägt, wenn es andere Bahnen einschlägt als die, die wir uns erhoffen. Und stellt nebenbei die existenzielle Frage, ob wir uns nicht selbst verlieren, wenn wir von einem Leben träumen, das ganz anders verlaufen wäre. Die Antwort, die To The Moon mit seinem McGuffin von der Sehnsucht nach der Mondfahrt als roten Faden durch seine Handlung spinnt, könnte poetischer kaum formuliert sein.

For River oder: Das einzige Wasser im Wald ist der Fluss

Und doch ist es vermutlich gar nicht mal die melancholische Geschichte selbst, die To The Moon seinen heutigen Stellenwert als ewiges Indie-Kleinod zu verdanken hat. Ich meine, schaut es euch nur mal an. Die Grafik kann selbst unter großzügigster Verklärung pixeliger Retro-Ästhetik nur als hässlich gelten. Damit große Emotionen zu transportieren, stellt schon fast ein Ding der Unmöglichkeit dar.

Und spielerisch vollzieht To The Moon den Schulterschluss mit den Walking-Simulatoren und Visual Novels, nur eben in der Draufsicht antiker NES-Rollenspiele. Außer hin und wieder ein paar Gegenstände anzuschauen oder ein simples Puzzlespiel zu lösen, damit es weiter geht, gibt es nichts, das sich mit Recht Gameplay nennen dürfte. Die Steuerung mit dem Digikreuz des Controllers kann zudem mitunter nerven, weil sich die Charaktere nur horizontal und vertikal, nicht aber diagonal bewegen lassen und sie dadurch ständig an irgendeiner Ecke festhängen.

Und doch spielt das alles plötzlich keine Rolle mehr. Manchmal braucht es eben nur dieses eine, im Gesamtkontext eigentlich winzig und unbedeutend scheinende Pünktchen, das einem Spiel, aber auch manch Film oder Serie, das entscheidende i-Tüpfelchen aufsetzt, das eine passable Geschichte zur unvergesslichen macht. Und häufig – und so auch im Falle von To The Moon – ist das die Musik.

Sobald sie das erste Mal erklingt, ist es einem egal, wie das alles aussieht: diese kleine, simple Melodie auf dem Piano, die im Grunde nicht viel mehr macht, als dieselben zwei Töne im Wechsel lediglich hin und her zu klimpern wie einen Pingpong-Ball, musikalisch maximal eintönig und eigentlich auch recht schmalzig, wenn man mal ehrlich ist.

Aber sie gibt dem Spiel ihren Grundton, der vom ersten Moment an einlullt in dieses wohlige Gefühl der schmerzerfüllten Sehnsucht, die manchmal nicht mehr braucht als das, um aus ihrem Schlummer zu erwachen und sich Bahn zu brechen. To The Moon ist ohne seinen Soundtrack undenkbar und wäre ohne ihn vermutlich auch nie der Indie-Hit geworden, der er heute ist. Genauso wenig wie wahrscheinlich Life is Strange, mit dem To The Moon noch so einige Facetten teilt, etwa seine Stimmung von der unausweichlichen Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach einem alternativen Leben, in dem die Dinge anders verlaufen sind. Vor allem aber ist beiden Spielen gemein, dass es ihnen in ihrem Soundtrack gelingt, diese Stimmungen wie ein Echo zu reflektieren, dadurch wie ein Klangkörper zu verstärken und ihnen so einen Ausdruck zu verleihen, dem man sich schwerlich entziehen kann.

To The Moon bewirkt dadurch das Kunststück, den Spieler mit einer Zuversicht zu erfüllen, von der ergriffen man sich noch während des Abspanns selber sagen möchte: So schlecht können die Menschen gar nicht sein, solange sie sich solche Geschichten erzählen. Und allein das macht es zu einem bemerkenswerten Stück Videospiel-Poesie.

To The Moon - PS5-Trailer zum emotionalen Indie-Geheimtipp

Der Indie-Geheimtipp To The Moon erscheint 13 Jahre nach seinem ursprünglichen Release für PS5.

Greift zu, wenn...

… ihr emotionale interaktive Geschichten wie Life is Strange mögt.

Spart es euch, wenn...

… ihr über hässliche Pixelgrafik nicht hinwegsehen könnt oder von einem Spiel auch Gameplay erwartet.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Eine anrührende interaktive Geschichte, die man nie wieder vergisst

To The Moon erschien bereits vor 13 Jahren und ist seitdem Dauergast in Top-10-Listen, wenn es um die emotionalsten Spiele-Momente und bewegende Geschichten geht. Wer dieses, lediglich 5 Stunden dauernde Indie-Kleinod bislang verpasst hat, der hat nun Gelegenheit, sie auf PS5 und Xbox Series X|S nachzuholen.

Über die hässliche Pixel-Grafik muss man dafür zwar hinwegsehen. Auch sollte man sich im Klaren sein, dass das Spiel im Grunde über keinerlei Gameplay verfügt, und seine Controller-Steuerung mitunter fummelig ausfällt. Wen jedoch die legendäre Anfangsszene in Pixars Oben einst zu Tränen rührte oder sich von emotionalen narrativen Spiele wie Life is Strange dankbar einlullen lässt, der wird mit To The Moon eine interaktive Erfahrung machen, die man nie wieder vergisst.

>> Holt die Taschentücher raus: 11 Spiele, die zu Tränen rühren <<

To The Moon erzählt das anrührende Märchen zweier Agenten, die in die Erinnerung eines Sterbenden eindringen und dabei sein ganzes Leben Revue passieren lassen, um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen: auf den Mond zu fliegen. Dabei erleben wir die herzzerreißende Liebesgeschichte zweier Menschen, deren Glück von schweren Schicksalsschlägen auf eine harte Probe gestellt wird. Und damit die existenzielle Frage aufwirft, was es für das eigene Seelenheil bedeutet, sich nach einem Leben zu sehnen, in dem die Dinge anders verlaufen wären.

Und doch besäße To The Moon heute höchstwahrscheinlich nicht seinen Stellenwert als zeitloser Indie-Geheimtipp ohne seinen Soundtrack. Diese kleine, musikalisch eigentlich ziemlich primitive Melodie auf dem Piano, die im Grunde reichlich monotone Töne anschlägt und ähnlich wie der Rest des Spiels stets schonungslos mutig auf der Grenze zwischen verträumter Melancholie und schmalzigem Kitsch balanciert. Doch setzt sie diesem Erlebnis das gewisse i-Tüpfelchen auf, breitet ihm seinen Grundton aus für die Stimmung von Vergänglichkeit und Sehnsucht, auf dem sich To The Moon zu einem bemerkenswerten Stück Videospiel-Poesie aufschwingt.

Überblick

Pro

  • eine der emotionalsten Videospiel-Geschichten überhaupt
  • wunderschön melancholischer Soundtrack

Contra

  • hässliche Pixel-Grafik
  • fummelige Controller-Steuerung

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