Preview - Tales from the Borderlands : Der Schlüssel zum Erfolg?
- PC
Anfangs schien die Kooperation zwischen Gearbox und Telltale Games ungewöhnlich. Ergibt ein Adventure in der Welt von Borderlands Sinn? Schließlich ist der anarchische Shooter nicht gerade für epische Geschichten bekannt. Doch auf der E3 zeigen die Entwickler, die mit der Walking-Dead-Serie vor zwei Jahren ihren Durchbruch feierten, warum auch der Abstecher nach Pandora verdammt viel Spaß machen könnte.
Wie lange bleibt das für Telltale typische Gameplay noch frisch? Eine Frage, die sich mittlerweile im Kopf des einen oder anderen Spielers festgesetzt haben dürfte. Denn so fesselnd die Geschichten auch sein mögen, die Erfahrung, ein Telltale-Adventure zu spielen, fühlt sich mittlerweile doch ziemlich gleich an, egal ob man Lee, Clem oder Bigsby folgt. Und nun also eine weitere Serie, die später im Jahr startet: Tales from the Borderlands erweitert das Universum des abgefahrenen Ego-Shooters aus dem Hause Gearbox. Nach der ersten, knapp vierzigminütigen Präsentation auf der E3 könnte dieser neue Fünfteiler ein ebenso wilder wie spaßiger Ritt werden.
Das liegt zum einen natürlich am Schauplatz an sich. Auf Pandora tummeln sich zahlreiche verschrobene Charaktere. Ein perfekter Nährboden für die Entwickler von Telltale, die in ihrer Abenteuerserie nicht nur auf bestehende Protagonisten zurückgreifen, sondern selbstverständlich auch neue etablieren. Hier gibt es schon den ersten großen Unterschied zu den vorherigen Projekten des Studios. Anstatt eine Person zu spielen, stehen in Tales from the Borderlands zwei im Rampenlicht. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein.
Adlerauge
Da ist zum einen Rhys, der allen Grund für seine schlechte Laune hat. Als Hyperion-Mitarbeiter hatte er fest damit gerechnet, nach dem Tod von Handsome Jack die Zügel in die Hand zu nehmen. Ruhm, Reichtum und Macht: genau sein Ding. Stattdessen sitzt jetzt Vasquez im Chefsessel. Keine zwanzig Minuten ist er der Boss und schon ist ihm die neue Position zu Kopf gestiegen. Vasquez ist arrogant bis in die letzte Pore. Kurz gesagt: ein echter Kotzbrocken.
Um ihm eins auszuwischen, schmiedet Rhys einen Plan. Er bekommt bei einem Telefongespräch mit, das Vasquez einen Vault-Schlüssel kaufen möchte. Kurzerhand hackt sich Rhys in seinen Computer und bekommt so alle nötigen Informationen. Denn Rhys hat ein bionisches Auge. Mit dem Ding soll er noch weitere Dinge anstellen können. Was genau, wollten die Entwickler nicht verraten.
Abseits Schema F
Und so dreht sich der Abschnitt in der Präsentation um die Beschaffung dieses Vault-Schlüssels. Dabei kann Rhys auf die Hilfe seiner beiden Freunde zurückgreifen, die ebenfalls bei Hyperion angestellt sind. Kurzerhand beschaffen sie Kohle und reisen nach Pandora, um den Deal unter Vasquez’ Nase wegzuschnappen. Es dauert jedoch nicht lange, bis die ersten Probleme auftreten. Allerdings ist dieser Teil der ersten Episode eine Rückblende. Die eigentliche Geschichte spielt sich ein Jahr später ab.
In den ersten vierzig Minuten zeigte Telltale, dass man sich vom typischen Gameplay der anderen Serien entfernt. Nicht unbedingt, was die grundsätzliche Mechanik betrifft, vielmehr fügen die Entwickler Elemente hinzu. Als es Stunk mit einigen Einheimischen eines Dorfes gibt, ruft Rhys einen Roboter, dessen Ausrüstung ihr selbst bestimmen dürft. Außerdem findet ihr, typisch für Borderlands, an so ziemlich jeder Ecke Beute. Was ihr damit anstellen könnt, wollten die Entwickler vor Ort nicht verraten. Auch bezüglich der Navigationsleiste am oberen Bildschirmrand schwieg Telltale.
Ihr werdet in Tales from the Borderlands oft vor die Wahl gestellt. Abseits der typischen Entscheidungen in Dialogen oder der Aktionen gehen die Entwickler von Telltale dieses Mal einen Schritt weiter. Hier kommt Fiona ins Spiel.
Wenn zwei sich streiten …
Fiona und Rhys lernen sich nämlich irgendwann kennen, verlieren sich wieder aus den Augen und treffen sich erneut, als sie von einer mysteriösen Person aufgefordert werden, „ihren Job zu Ende zu bringen“. Darauf haben die beiden aber keine Lust, bei den beiden hängt der Haussegen nämlich gewaltig schief. Als Rhys also von der chaotischen Übergabe des Schlüssels erzählt - er reißt dem Besitzer mit seinem bionischen Arm das Herz heraus, als dieser die Ware nicht herausrückt -, fällt ihm Fiona ins Wort. Ihrer Aussage nach sei diese Szene komplett anders verlaufen und ihr dürft entscheiden, wie. Bei der Präsentation erzählt Fiona, dass sie auch vor Ort war und mit ansah, dass ein Vault-Hunter aus dem Nichts auftauchte und sich den Schlüssel schnappte. Damit endete dann leider auch die Präsentation, was einige Fragen offenlässt.
Das wirft natürlich die Frage auf, wie oft ihr die Geschichte aufgrund der verschiedenen Sichtweisen ändern könnt und wie gravierend die Auswirkungen sind. Gleichzeitig ist es ein tolles Stilmittel, um beiden Protagonisten mehr Facetten zu verleihen. Hoffentlich entwickelt sich mit der Zeit ein munteres Ratespiel, wer wann die Wahrheit erzählt und wer lügt, dass sich die Balken biegen. Wenn Telltale sich hier geschickt anstellt, haben die Entwickler ein tolles Instrument, um ihre Borderlands-Geschichte zu erzählen. Viele Faktoren stimmen schon jetzt: der Humor zum Beispiel. Im verbalen Schlagabtausch herrscht viel Wortwitz. Tales from the Borderlands hinterlässt lange nicht so einen destruktiven und melancholischen Eindruck wie zum Beispiel The Walking Dead.
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