Preview - Strange Brigade : Mumien sind auch irgendwie Zombies
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Valve scheint grundsätzlich etwas gegen dritte Teil zu haben. Nicht nur dass, Half-Life 3 mittlerweile als längster Treppenwitz der Spielegeschichte gilt, auch auf Left 4 Dead 3 warten wir vermutlich noch bis zum Sanktnimmerleinstag. Diese Lücke zu füllen, scheint derzeit fast schon eine Mode in der Spielelandschaft geworden zu sein: Nach Earthfall und vor GTFO versucht in Kürze Strange Brigade in die Fußstapfen der rennenden Zombies zu treten.
Für alle, die noch nie von Strange Brigade gehört haben, das wichtigste in Stichpunkten: Strange Brigade ist genau wie Left 4 Dead ein 4-Spieler-Koop-Shooter gegen Zombies – bei denen es sich streng genommen um Mumien handelt, die aber wie Zombies aussehen und sich ebenso schlurfend verhalten. Entwickelt wird es von Rebellion, die vor allem für Aliens vs. Predator und die Sniper-Elite-Reihe bekannt sind. Das Setting orientiert sich wie Indiana Jones an den Abenteuer-B-Movie-Serien der 30er Jahre.
Doch spielerisch hat Strange Brigade sehr viel mehr vorzuweisen und holte sich dafür sogar Inspiration bei Titeln wie Tomb Raider und Uncharted, wie ihr gleich ausführlich erfahren werdet.
Indiana Jones trifft Left 4 Dead
Im Gegensatz zu vergleichbaren Titeln nimmt sich Strange Brigade nicht bierernst. Die Koop-Gaudi ist eingebettet in eine trashige Rahmenhandlung, die den reißerischen Stil von 30er-Jahre-B-Movies nachahmt. Die Zwischensequenzen vor den einzelnen Kapiteln sind dementsprechend wie alte Wochenschau-Beiträge montiert, samt überdramatisierendem Sprecher, der jedes einzelne Wort wie einen Superlativ wirken lässt. „Werden unsere Helden ihr bislang größtes Abenteuer überstehen?“ Man denke sich jede Silbe von einem Marktschreier vorgetragen.
In dieser Weise kommentiert der Erzähler das Geschehen wie in Bastion auch während des Spiels, stets wunderbar unterhaltsam und ironisch. Als wir beispielsweise versehentlich einen Alarm auslösen und damit Scharen von Gegnern anlocken, versieht er unseren Fauxpas süffisant mit den Worten: „Die Brigade – wie immer Meister der Heimlichkeit ...“
Die Brigade – das ist ein zusammengewürfelter Haufen illustrer Abenteurer, die von ihrem Luftschiff aus auf weltweite Schatzsuche gehen und in ihrer exotischen Zusammensetzung an Edel-Trash der Sorte Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen erinnert. Im Gegensatz zu Left 4 Dead verfügt jeder Charakter über unterschiedliche Fähigkeiten, bevorzugt etwa individuelle Waffengattungen oder vollbringt Dinge, die die anderen nicht können, wie etwa Geheimräume aufspüren oder mächtige Zauber entfesseln.
Über sein Setting ist Strange Brigade daher mindestens ebenso mit Abenteuerspielen wie Tomb Raider und Uncharted verwandt wie mit besagtem Zombie-Shooter. Die beiden Level, die wir zusammen mit den Entwicklern anspielen durften, fanden entsprechend zum einen in einem Dschungel statt mit seinen typischen Palmen, Hängebrücken und Grabmälern, zum anderen in einer Piratenhöhle. Das bedeutet auch für die Gegner mehr Abwechslung: Mumien und Skelette bilden das Kanonenfutter, das gerne in Gruppen und Horden auftritt, Riesenskorpione sind deutlich seltener, dafür aber auch deutlich stärker, und sogar mit Bossen wie einer ägyptischen Gottheit und einem Le-Chuck-artiger Zombiepirat bekommt ihr es an klimaktischen Stellen zu tun.
Einflüsse von Tomb Raider und God of War
Doch vor allem auch spielerisch ließ sich Strange Brigade von seinen Vorbildern aus dem Action-Adventure-Genre inspirieren. Während sich die Spieler in Left 4 Dead fast ausnahmslos im Dauerfeuer den Weg zum Levelende durchballern, sind die Kapitel von Strange Brigade mit zahlreichen, meist optionalen, Rätseln gespickt, die bei ihrer Bewältigung mit besseren Waffen, zusätzlichem Geld oder wertvollen Heiltränken locken.
Wie bei God of War müssen dafür zum Beispiel versteckte Runen aktiviert werden, um einen geheimen Durchgang zu öffnen, oder ihr nehmt einen kleinen Umweg in Kauf, um an dessen Ende eine Schatztruhe mit kostbarer Beute zu looten. Strange Brigade wird auf diese Art und Weise deutlich weniger geradlinig und spielerisch um einiges anspruchsvoller als Left 4 Dead und dessen bisherige Nachahmer. Allerdings bin ich unschlüssig, ob man im kooperativen Zusammenspiel tatsächlich die Lust verspürt, von derartigen Ablenkungen im Spielfluss aufgehalten zu werden.
Solcherart Betätigungen sind daher vermutlich eher für den Einzelspielermodus gedacht. Denn Rebellion verspricht, dass Strange Brigade nicht ausschließlich Koopfreunde ansprechen soll, sondern auch komplett als Singleplayererfahrung durchzuspielen ist. Man habe hierfür sehr viel Arbeit in ein optimales Balancing gesteckt, betonen die Entwickler mehrfach. So passt sich der Schwierigkeitsgrad dynamisch an die Anzahl der Spieler an: Je mehr Spieler, umso stärker und zahlreicher werden die Gegner – auch während das Spiel schon läuft. Denn ihr könnt jederzeit in einer laufenden Sitzung Freunde wie Fremde dazuholen oder auch in andere Partien einsteigen. Selbst wenn einer der Spieler die Internetverbindung verliert, passt das Spiel sofort den Schwierigkeitsgrad daran an.
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