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Preview - The Alters : Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?

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Wie wäre euer Leben verlaufen, wenn ihr an irgendeinem Punkt eurer Vergangenheit andere Entscheidungen getroffen, einen anderen Pfad eingeschlagen hättet? Wärt ihr womöglich ein vollkommen anderer Mensch geworden, hättet ihr etwa einen anderen Beruf ergriffen, eurer Jugendliebe nicht den Laufpass gegeben oder in einer schwierigen Phase etwas zu viel dem Alkohol gefrönt? The Alters von 11bit Studios, den Machern von This War of Mine, stellt philosophische Fragen wie diese und bettet sie gleichzeitig in ein einzigartiges Spielkonzept zwischen Death Stranding, Fallout Shelter und Subnautica.

Kommen wir gleich zum Punkt: The Alters gehörte für mich zu den klaren Highlights der diesjährigen Gamescom. Zum einen weil es mit seiner Geschichte spannende philosophische Fragen stellt, in denen man zwangsweise über das eigene Leben reflektiert und ins Grübeln gerät. Zum anderen, weil es diese in ein geradezu wildes spielerisches Konzept bettet, das die Survival-Elemente von Spielen wie Subnautica mit dem Basisbau von Fallout Shelter und dem Erkunden einer feindseligen Welt wie in Death Stranding miteinander kreuzt.

Was wäre wenn?

Ihr spielt Jan, den letzten Überlebenden einer Expedition auf einen fernen Planeten. Für einen intergalaktischen Konzern solltet ihr hier eigentlich eine Minenanlage zum Ressourcenabbau errichten, doch ein verheerender Unfall macht euch zum kosmonautischen Robinson in einer trostlosen Welt. Um wieder von dort zu entkommen, müsst ihr fortan im Alleingang eine Basis aufbauen und die nötigen Rohstoffe schürfen, die für die Evakuierung mit einem Raumschiff notwendig sind.

Weil er diese Aufgabe unmöglich alleine bewerkstelligen kann, hat Jan eine Methode gefunden, mit der er Klone von sich selbst erschafft und sie gewissermaßen mit dem Bewusstsein alternativer Version seiner selbst aus parallelen Quantendimensionen zum Leben erweckt. Diese Versionen unterscheiden sich mitunter stark von dem Jan aus unserer Realität. Denn in den Paralleldimensionen haben Jan2, Jan3 & Co. im Laufe ihres Lebens andere Entscheidungen getroffen, folglich völlig andere Leben gelebt und entsprechend andere Persönlichkeiten entwickelt.

Eine seiner alternativen Versionen schlug zum Beispiel einen anderen Karriereweg ein, ist Wissenschaftler geworden und kann uns nun glücklicherweise dabei behilflich sein, neue Technologien zu entwickeln, die wir für unseren Fluchtplan benötigen. Ein anderer hat den Weg zum hemdsärmeligen Bergwerker gewählt, was ihn aber andererseits auch dem Alkohol zuneigte und entsprechend launisch im Gemüt werden ließ. Und während sich der Jan in unserer Realität irgendwann von seiner (Ex-)Frau entfremdete und sie sich von ihm scheiden ließ, ist ein anderer, der die Beziehung retten konnte, immer noch mit ihr verheiratet.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Aufbauspielen, in denen sich die gesichtslosen Siedler allenfalls durch ihre Funktion als Arbeiter, Wissenschaftler und Techniker unterscheiden, haben die einzelnen Personen in The Alters nicht nur eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit, sie reflektieren auch diejenige des Protagonisten und binden sie in eine übergeordnete Geschichte ein. Im Idealfall erkennt sich der Spieler selbst darin wieder und beginnt, sein eigenes Leben zu hinterfragen: Welcher Mensch wäre ich heute, wenn ich damals einen anderen Weg eingeschlagen, etwa einen andere Beruf ergriffen hätte? Noch mit dieser oder jener Exfreundin zusammen wäre? Nicht in eine andere Stadt gezogen wäre?

