Test - The Escapists : Ausbruch statt Einbruch
- PC
Immer wieder gibt es Spiele, in denen ihr irgendwo einbrechen müsst. Mal warten Kisten in Gebäuden auf euch, ein anderes Mal will eine Prinzessin gerettet werden oder aber ihr braucht einfach nur einen Schlafplatz für die Nacht, um euch vor Zombies oder wilden Tieren zu schützen. Mit dem Einbrechen hat The Escapists so gar nichts zu tun, denn hier geht es nur um eines: Findet den Weg in die Freiheit!
The Escapists ist ein Genre-Mix, wie ihr ihn nicht jeden Tag findet. Es handelt es sich um ein Strategie-Rollenspiel-Sandbox-Spiel, das sich aber auch bei anderen Genres bedient. Alles verpackt in eine charmante Retro-Optik, wie ihr sie von Spielen der SNES-Zeit kennt. Aber worum geht es in The Escapists? Ihr seid Insasse einer Haftanstalt, in der ihr euer Dasein fristet. Ihr wollt dort jedoch nicht versauern, daher plant ihr euren Ausbruch. Alles, was ihr dafür benötigt, müsst ihr euch jedoch erst einmal besorgen oder ihr stellt es selbst her. Klingt einfach? Ist es nicht, im Gegenteil. Sechs Gefängnisse warten darauf, dass ihr sie auf unkonventionelle Art verlasst, und das ist alles andere als simpel.
Ein Tag im Knast
Bevor ihr aber beginnt, euch mit Löffeln einen Fluchtweg zu graben, solltet ihr einen Blick in das Tutorial des Spiels werfen. Auch wenn es sehr spartanisch ausfällt, die Grundfunktionen könnt ihr dort erlernen. Mehr jedoch nicht, denn nach einer kurzen Einweisung in die Steuerung und einer minimalen Erklärung, wie ihr Gegenstände verwendet, seid ihr auf euch selbst gestellt. Die einzelnen Missionen beginnen in der Regel mit dem ganz normalen Alltag im Gefängnis. Ihr steht auf, tretet zur Tagesbesprechung an, setzt euch in den Esssaal und geht einfachen Arbeiten nach. Währenddessen interagiert ihr mit euren Mitgefangenen und versucht, von ihnen wichtige Informationen oder Gegenstände zu erhalten, die euren Ausbruchsplan vorantreiben könnten.
Die anderen Gefangenen haben aber nichts zu verschenken und erwarten von euch, dass ihr Aufgaben für sie erledigt. Mal müsst ihr einen verlorenen Gegenstand wiederfinden, ein anderes Mal sollt ihr einem Häftling klarmachen, dass er euren Auftraggeber in Ruhe lassen soll. Hat ein Gefangener eine Aufgabe für euch, erkennt ihr das am kleinen Ausrufezeichen über seinem Kopf. Durch diese kleinen Hilfsdienste steigt euer Ansehen bei dem entsprechenden Auftraggeber - oder es fällt, zum Beispiel wenn ihr die gestellte Aufgabe nicht erfüllt. Warum solltet ihr die Schaufel auch abliefern, wenn sie euch doch beim Graben eines Fluchttunnels nützlich sein könnte? Es liegt immer bei euch, wie ihr euch entscheidet und wem ihr helft. Auch gibt es Häftlinge, die Objekte verkaufen. Der Schwarzmarkt floriert in den Gefängnissen, mehrmaliges Vorbeischauen bei diesen „Shops“ lohnt sich auf jeden Fall.
Während ihr im ersten Gefängnis noch sehr viele Freiheiten habt und die Wachen ihre Arbeit auf die leichte Schulter nehmen, wird das Spiel mit jedem Gefängnis schwieriger. So gibt es in den späteren Haftanstalten Sicherheitszonen und Überwachungskameras, mit denen ihr euch im Startknast nicht herumschlagen müsst. Eine andere Möglichkeit, an Gegenstände zu gelangen, ist das Crafting-System. Mit diesem stellt ihr teils skurrile Objekte her, die euch eventuell weiterhelfen. Gut 50 dieser Gegenstände sind im Spiel enthalten, es gibt daher einiges zum Ausprobieren. Auch wenn diese Menge nicht nach besonders viel klingt und ihr euch vielleicht über „nur“ sechs Gefängnisse wundert - täuscht euch nicht. Ihr werdet in den einzelnen Gefängnissen viele Stunden verbringen.
Frust? Kann aufkommen!
Wichtig bei The Escapists ist, dass ihr frustresistent seid. An vielen Stellen reicht es nicht, die grauen Zellen anzustrengen. Dort kommt ihr nur mit dem bekannten Trial-&-Error-Prinzip weiter. Nur wer rumtüftelt und häufig Dinge ausprobiert, findet den Weg in die Freiheit. Leider gibt es Momente, in denen ihr euch am liebsten die Haare ausrupfen würdet. Die Routinen der Wachen etwa unterliegen keinem festen Ablauf. Zumindest nicht, wenn es um unangemeldete Zellenkontrollen geht. Es kann jederzeit passieren, dass eure Zelle an der Reihe ist. Habt ihr dort Objekte gebunkert, die ihr auf dem Schwarzmarkt erworben oder unrechtmäßig hergestellt habt, sind sie mit großer Sicherheit verloren.
Die Wachen nehmen euch euren Besitz ab und lassen euch dann unmissverständlich merken, was sie von solchen Aktionen halten. Ein Besuch der Krankenstation lässt in diesen Momenten nicht lange auf sich warten ... Besonders ärgerlich sind solche Kontrollen, wenn ihr alles für einen Ausbruch beisammen habt und am nächsten Tag die Biege machen wollt. Daraus wird dann nichts und hart erarbeitetes und investiertes Geld ist dann ebenfalls verloren. Hierdurch steigt zwar der Frust, jedoch auch die Spielzeit.
Je mehr Zeit ihr für das Planen des Ausbruchs und das Beschaffen der Gegenstände benötigt, umso größer ist die Chance, dass ihr im Vorfeld erwischt werdet. Optisch ist der Titel sicher nicht jedermanns Sache. Er erinnert sehr stark an Spiele aus dem RPG-Maker und verwöhnt euch nicht gerade mit Effekten. Dafür hat das Spiel einen sehr eigenen Stil, der nicht zuletzt vom optischen Charme der Charaktere und den vielen kleinen Details geprägt wird.
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