Special - The Last Guardian : Sieben Jahre zwischen Hoffen und Bangen
- PS4
Es mag verrückt klingen, doch The Last Guardian erscheint tatsächlich. Vielleicht ist alles möglich in Zeiten, in denen selbst ein Final Fantasy XV nach all den Turbulenzen das Licht der Welt erblicken kann, ohne ein digitaler Trümmerhaufen zu sein. Wunder soll es ja immer wieder geben. Kuro sitzt auf heißen Kohlen – jetzt mehr denn je. Für ihn ist eine siebenjährige Odyssee vorbei. Eine Zeit, in der Hoffen und Bangen oftmals nah beieinanderlagen.
Während ich diese Zeilen schreibe, ist es Dienstag, der 29. November 2016. Das Mediakit zu The Last Guardian soll am Freitag bei mir eintreffen. Am 7. Dezember wird dann hoffentlich die Collector's Edition geliefert. Das Mediakit besteht in der Regel aus der fertigen Version, der in physischer Form noch ein paar Informationen zum Titel und zum Studio beiliegen. Doch noch kann viel passieren. Vielleicht zerstört ja ein absonderlich merkwürdiger Produktionsfehler sämtliche Discs und ein seltener Bug lässt die digitale Version aus dem PlayStation Store für alle Ewigkeiten verschwinden.
Momentan bin ich noch vorsichtig. Ich werde erst durchatmen, wenn ich The Last Guardian in den Händen halte. Augenblick, kurz mal die Bestellübersicht eines großen Online-Versandhändlers checken. Alles ist gut, die Zustellung läuft nach Plan. Also wieder zurück zum Thema: Ich warte wirklich seit sieben Jahre auf The Last Guardian. Damit ihr nachvollziehen könnt, warum ich so emotional an dieses Spiel gebunden bin, muss ich an einer anderen Stelle ansetzen.
Im Schatten der Colossi
Ich habe ICO zum Release gespielt und mochte es. Wirklich zu schätzen gelernt habe ich es aber erst, als die Team ICO Collection für die PlayStation 3 erschien. Bei Shadow of the Colossus war das anders. Dieser Titel ist auch heute noch mein absoluter Liebling. Als das Spiel damals, am 14. Februar 2006, für die PlayStation 2 erschien, habe ich es mir sofort gekauft und in mein Herz geschlossen. Shadow of the Colossus kam in einem edlen Pappschuber. Ich wusste gleich, dass ich etwas Besonderes in den Händen hielt, doch ich ahnte nicht, wie sehr es mich in seinen Bann ziehen würde.
Ihr müsst wissen, dass mich dieses Spiel viele Monate lang in Beschlag genommen hat. Wanders Abenteuer haute mich völlig aus den Latschen: Sei es die dichte Atmosphäre im verbotenen Land, seien es die epischen Kämpfe gegen die sechzehn Kolosse. Fumito Ueda schuf ein Meisterwerk. Es gab aber auch tief in meinem Inneren immer diese Sehnsucht nach dem letzten großen Geheimnis aka „The Quest for the Last Big Secret“. Sollte Ueda tatsächlich noch etwas in der Welt versteckt haben?
Diese Frage trieb nicht nur mich in den Wahnsinn. Vor zehn Jahren, als das Internet quasi in die Pubertät kam, tummelte sich die Fan-Gemeinde im PlayStation-Forum zu Shadow of the Colossus. Dort wurde jeder Zentimeter der Karte abgesucht, jeder noch so kleine Hinweis analysiert. Mysteriöse Symbole und die zerstörte Architektur des Schauplatzes kamen unter die Lupe.
Ich war infiziert und machte mit. Zwar nur im kleinen Rahmen und für mich allein, aber ich fühlte mich als Teil eines großen Ganzen. Tauchte eine neue Spur auf, machte ich mich sofort an die Arbeit. Das führte dazu, dass ich die Credits 16-mal sah. Jede noch so absurde Theorie kam auf den Prüfstand. Auch heute noch macht es viel Spaß, die ganzen Aufzeichnungen und YouTube-Videos zu durchstöbern.
Meine Hände zitterten, als ich erstmalig den Schrein bestieg. Vier Durchläufe brauchte ich, bis ich ausreichend Ausdauer zusammenhatte. Als ich endlich oben ankam, war ich unendlich stolz. Zu finden gab es außer der verbotenen Frucht nichts, aber es war der Schauplatz aus der Schlussszene des Spiels. Eine ungemeine Befriedigung. Es wurden allerhand beeindruckende Entdeckungen über die kommenden Jahre gemacht. Einige Leute bekamen eine Preview-Fassung in die Hände und fanden unter anderem den Beta-Damm: ein unfertiges Gelände, das wohl für einen Bosskampf gedacht war, der aber am Ende nicht den Weg ins Spiel fand. Ich las solche Beiträge immer mit großem Interesse.
Freude, Leid und Hoffnung
Das große Geheimnis wurde nie gelüftet. Gibt es das überhaupt? Oder gingen alle Unternehmungen der Community schlicht in eine falsche Richtung? Wahrscheinlich hat nur Fumito Ueda die Antwort auf diese Frage und wird sie mit ins Grab nehmen. Als im Jahre 2009 auf der E3 dann The Last Guardian enthüllt wurde, war ich jedenfalls komplett aus dem Häuschen.
Endlich gab es zu dieser fantastischen Welt, die ich mit ICO und Shadow of the Colossus erkunden durfte, neue Einblicke – in Form eines ganz neuen Abenteuers. Nachdem ich all die Jahre mit den beiden vorherigen Werken verbracht hatte, fühlte sich dieser Trailer ein bisschen wie Weihnachten an. Zwar war mit dem Release erst 2011 zu rechnen, aber die Wartezeit nahm ich voller Vorfreude gerne in Kauf. Was sollte schon passieren?
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