Alternative Leben

Die einzelnen sogenannten Alters, also die alternativen Versionen von Jan, werden zudem nicht in beliebiger Zahl und nach Lust und Laune bei Bedarf „gespawnt“. Stattdessen sind sie alle einzigartig und durch die Geschichte definiert, die dadurch das Spielgeschehen strukturiert. In einer Szene etwa, die uns die Entwickler vorspielen, benötigen wir eine wichtige Information aus der Konzernzentrale, mit der wir über Funk in Kontakt stehen und in der dummerweise genau unsere Exfrau arbeitet. Um sie zu täuschen, erschaffen wir einen alternativen Quanten-Jan, der in seiner Realität noch immer mit ihr verheiratet ist und sie daher sehr viel besser kennt als wir selbst – und um den Finger wickeln kann.

„In The Alters rekrutierst du nicht einfach per Mausklick einen neuen Arbeiter, wenn du ihn brauchst“, erklären die Entwickler ihre Vision hinter dem Spiel. „Die Story des Spiels führt dich irgendwann an ein Problem, das du dann konkret mit einem neuen ‚Alter‘ lösen musst – dadurch aber immer auch neue Probleme schaffst.“ Bedeutet: Ihr müsst fortan dafür sorgen, dass sich jeder der Alters heimisch bei euch fühlt. Der Wissenschaftler-Alter zum Beispiel ist recht genügsam, was seinen Komfort betrifft, verlangt aber ein hochwertig ausgestattetes Labor für seine Experimente. Der Alkoholiker unter euren Klonen verlangt regelmäßig nach Drogen, ruiniert dadurch aber auf Dauer seinen Geist und Körper, wenn ihr seinem Wunsch zu häufig nachgebt. Fast schon wie in einem Spiel von Don’t Nod oder Supermassive Games führt ihr viele Dialoge mit euren Alters und müsst darin regelmäßig Entscheidungen treffen, die ihr zukünftiges Schicksal beeinflussen werden.

Death Stranding, aber mit richtigem Gameplay

Das ist umso bemerkenswerter, handelt es sich doch bei The Alters nicht, wie man angesichts der großen Bedeutung von Story und Dialogen meinen könnte, um ein rein narratives Spiel, sondern eigentlich im Gegenteil um ein Aufbau-Survival-Spiel, die in der Regel für ihre komplexen Spielsysteme bekannt sind und weniger für vielschichtige Geschichten. Eure Basis, in der ihr auch eure Alters bei der Arbeit an ihren Posten erlebt, seht ihr ähnlich wie in Fallout Shelter, XCOM oder eben This War of Mine, dem vorherigen Spiel der Entwickler, in der Seitenansicht. Hier baut ihr nach und nach neue Räume wie das Labor, einen Aufenthaltsraum oder Produktionsstätten.

The Alters - Neuer Trailer zeigt erste Gameplay-Szenen

Der neue Trailer zeigt erstmals Gameplay aus dem Sci-Fi-Titel The Alters, der Basebuilding und Survival samt Erkundungsaspekten mixt.

Zwischendurch erkundet ihr in eurem Raumanzug die Planetenoberfläche, und die erinnert in Look & Feel entfernt an Death Stranding – nur mit richtigem Gameplay. Ihr erkundet die Umgebung, scannt sie nach wertvollen Erzen und errichtet Abbaustätten, die das Material fördern. Ähnlich wie im Kojima-Erfolgstitel entsteht so nach und nach ein ganzes Netz aus Infrastruktur, die über Pipelines miteinander verbunden ist, um die abgebauten Rohstoffe an eure Schmelzöfen zu schicken.

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Und als wäre die Menge der spielerischen Vorbilder noch nicht groß genug, erwartet euch auch noch eine Prise Outer Wilds. Denn für jedes Kapitel habt ihr nur eine bestimmte Anzahl an Tagen Zeit, um euer Ziel zu erreichen, bevor euch ein regelmäßiger Sonnensturm erreicht und alle Bemühungen vernichtet, wenn es euch nicht zuvor gelungen ist, entsprechende Schutzmaßnahmen zu errichten. Doch keine Angst: Die Entwickler versichern, dass es sich bei The Alters nicht um ein Rogue-like handeln wird, in dem ihr immer wieder von vorne anfangen müsst, bis ihr alles richtig gemacht habt. Stattdessen könnt ihr an jeden beliebigen Punkt eures Spieldurchgangs zurückspringen, um etwaige Fehler auszubügeln. Wenn das doch auch im echten Leben möglich wäre …

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