Test - Thrustmaster TCA Captain Pack X Airbus Edition : Der modulare Immersions-Kick für Xbox-Piloten
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Mehr Kontrolle über den Wolken: Mit dem TCA Captain Pack X Airbus Edition offeriert Thrustmaster allen Hobby-Piloten einen Klassiker unter den HOTAS-Joysticks. Das mit dem PC und der Xbox kompatible Komplettset punktet mit Umfang und Flexibilität. Sollten fliegende Konsoleros unbedingt ihr Weihnachtsgeld zurücklegen?
Seitdem der Microsoft Flugsimulator auf den Xbox-Series-Konsolen gespielt werden kann, fragen sich Hobby-Piloten berechtigterweise, wie sie Jumbo-Jets, Turboprops, Hubschrauber und andere komplizierte Fluggeräte über den Himmel dirigieren sollen. Der Standard-Controller dient angesichts etlicher Doppelbelegungen höchstens als Notlösung.
Dedizierte Flugcontroller erschienen in den letzten zwei Jahren vereinzelt, wenn auch in ausreichender Stückzahl. Inzwischen gibt es mehr als ein brauchbares Steuerhorn und auch mehr als einen ordentlichen HOTAS-Joystick für die Xbox. Je mehr erscheinen, desto dringender müssen sie mit Qualität und Features auftrumpfen, um sich als Spätankömmlinge durchzusetzen. Das ist den Peripherieprofis von Thrustmaster durchaus bewusst, und so schicken sie seit jüngstem das TCA Captain Pack X ins Rennen, welches beste Chancen hat, an der Spitze der Nahrungskette zu landen. Zumindest sofern man die nötigen 299 Euro locker hat, die für die Anschaffung nötig sind.
Ein alter Neuling
Das Design dieser Joystick-Quadrant-Kombination ist keineswegs neu. Dasselbe Modell, ohne X im Namen, gibt es schon eine Weile in Form eines reinen PC-HOTAS. Und auch in dieser Variante basierte der Joystick auf einem seit Jahren verwendeten Design, das bei Klassikern wie dem robusten T16000M zum Einsatz kam.
Grund zur Kritik? Ganz im Gegenteil. Dieser Klassiker unter den Thrustmaster-Joysticks ist unerschütterlich, bestens erprobt und so universell, dass sich die Anschaffung des TCA Captain Pack X nicht nur in Verbindung mit dem MS Flight Simulator auszahlt, sondern auch bei jedem beliebigen Arcade-Flugspiel. Siehe etwa Star Wars: Squadrons oder Ace Combat.
Wie der Name des Geräts verrät, ist die Xbox-Variante bei aller lobenswerter Flexibilität primär für den MS Flight Simulator optimiert, denn es handelt sich um ein attraktives Komplettpaket mit dem erwähnten Joystick und einem Quadranten, der das Fliegen moderner Linienflugzeuge und Jumbo-Jets authentisch rüberbringen soll.
Modular erweiterbar
Das ist besonders gut anhand des Quadranten erkennbar. Er besteht aus drei modularen Teilen, die man bei der PC-Version noch einzeln zusammensetzen konnte. Das wäre auch in der Xbox-Version noch möglich, ist aber nicht zwingend nötig, da die drei wichtigsten Module gemeinsam ausgeliefert werden.
Auf der linken Seite befindet sich ein Bremsmodul mit einem Hauptregler sowie der Umschaltmöglichkeit zu einem Switch für eine Bremsautomatik in mehreren Stufen. In der Mitte liegt das Schubregler-Modul, welches zwei einzelne Motoren beziehungsweise Turbinen steuern kann, aber auch alle im Verbund anspricht, wenn man es so einstellt. Zwei Kippschalter dienen als Zündungsregler, während ein Drehknauf den Status des Flugzeugs auf Start, Flug und Abfertigung stellt, sodass selbst Flugplanung und Flugnachbereitung einen ordentlichen Authentizitäts-Kick bekommen. Rechts schließt der Quadrant mit einem Landeklappen-Modul ab, an dem Trimmer und Klappen feinfühlig justiert, beziehungsweise in festen Schritten fixiert werden können. Zusätzlich verfügt er über einen Drehschalter für die Parkbremse.
