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Test - The Chronicles of Spellborn : Angriff auf den Thron-Besatzer?

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Statt Epic Gear von Armani: Schuluniform im Einheitslook

Während das Spiel technisch also kaum den Vergleich mit den Genre-Größen aufnehmen kann, geht man spielerisch diesem Problem bewusst aus dem Weg und macht vieles schlichtweg anders als die Konkurrenz. Die ewige Suche nach der besseren Ausrüstung fällt bei Spellborn fast völlig weg. Schon bei der Charaktergenerierung dürft ihr aus einem riesigen Pool an Ausrüstungsgegenständen wählen. Die unterschiedlichen Gegenstände sind dabei von rein kosmetischer Natur. Die „Epic Beinschützer von Seltendrop" mit den besonders herausragenden Eigenschaften gibt es hier nicht. Dafür gibt es dann und wann auch in Spellborn ein neues Ausrüstungsstück nach einer langen Questreihe oder einem Endboss, diese unterscheiden sich dann aber vornehmlich durch freie Belegslots, wo ihr später Siegel einarbeiten könnt.

Ebenfalls ungewöhnlich ist das Kampfsystem. Laufen seit dem ersten grafischen Online-Rollenspiel Meridian die Kämpfe rundenbasierend ab, setzt Spellborn auf Echtzeitkämpfe. Ähnlich einem Action-Titel müsst ihr darauf achten, dass ihr via Fadenkreuz auch den Gegner im Visier haltet, um zu treffen. Wer zudem fleißig im Kreis um den Gegner tänzelt, weicht in Echtzeit Treffern aus und bekommt einen kritischen Rückentreffer angerechnet. Die Gefechte laufen durch dieses System deutlich dynamischer, aber zum Teil auch chaotischer ab. Wer sich bei Warcraft schon immer über das nervige Bunny Hopping beschwert hat, wird das Circle Strafing endgültig hassen.

Taktische Tiefe bekommt das System durch den sogenannten Kampfbalken. Die Angriffe müssen vor einem Kampf zunächst auf einen Rollbalken verteilt werden. Auf jeder Seite dieser Rolle passen dabei maximal fünf unterschiedliche Angriffe. Habt ihr einen Angriff auf einer Seite ausgewählt, dreht sich der Balken selbstständig und ihr müsst von der nächsten Balkenseite aus wiederum maximal fünf verschiedenen Angriffen wählen. Dieses System fordert taktisches Denken vom Spieler, da die unterschiedlichen Attacken nicht in beliebiger Reihenfolge zur Verfügung stehen. Gerade wer besonders vernichtende Combo-Attacken vom Stapel lassen will, sollte sich Zeit beim Bestücken seines Kampfbalkens lassen.

9 tapfere Streiter gingen in den Wald ...

Welche Angriffe euch schließlich zur Verfügung stehen, entscheidet eure Kampfklasse. Das Spiel kennt dabei drei Grundtypen. Ihr startet entweder als Kämpfer, als Zauberer oder als Schurken. Habt ihr Level 5 von maximal 50 erreicht, müsst ihr euch auf einen Archtyp festlegen und eure Fähigkeiten weiter spezialisieren, sodass insgesamt neun Charakterklassen im Spiel zur Verfügung stehen. Die Aufgaben verteilen sich dabei Genre-typisch in Tank, der feindlichen Schaden einsteckt, Damage Dealer, der Schaden austeilt, und Healer, der zusehen muss, dass niemand stirbt.

Schön zu sehen ist dabei, dass die gegnerische KI deutlich über Genre-Standard liegt. Ist das Gegner-Verhalten bei World of Warcraft noch recht leicht zu durchschauen, kann man den Gegner von Spellborn durchaus eine gewisse Intelligenz zusprechen. Greift ihr deutlich überlegen an, nehme eure Gegner schon einmal Reißaus. Gruppen von Gegnern stellen sich so auf, dass die schwächsten Mitglieder der Gruppe hinten geschützt stehen und wenn die Niederlage droht, wird auch schon einmal Hilfe geholt. Leider sorgt die deutlich bessere KI momentan nicht nur für deutlich mehr Spielspaß. Wegen der geringen Spielerzahl und einem dafür viel zu hohen Gegneraufkommen müsst ihr häufig mit einer ganzen Heerschar fertig werden.

Zum Schluss noch zu den Kosten von Spellborn: Wie üblich fallen auch bei The Chronicles of Spellborn monatliche Kosten an. Nach dem Kauf des Spiels im Laden dürft ihr je nach Version 1 bis 3 Monate kostenlos spielen. Danach werden knapp 13 Euro für jeden weiteren Monat fällig. Wer will, darf sich das Spiel auch kostenlos auf der Webseite herunterladen und muss vom Start weg die Monatsgebühr zahlen.

Fazit

von Sven Mittag
Mein Ersteindruck von Spellborn war ernüchternd. Das Tutorial ließ unzählige Fragen offen. Die Server sind gerade Wochentags fast komplett verwaist und die Mischung aus Deutsch und Englisch in den Texten wirkt auch nicht gerade recht professionell. Wer das Spiel jedoch nicht sofort mit World of Warcraft oder Warhammer Online vergleicht und sich etwas Zeit nimmt, die Spielmechanik kennen zu lernen, erhält ein angenehm frisches Spielerlebnis, das nicht stur den eingetretenen Pfaden von Ultima Online folgt. Ob in den kommenden Monaten der nötige Feinschliff folgt und die Spielerzahlen steigen, wird sich noch zeigen müssen. Da mit dem Erwerb des Spiels auch gleich 1 bis 3 Freimonate hinzukommen, kann jeder zumindest schon einmal recht günstig reinschnuppern.

Überblick

Pro

  • interessantes Kampfsystem
  • gelungenes Art Design
  • hervorragender Soundtrack
  • relativ geringer Einstiegspreis

Contra

  • (noch?) wenig Mitspieler
  • Feintuning fehlt fast an jeder Ecke
  • schwerer, langweiliger Einstieg
  • Performance-Probleme

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