Test - Tekken 7 : Volle Faust voraus!
- PC
- PS4
- One
Es macht den Eindruck, als sei Tekken 7 seit einigen Jahren allgegenwärtig, was vielleicht daran liegen mag, dass die Version für die Arcade-Hallen im März 2015 auf die Beat-'em-Up-Fans losgelassen wurde. Da Arcade-Hallen längst nicht mehr überall auf der Welt an Popularität genießen, schauten viele in die Röhre. Nun ercheint Tekken 7 auch für die PlayStation 4, Xbox One sowie den PC. Und die arcadigen Wurzeln sind mehr als spürbar.
Beim Kämpfen geht es laut Tekken-Veteran Heihachi Mishima sinngemäß darum, dass am Ende einer stehen bleibt. Er trifft den Nagel auf den Kopf. Auch 23 Jahre nach dem Debüt auf der PlayStation erfreut sich Tekken großer Beliebtheit. Habt ihr ein paar Freunde mit Prügelfetisch in euren Reihen, werdet ihr euch auch mit Tekken 7 zahlreiche Nächte um die Ohren schlagen können und eine Menge Spaß dabei entwickeln. Jeder der 35 Kämpfer besitzt endlose Aktionen, Kombos und Angriffe, die anfänglich jedoch einige Zeit beanspruchen, bis sie in Fleisch und Blut übergehen.
Schweiß, Tränen und Rache
Das mag gerade für Neueinsteiger ziemlich einschüchternd wirken. Die können glücklicherweise Hilfe bei Capoeira-König Eddy finden. Solange ihr dort selbstbewusst auf die beiden Tritt-Tasten kloppt, kommt in vielen Fällen etwas Gutes dabei herum. Das heißt natürlich nicht, dass erfahrene Tekken-Profis mit euch den Boden aufwischen. Bandai Namco sorgt aber mit neuen Gameplay-Elementen dafür, dass Anfänger nicht völlig unter die Räder geraten.
Stichwort Rage: Habt ihr nur noch wenig Energie, bekommt euer Kämpfer eine rotpulsierende Aura. Damit lassen sich zwei Dinge anfangen. Entweder ihr führt eine mächtige Rage-Art-Attacke aus, die, wenn sie trifft, locker flockig 40% Energie vom Feind wegschleift. Ihr macht übrigens mehr Schaden, je weniger Gesundheit ihr besitzt. Mit dem Rage Drive initiiert ihr eine Phase, in der ihr ein oder mehrere aufeinanderfolgende Angriffe ausführt, die mehr Schaden als gewöhnlich machen. So bekommt ihr auch Zugriff auf Combos, die ihr normalerweise ausführen könntet.
Wohlbehütete Arcade-Wurzeln
Ein weiteres neues Element nennt sich Power Crush. Macht ihr von dieser Fähigkeit Gebrauch, steckt ihr zwar Treffer ein und nehmt Schaden, seid aber ebenfalls in der Lage auszuteilen. So powert ihr euch durch die Keilerei des Feindes, müsst aber aufpassen, nicht an der ausführlichen Nutzung des Power Crushs zugrunde zu gehen.
Zusammen mit der sensationellen Präsentation des Kampfgeschehens, ist Tekken 7 rein vom Gameplay her eine sichere Bank. Zum Beispiel werden hin und wieder Momente, in denen beide Fighter zuschlagen, in Zeitlupe abgespielt, damit ihr genau sehen könnt, wer als Sieger aus dieser Szene hervorgeht. Das pumpt ordentlich Adrenalin ins Blut. Mit der etwas trägeren Spielgeschwindigkeit und dem Fokus auf Timing sowie die gescheite Positionierung im dreidimensionalen Raum entstehen fast immer packende Kämpfe. Das macht einfach Spaß.
