Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Preview - The Crew Motorfest : Jetzt muss sich Forza Horizon warm anziehen

  • PC
  • PS5
  • PS4
  • XSX
  • One
Von  |  |  | Kommentieren

Wenn es eine Spieleserie gibt, bei der Playstation-Jünger neidisch zur Xbox-Fraktion schauen, dann ist es Forza Horizon. Aus Mangel an hochklassigen Alternativen bei den Open-World-Rennspielen blieb ihnen bislang nur der Griff in die zweite Reihe, in der Ubisofts The Crew bislang zwei brauchbare, aber keineswegs hitverdächtige Auftritte hinlegte. Nach einer ausführlichen Anspielgelegenheit wissen wir, dass sich die Verhältnisse ab Mitte September gewaltig ändern werden, denn der dritte Teil mit dem Titel The Crew Motorfest rast erfolgreich im Windschatten des genannten Xbox-Hits. Setzt Ubisoft vielleicht sogar zu einem Überholmanöver an?

Frech kommt weiter. Anders kann ich mir nicht erklären, wie die Entwickler von Ivory Tower so unverfroren den Stil der Xbox-Hits Forza Horizon 3 und 5 kopieren und damit auch noch durchkommen. Es sind unverkennbare Vibes, die bereits beim Betrachten der Trailervideos Wellen schlagen. Sitzt man dann am Controller, fallen selbst die allerletzten Zweifel. Wir reden hier nicht mehr von Varianzen mit Plagiats-Beigeschmack à la Coca-Cola vs. Pepsi, Moog vs. Behringer oder die Rolling Stones vs. Aerosmith. In mehr als einer Hinsicht könnte Ubisoft ein Forza-Horizon-6-Logo in den Titelbildschirm kleben, ohne Verdacht zu erregen. Cohones ham‘se, kein Zweifel!

Das muss erstmal nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil: Konkurrenz belebt das Geschäft, und da auf Sonys Konsole ein Spiel dieser Art fehlt, werden Playstation-Besitzer garantiert nicht meckern. Xbox-Gamer, die Playgrounds Rennspiel feiern, bekommen derweil neues Futter. Win-Win für alle, oder?

Reif für die Insel

Dass gewisse feine Unterschiede zwischen den beiden genannten Marken bestehen, erklärt sich von selbst. Andernfalls würde Playground Games Messer wetzen und deren Anwälte den nächsten Bausparertrag anleiern. Außerdem sollen auch die Fans der früheren The Crew-Ableger noch merken, dass es um eine Fortsetzung geht. Davon war in der Vorschau zwar wenig zu spüren, aber wenig heißt nicht gar nichts. Flugzeuge und Boote gibt es beispielsweise noch immer. In der Vorschau-Fassung, die ich anspielen konnte, durfte ich sie allerdings nur zur Überbrückung der Rennveranstaltungen nutzen. Ich flog von Event A zu Event B, weil es schneller ging als über die Straße. Mehrwert fand ich aber (noch) keinen. Immerhin: diese Fortbewegungsmittel sind nicht verschwunden.

Mehr dazu später, denn angesichts des erheblich höheren Stellenwerts vierrädriger und zweirädriger Renngeschosse wäre alles, was über eine Anekdote hinausgeht, verschwendete Lesezeit. In The Crew Motorfest stehen Straßenfahrzeuge klar im Vordergrund, was schon in den ersten Sekunden nach Spielstart klar wird.

Motoren röhren, Reifen quietschen, Asphalt zoomt in schwindelerregender Geschwindigkeit am Auge vorbei. In einer Intro-Sequenz, die mehrere Automobiltypen nahtlos hintereinander zur Schau stellt, bleibt einem vor lauter Bleifuß-Mentalität fast die Luft weg.

Das Rezept ist bekannt. Ähnlich wie bei Playgrounds Vorzeige-Racer soll nach Benzin riechendes Spektakel den Blutdruck hochjazzen. Treibende Musik, schicke Flitzer, knallige Farbtöne in exotischem Setting. Und weil doppelt gemoppelt besser hält, geht Ivory Tower auf Nummer sicher. Statt sich bei einem ikonischen Open-World-Rennspiel zu bedienen, zieht man dank des Settings auf der Insel Hawaii gleich zwei erfolgreiche Paten heran. Test Drive Unlimited aus dem Jahr 2006 lässt herzlich grüßen.

Aloha Bleifuß!

Alles nur geklaut? Vielleicht. Aber wenn, dann gekonnt. An der Präsentation von The Crew Motorfest gibt es nichts auszusetzen. Ehrlich gesagt sehen gewisse Dinge sogar besser aus als bei der Konkurrenz. Drei fette Knutscher gehen an die Grafikabteilung für ein (streckenweise) tiefes Schwarz bei einigen (wenn auch nicht allen) Nachtfahrten. Endlich mal eine Dämmertour abseits städtischer Straßen, die auch so aussieht, als ob es Nacht wäre, statt immer nur mit dunkelblauem Himmel zu mogeln. Im Stadtgebiet war dagegen Neon-Overkill angesagt, also ein blau-rosa Retina-Inferno mit Hingucker-Garantie. Und sonst? Vegetation? Straßentexturen? Allgemeiner Aufbau des Straßennetzes? Alles top. Und das will was heißen, schließlich sahen Straßenkreuzungen in den beiden Vorgängern furchtbar aus. In Motorfest ist alles aus einem Guss, so wie es sein soll.

