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Special - Förderung der deutschen Spielelandschaft : Entwickler- oder Entwicklungsland?

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Gameswelt: Wurden bei euch bestimmte Projekte durch die Landes- oder Bundesregierung subventioniert? Wenn ja, welche?

Avni Yerli: Wir haben bisher noch keine finanzielle Unterstützung für Projekte von der Landes- oder Bundesregierung erhalten.

GW: Wie sollte der Staat beziehungsweise die Landesregierung euch am besten unter die Arme greifen? Oder benötigt ihr diese Form der finanziellen Unterstützung gar nicht?

AY: Der Staat und die Landesregierung sollten nicht unbedingt uns im Speziellen, sondern vor allem der Spieleindustrie insgesamt unter die Arme greifen. Beinahe alles, was in der Branche geleistet wird, ist von Forschung und Entwicklung getrieben. Das Risiko, das Spieleentwickler eingehen, sollte durch Subventionen verringert werden, wie es in anderen Ländern schon der Fall ist. In England beispielsweise werden Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen bezuschusst. Dieses Vorgehen würde die Innovationskraft in Deutschland fördern und die Zukunftschancen regionaler und kleinerer Unternehmen steigern. Da liegen wir noch weit hinter dem ausländischen Wettbewerb.

Es gibt einige Punkte, an denen diese Förderungen ansetzen könnten. Anschubfinanzierung, zum Beispiel Prototypfinanzierung, und die Entlastung bei Forschungs- und Entwicklungskosten sind ein paar Beispiele. In Deutschland ist es noch unklar, ob so etwa für unsere Branche existiert, beziehungsweise sehr schwer zu erschließen, wenn es existieren sollte.

GW: In Großbritannien werden Spielentwickler künftig mit bis zu 1,2 Millionen Euro gefördert – vorausgesetzt, sie erfüllen bestimmte Bedingungen. Was denkt ihr über diese Entwicklung und wünscht ihr euch, dass der deutsche Staat ebenso handelt?

AY: Absolut! Man muss verstehen, welche Innovationskraft in der Spieleindustrie steckt und welche positiven Effekte die Forschung auf andere Branchen haben kann. Die Gesellschaft wird früher oder später mit Spieletechnologie konfrontiert werden oder Spieletechnologien anwenden. Das wird nicht immer durch Computerspiele passieren, sondern auch über andere Branchen, auf die die Spielebranche starken Einfluss hat.

GW: Vertretet ihr ebenfalls die Meinung des BIU, dass die deutsche Spielebranche den Anschluss zu verlieren droht, sollte der Staat künftig nicht mehr in diese Branche investieren?

AY: Das kann auf jeden Fall passieren. Inzwischen ist es nicht mehr so wie früher, dass man von Anfang an einen Partner findet, der ein Projekt unterstützt. In der Regel muss man zu Beginn sehr viel selbst vorfinanzieren. Das kann eine große Hemmschwelle für Entwickler sein und davon abschrecken, neue Technologie zu erforschen oder neue Design-Entscheidungen zu treffen, die das Projekt vielleicht von anderen differenzieren könnten.

Ich bin der Meinung des BIU, dass der Abstand noch größer wird und wir den Wettbewerb verlieren können, wenn die Branche nicht mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommt.

GW: Was muss passieren, damit Deutschland in Sachen Spielentwicklung mit europäischen Ländern wie Großbritannien oder Frankreich gleichzieht? Hat der Standort Deutschland überhaupt das Potenzial dazu oder ist Deutschland bereits mit diesen Ländern gleichauf?

AY: Das Wichtigste ist, dass man das wirtschaftliche Potenzial der Spieleindustrie endlich erkennt und versteht, welche Einflüsse die Industrie hat. Ihr Stellenwert in der Gesellschaft und die Jobs, die sie generiert, sind vielen nicht bewusst.

Andere Industriezweige werden eher gefördert, weil man deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft klar erkennen und einschätzen kann. In den entscheidenden Gremien muss Fachkompetenz eingebaut werden, damit die Spieleindustrie besser durchschaut werden kann.

Obwohl Computerspiele allein in Deutschland einen Milliardenmarkt darstellen, gibt es noch eine deutliche Zweiteilung. Entweder man gehört zur Gruppe derer, die spielen und Ahnung davon haben, oder man hat nichts mit Computerspielen zu tun. Auch wenn die Akzeptanz gegenüber der Industrie größer wird, fehlt immer noch die Auseinandersetzung mit dem Einfluss und der Innovationskraft sowie dem kulturellen Stellenwert der Spieleindustrie. Computerspiele sind ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung unserer Gesellschaft.

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