Bei der Kür gestolpert
Mit einem ausführlichen Kader, einem soliden Trainingsmodus und gut funktionierenden Online-Matches steht dem Glück eigentlich nichts mehr im Wege, oder? Leider doch. Gerade in Zeiten von Injustice 2, das sich als ein gewaltiges Umfangsmonster präsentiert und nicht davor zurückschreckt, neue Elemente auszuprobieren, wirkt Tekken 7 bei den Spielmodi zwar nicht unbedingt altbacken, aber etwas verloren.
Da wäre zum einen der Story-Modus: Die Mishima-Blutfehde. Angepriesen als epischer Abschluss einer 20jährigen Auseinandersetzung zwischen Heihachi Mishima und seinem Sohn Kazuya, ist es ausgerechnet Street-Fighter-Schurke Akuma, der die Show stiehlt, bevor er irgendwann einfach aus der Handlung verschwindet. Grundsätzlich findet ihr hier weder Fleisch noch Fisch vor: Heihachi und Kazuya sind beide keine Sympathieträger, weswegen es schwer fällt, einen der beiden anzufeuern. Zumal die Geschichte im Prinzip recht simpel zusammengefasst werden kann:
„Ich töte dich!“
„Nein, ich töte dich!“
„Du kannst mich nicht töten!
„Nein, DU kannst MICH nicht töten“
Ein paar Kämpfe später:
„Du lebst ja immer noch!
„Was?! Wieso lebst du denn noch?!“
„Ich schmeiß dich die Klippe herunter!“
„Nein, ich schmeiß dich die Klippe herunter!“
Heihachi und Kazuya hauen sich immer dickere Geschütze um die Ohren, während ihr euch vor dem Bildschirm fragt, was zum Teufel (haha!) eigentlich los ist. Zwischen den Kapiteln taucht dann immer wieder ein gesichtsloser Journalist auf, der die Wahrheit der beiden Tekken-Ikonen ans Licht bringen möchte, aber kaum Relevanz hat. Genauso wie Jin, Sohn von Kazuya und ebenfalls wichtige Figur im Universum von Tekken.
Dafür gibt es ja die Charakter-Episoden. Wenn ihr nach knappen drei Stunden die Blutfehde beendet habt (auch wenn natürlich ein Hintertürchen offengelassen wird), dann kommen die Episoden zu den anderen illustren Kämpfern des Tekken-Universums gerade recht. Bis ihr merkt, dass jede Charakter-Episode aus nur einem Kampf besteht und nach fünf Minuten durchgefeuert ist, ohne dass ihr in irgendeiner Form schlauer über die anderen Charaktere wird.
Die Charakter-Episoden gehen also nicht mal als richtiger Arcade-Modus durch, selbst der Arcade-Modus besteht nur aus einer handvoll Auseinandersetzungen. Bleibt noch der Treasure-Kampf. Hier vermöbelt ihr in Endlosschleife Gegner, steigt im spielerspezifischen Rang auf, verdient Kohle und schaltet neue Kleidungsstücke für die Riege der Kämpfer frei. Auch in Tekken 7 lassen sich die verschiedenen Charaktere anpassen, stellenweise entstehen so richtig alberne Kreationen. Im Gegensatz zu Injustice 2 hat die Garderobe, bis auf ganz wenige Ausnahmen, keinen Einfluss auf das Kampfgeschehen.
PS4 Pro im Vorteil
Spielt ihr Tekken 7 auf der PlayStation 4, müsst ihr euch mit einer Auflösung von maximal 900p zufrieden geben, dafür wird an der Bildrate nicht gerüttelt. Hier werden euch butterweiche 60 Bilder pro Sekunde serviert. Besitzt ihr eine PlayStation 4 Pro, erreicht die Auflösung 1080p, was gerade bei den Charakteren für ein schärferes und knackigeres Bild sorgt. Wenn wir schon beim Thema PlayStation sind: Tekken 7 bietet zwei VR-Spielmodi, beide sind gleichermaßen überflüssig. Entweder bestaunt ihr die Kämpfe in einer freieren VR-Perspektive, was keinerlei spielerische Vorteile bringt, im Gegenteil, oder schaut euch die Charaktere im virtuellen Raum an.
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