Der modulare Aufbau hat einige Vorteile. Da Jumbos bis zu vier Turbinen verwenden, ist es beispielsweise möglich, ein zweites Schubregler-Modul nachzukaufen und in das System einzubauen, sodass es direkt neben dem ersten Schubmodul liegt. Wer den ganzen Schmus nicht benötigt, weil er nur durch den Weltraum düst, demontiert alles und erhält ein schlankes Stück Peripherie. Dank flexibler Schnittstellen an der Unterseite und der Front finden auf Wunsch zusätzliche Geräte Anschluss. Etwa ein Satz separat erhältlicher Ruderpedale oder ein Headset.
(Fast) sofort einsatzbereit
Mit insgesamt 31 Tasten, einer Umschaltfunktion für linkshändige Kapitänssteuerung und rechtshändige Co-Piloten-Einstellung, sowie zwei mitgelieferter Feuertasten-Module, die sich aufstecken lassen, gehört das TCA Captain Pack in dieser großzügigen Ausführung zum Flexibelsten, was man an Steuereinheiten für die Xbox erwerben kann. Auch am PC macht die Kombo eine hervorragende Figur, zumal der Flight Simulator die Peripherie auf beiden Plattformen augenblicklich erkennt, beziehungsweise vorkonfiguriert. Langatmiges Zuweisen von Knöpfen ist somit unnötig, sofern man die Einstellungen nicht anders haben will als der Hersteller sie vorsieht.
Haptik und Verarbeitung wirkten im Test ungemein geschmeidig. Obwohl wir nie eine echte Boeing fliegen durften und in unserem Leben garantiert nicht mehr selbst fliegen werden, vermitteln Details wie die durch Fingerspitzen lösbare Rückwärtsschub-Sperre einen wahnsinnigen Immersions-Bonus, der uns realistisch erscheint – auch wenn wir dessen Authentizität nicht prüfen können.
Der Joystick an sich überrascht angesichts seines klassischen Designs natürlich wenig. Im Vergleich mit unserem (schon uralten, aber noch immer topfitten) T16000M waren keine bemerkenswerten Unterschiede bei der Zentrierungsträgheit oder dem Lenkwiderstand zu verzeichnen. Abseits der Xbox-spezifischen Buttons für Home-Menü, Screenshots und Optionen, sind keine neuen Steuerelemente dazugekommen. Alle vier Achsen (X für horizontal, Y für vertikal und Z für Pivot- Drehung) verfügen über denselben Spielraum wie bei älteren Varianten.
Sollte euch der Widerstand der Schubregler am Quadranten nicht zusagen, so könnt ihr nachhelfen. Ein Schraubenzieher genügt, um Justierungen nach eigenem Gusto vorzunehmen. Lobenswert.
Kleine Kritikpunkte
In all diesem Komfort fallen nur drei Kritikpunkt auf. Erstens: Der Quadrant ist zwar schon zusammengeschraubt, die Kabelverbindungen, welche die Module auf der Unterseite miteinander verbinden, muss man aber selbst anstecken. Organisatorisch kein Problem, weil nicht mehr als drei Handgriffe. Kritisch wird das höchstens bei Neulingen, die das Gerät auspacken, ohne in die Anleitung zu schauen. Sie könnten sich wundern, warum die beiden äußeren Module nach dem Auspacken nicht gleich funktionieren. Wer weiß, wie viele Geräte bei Händlern retourniert werden, weil Einsteiger sie für defekt halten.
Zum anderen fehlt der durchgehend aus Plastik zusammengesetzten Kombo ein wenig Gewicht. Da beide Hände an den jeweiligen Steuerungseinheiten liegen, hat man keine Möglichkeit, sie manuell zu fixieren. In der Hitze des Gefechts verrutschen sie schnell.
Kritikpunkt Nummer drei betrifft weniger Thrustmaster und ihr HOTAS als den Flight Simulator, muss allerdings erwähnt werden. Wie schon bei anderen Steuergeräten für das Spiel ist es zu Mäusemelken, dass man in den Menüs nur mit einem Originalcontroller oder einer Maus zurechtkommt, weil der Hauptcursor nicht auf Eingaben des Joysticks reagiert. Ich würde bares Geld dafür hinlegen, wenn Microsoft das endlich mal fixen würde. Es ist höchst umständlich, neben einem voll funktionsfähigen, mit drei Achsen und mehreren Schubreglern ausgestatteten HOTAS noch einen Controller bereithalten zu müssen, den man einzig und allein in den Menüs verwendet. Will man danach zum HOTAS zurück, muss man erst irgendeine beliebige Eingabe vornehmen, damit das Flugzeug wieder auf den Joystick reagiert. Das nervt gewaltig!
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