Klar, bei der Farbgebung wird in vielen anderen Bereichen gemogelt, um ein möglichst knalliges Ergebnis zu erzielen. Vom Fotorealismus wie ihn Test Drive Unlimited einst anstrebte also keine Spur. Das Meer wellt in kräftigem Blau, die Pflanzen sättigen ihr Grün über den Boden und die Lackierungen der Wagen beschämen jeden Wasserfarbkasten. Es macht Spaß, einfach nur hinzusehen, auch wenn Realismus nicht das oberste Gebot darstellt.

Passt eben gut zum Spielinhalt, der mit zuschaltbaren Nitro-Boosts und engen Rempelmanövern ebenfalls lieber Arcade-Standards die Treue hält als dem Realismus zu frönen. Sämtliche Wagen driften freudig um die Kurven, wenn man sie entsprechend anleitet, und selbst schwergewichtige Karossen fliegen so federleicht über den Asphalt, dass man Gasballons in ihrem Kofferraum vermutet.

The Crew Motorfest spielte sich auf Anhieb fluffig und leichtfüßig. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr, denn bei den von japanischen Autos dominierten Drift-Events fehlte nur noch Schmierseifen-Werbung auf dem Boden. Allerdings ist jede Aussage über die Steuerung an dieser Stelle mit Vorsicht zu genießen, denn aufgrund eines technischen Malheurs musste eine lokale Anspielsession abgesagt werden. So wie alle anderen hiesigen Pressevertreter war auch ich gezwungen, im letzten Moment auf eine Cloud-Lösung ausweichen, deren Latenz zwar gering war, aber trotzdem das Spielgefühl nicht hundertprozentig reproduzieren konnte. Gerade hinsichtlich dieser Umstände sticht das Lob für die Spielbarkeit hervor. Das fertige Spiel kann an einer Konsole oder dem PC nur besser werden.

Aus demselben Grund lässt sich allerdings noch keine Aussage über sonstige moderne Features abgeben. Stabile Bildrate? HDR-Kontraste? Raytracing? Ultra-Wide-Format? Lenkrad-Unterstützung? Alles noch nicht einschätzbar, auch wenn der Remote-Server mit seiner Geforce 2080 Ti bei 1080p nie überfordert wirkte.

Genug Potenzial

Die Zeit mit der Anspieldemo verflog wie am Schnürchen, weil Abwechslung in The Crew Motorfest großgeschrieben wird. Egal ob Muscle-Car, Schotter-Drifter, Drag-Rakete oder Formula-Flitzer, hier kommt jede nennenswerte Fahrzeugklasse zum Zug, bietet genug Unterschied im Handling, um für sich allein zu stehen und gibt eine ganz eigene Herausforderung vor. So steht bei Drag-Rennen beispielsweise das händische Hochschalten im Vordergrund, während Rennen in Formel-Wagen Feingefühl beim Lenken voraussetzen. Viele Strecken, die für spezielle Events entworfen wurden, wirken bis zum Backenzahn durchgestylt und manchmal sogar einen Hauch überspitzt – siehe etwa die beiden Straßen-Loops, die auf dem zentralen Gelände den Buchstaben M (für Motorfest) bilden.

Kurzum: Motorfest hat für jeden Rennspielfan etwas, solange keine Simulationsansprüche bestehen. Und das, ohne in einem Wust an unüberschaubaren Optionen zu versinken. Es soll ja Leute geben, denen die vogelfreie „Tu was Du willst-Karriere“ von Forza Horizon nicht genug Führung bietet. Ubisoft umgeht diese Stolperfalle durch thematisch sortierte Mini-Kampagnen (sogenannte Playlists), denen man buchstäblich nur nachfahren muss, indem man einer Führungslinie folgt, die zu den Event-Startpunkten der Insel führt.

The Crew: Motorfest - Gameplay-Trailer vom Ubisoft Forward

Der neue Gameplay-Trailer zu The Crew: Motorfest zeigt euch, was euch ab dem 14. September im Spiel erwartet.

In einer dreistündigen Sitzung ließ sich freilich nicht jede Facette des Spiels analysieren, daher gehe ich davon aus, weitere Unterschiede zum großen Vorbild Forza Horizon zu finden, sobald die Vollversion bei uns eintrudelt. Ich hatte zum Beispiel Spaß mit den Motorbooten, auch wenn ich sie bisher nur außerhalb der Rennveranstaltungen nutzen konnte. In bester Transformers-Manier verwandelte sich mein Auto auf Knopfdruck nahtlos in besagtes Boot oder das eingangs erwähnte Flugzeug, sodass ich nach Lust und Laune jeden Zentimeter der Insel erforschen konnte.

>> Aktuelle Blockbuster: Die 10 besten Spiele des ersten Halbjahres <<

Wäre doch schade, wenn es für diese Fahrzeuge keine eigenen Rennveranstaltungen oder andere Verwendungszwecke gäbe. Wobei ich zurzeit das Boot klar dem Flugzeug vorziehe, weil es sich besser steuert. Das Flugzeug kennt den Begriff Trägheit derweil nur aus dem Wörterbuch. Gegen dessen Physik wirkt Ultrawings 2 auf Meta Quest wie ein Add-on für den Microsoft Flight Simulator.

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel