Test - Splatoon 2 : Nur ein Remake? Mitnichten!
- NSw
Was auf der Wii U schon gut lief, kann auf der Switch nur einschlagen. Wir haben die Kleckser nachgeladen und Splatoon 2 mit dem Prädikat „echtes Sequel“ ausgezeichnet. Warum es viel mehr als ein Content-Update ist, erfahrt ihr in unserer Review.
Der Wii U hat Splatoon zeitweilig zu einer kleinen Blütezeit verholfen. Die neue Marke war der perfekte Beweis dafür, dass sich Nintendo guten Gewissens auch einmal außerhalb des eigenen Fahrwassers austoben kann. Auch wenn der Umfang zum Release zu wünschen übrig ließ, war es nach einigen kostenlosen Updates doch ein wirklich rundes Spiel. Jetzt, mit Splatoon 2, kommt zusammen, was zusammengehört. Die Rede ist von der Switch, die für Multiplayer-Partien geradezu perfekt ausgelegt ist.
Doch von Anfang an musste sich der neue Teil vorwerfen lassen, nicht viel mehr als eine erweiterte Version des Erstlings zu sein, nichts, das man nicht auch mit einem Content-Update hätte nachreichen können. Diese Betrachtungsweise ist nicht nur zu einseitig gedacht, sondern vor allem faktisch falsch. Splatoon 2 macht so vieles anders, so vieles neu, dass es eines Vollpreistitels würdig ist und das Prädikat „echte Fortsetzung“ verdient. Warum die Unkenrufe dennoch so laut sind, ist mir völlig unverständlich. Liegt es daran, dass Sequels immer häufiger mit einem neuen Szenario assoziiert werden? Nur würde genau das in Splatoon kaum Sinn ergeben.
Große Lecks gestopft
Splatoon 2 bietet wichtige Serienneuerungen, die im Erstling noch schmerzlich gefehlt haben. Zum einen ist das der völlig neue Koop-Modus Salmon Run. Hier geht es einzig und allein ums Ballern und nicht ums Färben. Auf einer Insel-Map tauchen in mehreren Wellen sogenannte Salmoniden auf. Ziel ist es, eine festgelegte Quote an goldenen Fischeiern zu ergattern und in einem Korb abzulegen. Die wiederum werden nur von unterschiedlichen Bossen fallen gelassen, von denen auch mehrere auf einmal auftauchen können. Salmon Run stellte sich stellenweise als überraschend knackig heraus und ist vor allem durch sein völlig andersartiges Gameplay interessant.
Gespielt wird entweder zu festgelegten Zeiten online oder im lokalen Multiplayer – der anderen großen Neuerung – mit maximal vier Spielern. Hier kommt es vor allem auf eine gute Absprache an, denn die Salmoniden können von überall her auftauchen. Sind alle Spieler gleichzeitig k.o., war's das. Lebt noch einer, kann er die Teamkollegen wiederbeleben, was angesichts schierer Gegnermassen manchmal sehr schwer ist.
Lokal können aber auch ganz normale Matches ausgetragen werden. Da die Spiele (noch) keinen Voice-Chat bieten und das in Zukunft auch nur mit umständlichem Kabelgedöns möglich ist, durfte das in Splatoon 2 auf keinen Fall fehlen. Zu meinem Schrecken kam es ausgerechnet während der ersten lokalen Partien mit zwei Metern Abstand zum Mitspieler zu Verbindungsproblemen zwischen den Konsolen, die uns in der Redaktion bereits das eine oder andere Mario-Kart-Rennen madig gemacht hatten. Die ernsthafte Sorge, dass die noch immer nicht behobenen Drahtlosprobleme der Konsole die großen Aushängeschilder von Splatoon 2 unspielbar machen könnten, hat sich allerdings dauerhaft nicht bestätigt. In der Regel läuft es lokal wie geschmiert.
