Test - Tiebreak : Test: Ein neuer König auf dem Center Court?
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Während die Fans von Tennisspielen in den vergangenen Jahren geradezu stiefmütterlich behandelt wurden, sieht es derzeit erfreulicherweise ganz anders aus. Erst vor einigen Monaten feierte mit TopSpin eine ebenso bekannte wie beliebte Marke ihr großes Comeback. Als wäre das nicht genug, folgt nun mit Tiebreak: The Official Game of the ATP und WTA (so der vollständige Name) gleich das nächste vielversprechende Spiel rund um den „weißen Sport“. Somit können wir die beiden Konkurrenten direkt miteinander vergleichen. Wer hat die Nase vorn und kann sich in diesem Jahr die Tenniskrone aufsetzen?
Damit wir uns nicht jedes Mal die Finger verknoten, nennen wir das neue Spiel der Einfachheit halber einfach nur Tiebreak. Somit bleibt mehr Zeit, um über die wesentlichen Punkte zu schreiben – denn davon hat das neueste Werk von Big Ant Studios einige zu bieten.
Den Tennis-Cracks unter euch dürfte dieser Name übrigens sicherlich bekannt vorkommen. Das Entwickler-Team kann bereits einiges an Erfahrung mit der weltweit beliebten Rückschlagsportart vorweisen. Unter anderem stammen Titel wie AO Tennis 2 und Tennis World Tour aus den Händen von Big Ant. Entsprechend groß sind die Erwartungen an das aktuelle Spiel, denn immerhin haben es wir nicht mit blutigen Anfängern zu tun.
Tennis auf Schienen?
Eines können wir an dieser Stelle vorwegnehmen: Bereits in den ersten Minuten von Tiebreak ist deutlich zu spüren, dass hinter dem Spiel ein erfahrenes Team steckt. Das macht sich vor allem bei den grundlegenden Gameplay-Mechaniken bemerkbar, die sich keine dicken Schnitzer erlauben.
Sobald ihr das mehrstufige Tutorial abgeschlossen habt, seid ihr mit den wichtigsten Aspekten der Steuerung vertraut. Das reicht vom Einsatz der unterschiedlichen Schlagvarianten wie Top Spin, Slice oder Stopball bis hin zur enormen Bedeutung der Beinarbeit. Denn der wuchtigste Schlag nützt recht wenig, wenn der Spieler nicht richtig zum Ball steht.
Doch was in der Theorie richtig gut klingt, hat in der Praxis ein großes Problem: Das Geschehen in Tiebreak fühlt sich größtenteils wie automatisiert an. Die Akteure legen plötzlich übermenschliche Sprints hin, um eigentlich verloren geglaubte Bälle doch noch zu erreichen. Zudem werden viele Animationen wie von Zauberhand am richtigen Punkt gestartet, obwohl die Figur kurz zuvor noch nicht richtig positioniert war. Stellt euch eine Art „Tennis auf Schienen“ vor.
Ganz so schlimm ist es zwar nicht, da euer Können in einem gewissen Rahmen durchaus gefragt ist. Doch ihr bekommt dadurch eine ungefähre Idee vom Verlauf der Partien. Wer also eine tiefgreifende Simulation mit vielen Raffinessen sucht, könnte von Tiebreak etwas enttäuscht werden. In diesem Punkt hat TopSpin 2K25 definitiv die Nase vorn.
Der Tenniszirkus zieht umher
Werfen wir einen Blick abseits des Geschehens vom Center Court. Welche Spielmodi hat Tiebreak – von einzelnen Matches und Turnieren mal abgesehen - zu bieten? Besonders ins Auge sticht dabei der Karrieremodus, der sehr verheißungsvoll beginnt. Nach einer kurzen Einleitung dürft ihr mithilfe eines Editors euren eigenen Tennisspieler erstellen.
Der Editor ist richtig gut gelungen und bietet eine Vielzahl an Einstell- und Gestaltungsmöglichkeiten. Wer damit nicht glücklich wird, dem ist nicht mehr zu helfen. Danach beginnt die Laufbahn des noch unerfahrenen Jungprofis, der über eine ganze Latte an Statuswerten wie etwa Ausdauer und Schlagkraft verfügt. Eigentlich ist alles für einen spannenden Karrieremodus vorbereitet.
Ihr ahnt es sicherlich schon, an dieser Stelle folgt wie schon bei den Gameplay-Mechaniken ein dickes „Aber“. Was sich in der Theorie richtig gut anhört, entpuppt sich sehr schnell als große Enttäuschung. Zwar schlagt ihr euch tatsächlich in mehreren Turnieren die Karriereleiter nach oben und levelt euren Tennis-Crack auf. Doch es fehlt die große Motivation.
Das liegt nicht nur daran, dass keine interessante Story erzählt wird. Vor allem mangelt es an einem echten Fortschrittsystem. Obwohl der Charakter im Level aufsteigt, ändern sich dessen Werte nicht. Auch die Freischaltung von neuen Schlaganimationen fällt zumindest in der aktuellen PC-Version von Tiebreak flach. Es gibt demnach keinen überzeugenden Grund, um sich mit den Karrieremodus zu beschäftigen.
Ist das tatsächlich die Elite des Tennissports?
Auch eine der ganz großen Stärken von Tiebreak offenbart nach einiger Zeit leider seine Schattenseiten. Das neueste Spiel von Big Ant Studios trumpft mit den offiziellen Lizenzen von sowohl der ATP- als auch der WTA-Tour auf. Somit stehen euch über 120 mehr oder weniger bekannte Profis zur Auswahl. Das reicht von Nick Kyrgios und Novak Djokovic bis hin zu weiblichen Stars wie Iga Swatiek. Auch die offiziellen Turniere sind enthalten, diesbezüglich bleiben eigentlich keinerlei Wünsche offen.
Schade nur, dass die abgrundtief dämliche Gegner-KI diesem grundsätzlich enormen Atmosphäre-Bonus einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht. Die von der CPU gesteuerten Kontrahenten verhalten sich mitunter dermaßen dumm, dass man gar nicht mehr weiß, ob man lieber lachen oder weinen soll. In einigen unserer Testpartien fabrizierten die Gegner selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad weit über 20 „Unforced Errors“. Sowas geht nicht nur auf Kosten der Herausforderung, sondern macht auch die Atmosphäre zunichte.
Diese ist ohnehin – wie so vieles bei Tiebreak – ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bekommt ihr einige echt hübsche Animationen der Spieler zu sehen, die sich mit der Konkurrenz in Form von TopSpin 2K25 definitiv messen kann. Abseits der Ballwechsel bewegen sich die Figuren hingegen irgendwie hölzern mit wenig flüssigen Abfolgen. Wenn der Tennis-Crack einen Ball fängt, obwohl er eigentlich deutlich neben seiner Hand landet, wirkt das unfreiwillig komisch.
Auch die restliche Präsentation schwankt im Niveau sehr deutlich: Hübsche Kamerafahrten und Einblendungen wechseln sich mit potthässlichen Stadiontexturen und unbeweglichen Balljungen ab. Lediglich bei der Soundkulisse haben wir durchgehend wenig Grund zum Meckern.
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