Das ist wichtig, denn nur so bleibt Splatoon 2 auch auf lange Sicht interessant, auch wenn die Singleplayer-Kampagne etwas mehr Anreize zum erneuten Spielen bietet als im Vorgänger. Sie läuft im Grunde ähnlich ab wie dort, allerdings gibt es nun mehr Collectibles, mit denen ihr eure Waffen aufrüsten könnt. Zudem winken Belohnungen, wenn ihr jede Mission mit jeder Waffe abschließt, was bei manchen Waffen einem neuen Schwierigkeitsgrad gleichkommt.
Trotz aller lobenden Worte zu den neuen Modi ist es ein Versäumnis, dass Splatoon 2 nicht über einen Splitscreen-Modus verfügt. Warum das so ist, ist mir völlig schleierhaft, denn sogar der Wii-U-Teil bot wenigstens die Möglichkeit, Splatoon zu zweit auf nur einer Konsole zu spielen, auch wenn der Modus lahm war. Ich könnte allenfalls durch die schwere Übersicht angesichts der vielen Farben einen Grund herbeiargumentieren, denn technische Ursachen kann ich mir schwer vorstellen. Auch dass es kein Minispiel mehr gibt, um sich die Wartezeit auf Mitspieler zu vertreiben, ist schade.
Verbesserungen im Detail
Obwohl Splatoon 2 auf den ersten Blick keine großen Sprünge macht, stecken doch viele Detailverbesserungen in dem Farb-Shooter. Die 1080p der Switch stehen Inklingen, dem Miezrichter und all den anderen abgedrehten Charakteren gut zu Gesicht. Aber vor allem in Sachen Design wirkt die Fortsetzung dezent lebendiger. Alleine die Übertragung bei jedem Spielstart, in der Perla und Marina die aktuellen Arenen ankündigen, sind ein Augenschmaus. Wer den direkten Vergleich zu Splatoon zieht, wird den Unterschied merken. Statt eines leblosen Hintergrunds sind nun der Inkopolis-Platz und gaffende Fans im Hintergrund zu sehen. Derartiger Feinschliff lässt sich an so vielen Stellen finden, dass es zu viel des Guten wäre, alle aufzuzählen.
Der Inkopolis-Platz ist nun viel gedrungener, er wirkt nicht mehr unnötig weitläufig und wurde durchdachter mit Läden und Buden befüllt. Die Standardläden für Ausrüstung und Waffen sind wieder dabei, aber es gibt auch Neues. Bei Shrimpson können jetzt Marken aus dem Singleplayer eingetauscht werden, damit ihr nach Kämpfen mehr Erfahrung oder Geld erhaltet.
Siggi, bei dem ihr im Vorgänger Ausrüstung anderer Spieler bestellen und im Austausch gegen Supermuscheln manipulieren konntet, wurde durch ein kleineres Modell ersetzt, das einiges mehr draufhat. Entfernt ihr Effekte einer Ausrüstung, sind sie nicht einfach futsch. Sie werden gesammelt und können später neu zusammengesetzt werden. Damit ist es noch einfacher, die Ausrüstung dem eigenen Spielstil anzupassen.
Das war die Pflicht, jetzt kommt die Kür
Besonders wichtig sind natürlich die neuen Arenen und Waffen. Bisher wirkt jede Arena frisch und von keiner bisher bekannten abgekupfert. Selbst Veteranen werden sich also völlig neu orientieren müssen. Wie auch im ersten Teil werden mit kostenlosen Updates noch längere Zeit weitere Stages nachgereicht, doch schon jetzt sorgt Splatoon 2 für genügend Abwechslung zum Release. Nervig ist aber weiterhin, dass die Arena noch immer nicht à la Mario Kart frei wählbar ist, sondern an einem Rotationssystem festgehalten wird. Immerhin: Das Intervall für den Wechsel wurde von vier auf zwei Stunden gekürzt.
Trotz neuer Haupt-, Sekundär- und Spezialschießeisen, die die schon Bekannten ergänzen, hatte ich in den vielen Multiplayer-Matches den Eindruck, dass das Balancing schon jetzt weitgehend final ist. Keine Waffe wirkte auffällig über- oder unterlegen. Die Doppelkleckser und der Pluviator spielen sich ganz anders und erweitern den taktischen Umfang des Shooters.
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